DOI Heft:
Heft 12
DOI Artikel:Semper, Hans: Die kirchliche Holzdekoration Belgiens im Rubensstil und in seinen Ausläufern
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7909#0113
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H^3. Lichenholzbrüstung in der Jesuitenkirche St. Michel in Louoain.
Die NrIliJk ZohlikLorslion Velgikis im Rußenffil tmD
in Mm KuMchrn.
Pon prof. Dr. Hans Semper.
I Kirchliche Grstühle und Bänke.
n keinem Zweige der belgischen Decoration
gelangte der eigenthümliche, reiche, blüh-
ende, malerische, bei aller Fülle doch klare,
bei allen barocken Einfällen doch edle
Rubensstil zu schönerem Ausdruck, als in
dem prächtigen polz-Mo biliar, wo-
mit jetzt die Kirchen Belgiens verschwenderisch ausgestattet
wurden. Nachdem wir (5. 93 ff.) die stilistischen Ausgangs-
punkte und Grundlagen desselben kennen gelernt haben,
genügt es uns, dasselbe nach Kategorien und Typen vor-
zuführen und nur aus einzelne besondere Eigenthümlich-
keiten desselben noch gelegentlich hinzuweisen.
In den Thorstühlen hatten die Künstler dieser
Periode zwar keine neue Aufgabe vor sich, aber wie gänz-
lich neu erscheinen die Formen und der Gesammteindruck,
wenn man sie mit den noch in dasselbe Jahrhundert fal-
lenden Thorstühlen der Taillebert vergleicht! Bei Taillebert
zwar schlanke, zarte Formen, aber zugleich eine Zersplit-
terung in allerlei nur theilweise zur Geltung kommende
Motive, die in allen möglichen Techniken, Schnitzerei,
Kerbschnitt, durchbrochener, aufgeleimter Arbeit ausgeführt
sind; an den Thorstühlen des Rubensstiles dagegen eine
wohl abgewogene Wirkung der voll zur Geltung gelan-
genden Theile, die kräftig, plastisch, wie aus einem Guß
und in musterhafter Schnitztechnik ausgebildet sind. Leider
sind uns von vielen dieser Thorstühle die Meister nicht
bekannt, die jedenfalls theilweise zu den besten Kräften
ihrer Zeit gehörten, indem unter Andern die beiden Ar-
nold Auellinus, Lucas Faidherbe, Jan van
Milder u. A. sich an solchen Aufgaben hervorragend
betheiligten und zahlreiche Schüler dabei heranbildeten.
Führen wir zuerst eine Reihe von Lhorstühlen im
Rubensstil an, deren Entstehungszeit und Autoren be-
kannt sind.
^7 führte Martin Moenart nach Zeichnungen
des Bildhauers Cornelius Berhoeve von Brügge die Thor-
stühle in der Iacobskirche zu Brügge aus, die mit
Statuen von Tugenden und an den beiden Endfeldern
von dem Stuhlwerk in der Liebfrauenkirche zu Dendermonde.
der Rücktäflung mit Reliefdarstellungen des Martyriums
und der Apotheose des hl. Jacob geschmückt und reich
decorirt fink.1) s65s stellte Jean Tardon von Ant-
i) Marchal, Les sculpteurs des Pays-Bas etc. Mem. couronnes.
Vol. XLI, pag. 116.
Zeitschrift des bayer. Aunstgerverbe-Vereins München.
*896. Heft \2. (Bg. *.)
H^3. Lichenholzbrüstung in der Jesuitenkirche St. Michel in Louoain.
Die NrIliJk ZohlikLorslion Velgikis im Rußenffil tmD
in Mm KuMchrn.
Pon prof. Dr. Hans Semper.
I Kirchliche Grstühle und Bänke.
n keinem Zweige der belgischen Decoration
gelangte der eigenthümliche, reiche, blüh-
ende, malerische, bei aller Fülle doch klare,
bei allen barocken Einfällen doch edle
Rubensstil zu schönerem Ausdruck, als in
dem prächtigen polz-Mo biliar, wo-
mit jetzt die Kirchen Belgiens verschwenderisch ausgestattet
wurden. Nachdem wir (5. 93 ff.) die stilistischen Ausgangs-
punkte und Grundlagen desselben kennen gelernt haben,
genügt es uns, dasselbe nach Kategorien und Typen vor-
zuführen und nur aus einzelne besondere Eigenthümlich-
keiten desselben noch gelegentlich hinzuweisen.
In den Thorstühlen hatten die Künstler dieser
Periode zwar keine neue Aufgabe vor sich, aber wie gänz-
lich neu erscheinen die Formen und der Gesammteindruck,
wenn man sie mit den noch in dasselbe Jahrhundert fal-
lenden Thorstühlen der Taillebert vergleicht! Bei Taillebert
zwar schlanke, zarte Formen, aber zugleich eine Zersplit-
terung in allerlei nur theilweise zur Geltung kommende
Motive, die in allen möglichen Techniken, Schnitzerei,
Kerbschnitt, durchbrochener, aufgeleimter Arbeit ausgeführt
sind; an den Thorstühlen des Rubensstiles dagegen eine
wohl abgewogene Wirkung der voll zur Geltung gelan-
genden Theile, die kräftig, plastisch, wie aus einem Guß
und in musterhafter Schnitztechnik ausgebildet sind. Leider
sind uns von vielen dieser Thorstühle die Meister nicht
bekannt, die jedenfalls theilweise zu den besten Kräften
ihrer Zeit gehörten, indem unter Andern die beiden Ar-
nold Auellinus, Lucas Faidherbe, Jan van
Milder u. A. sich an solchen Aufgaben hervorragend
betheiligten und zahlreiche Schüler dabei heranbildeten.
Führen wir zuerst eine Reihe von Lhorstühlen im
Rubensstil an, deren Entstehungszeit und Autoren be-
kannt sind.
^7 führte Martin Moenart nach Zeichnungen
des Bildhauers Cornelius Berhoeve von Brügge die Thor-
stühle in der Iacobskirche zu Brügge aus, die mit
Statuen von Tugenden und an den beiden Endfeldern
von dem Stuhlwerk in der Liebfrauenkirche zu Dendermonde.
der Rücktäflung mit Reliefdarstellungen des Martyriums
und der Apotheose des hl. Jacob geschmückt und reich
decorirt fink.1) s65s stellte Jean Tardon von Ant-
i) Marchal, Les sculpteurs des Pays-Bas etc. Mem. couronnes.
Vol. XLI, pag. 116.
Zeitschrift des bayer. Aunstgerverbe-Vereins München.
*896. Heft \2. (Bg. *.)