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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1896

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Heft 12
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Semper, Hans: Die kirchliche Holzdekoration Belgiens im Rubensstil und in seinen Ausläufern
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https://doi.org/10.11588/diglit.7909#0114

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^5. Lommunion - Schranken in St. Jacques zu Antwerpen.
(Aus l’art monumental en Belgique.)

werpen die Lhorstühle von Afflighem her, die zu den
reichsten des Landes gehörten und nach Frankreich wan-
derten. 1658—70 wurden von beiden Arnold Auellinus,
Vater und Sohn, die Lhorstühle von S. Zacob in Ant-
werpen hergestellt, die gleichfalls zu den schönsten Schö-
pfungen ihrer Art gehören und den Rubensstil in seiner
Glanzperiode vertreten (Tafel *s6).

Noch reicher und ebenfalls durch edlen Stil und voll-
endete Ausführung hervorragend, sind die 1663 aus-
geführten Lhorstühle in der Airche von Vilvorde, die
sich ursprünglich in der Prioratskirche von Groenendael
befanden?) Sie zeigen unmittelbarste Stilverwandtschaft mit
dem vorher erwähnten Thorgestühle und dürften ebenfalls
auf Arnold Quellinus und dessen Schule zurückzuführen sein,
wir sehen hier die Motive des Rubensstiles in reichster
Fülle, doch ohne Ueberladung ausgestreut. Reich ornamentirt
sind auch die Lhorstühle von Notre Dame in Brügge,
welche 166<1 von Scho kaert und Franz Schapelinck
von Brügge ursprünglich für die Abtei von Ecke-
houte ausgeführt wurden. Bon denselben Aünstlern sind

{46. Beichtstuhl in St. Paul zu Antwerpen.

auch die eleganten Lhorstühle von S. Anna zu Brügge?)
1668 führte Jacob Boxhorinck die Lhorstühle von * 2

’) psendyck, Litt. S. \7.

2) Marchal a. a. CD. Vol. XLI. p. uz.

Laeken bei Brüssel nach Zeichnungen des Architecten
Wenzel Loeberger und 1668 bis 1670 Ludwig wil-
lemsens von Antwerpen, ein Schüler Arnold Auellinus'
des Alten, den plastischen Schmuck des Lhorgetäfels von
S. Bernhard zu Antwerpen aus, darunter 12 ganze
Figuren von heiligen?) Auch die Lhorstühle der Airche
von Soignies von 1675 sind noch im Rubensstil ge-
halten. Gilt Ausläufer der Rubensschule, Michel Ver-
voort von Antwerpen, ein Schüler des pendrik Losyns,
der bereits in's (8. Jahrhundert hineinragt, führte endlich
mit Pieter Sutter die Lhorstühle von S. Michael in
Gent aus, welche er mit den Statuen der 8 Seligkeiten
schmückte?) Unter den Lhorstühlen, deren Daten uns un-
bekannt, sind vor Allem diejenigen in der Liebfrauenkirche
von Dendermonde hervorzuheben, welche sich den
schönsten Möbeln dieses Stiles anreihen, und wahrscheinlich
ebenfalls der Antwerpener Schule des Arnold Auellinus
des Alten zuzuweisen sind. Die saftige Fülle des Rubensstiles
tritt hier in klassischer Ausprägung hervor. (Abb. lsi*f.)
Dasselbe gilt von den Lhorstühlen der Paulskirche zu
Antwerpen, wahrscheinlich ebenfalls aus der Schule Auel-
linus' hervorgegangen, die außerdem mit ganz großartigen
Portalverkleidungen im schönsten Rubensstil in Verbindung
stehen.

Zhnen reihen sich an die Lhorstühle der Dominikaner
zu Antwerpen, von S. Bavon zu Gent, S. Michael
zu Löwen, S. Gertrud zu Nivelles, S. Paul und
S.Zacques zu Lüttich, sowie in der Aathedrale von Tirle-
mont. Diese, mit freistehenden Engelfiguren, sowie Re-
liefbüsten von Heiligen an der Rückvertäfelung, sowie
schönem Rankenwerk, dürften ebenso wie die von Grim-
bergs der späteren Epoche des Rubensstiles, in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts angehören, in welcher die
Motive dieses Stiles zwar noch beibehalten sind, aber das
Reliefrahmenwerk sich zu sehr vordrängt und einen etwas
unruhigen Lharakter hervorbringt. Auch zeigen die Relief-
büsten von Heiligen an der Rückvertäfelung nicht mehr
die Schönheit der besten Zeit, wogegen die Ornamentik
noch aus ihrer Höhe steht.

Für die Beichtstühle dieser Zeit waren bezüglich
der Anordnung, wie wir oben erwähnten, die auf dem
Loncil von Trient vereinbarten Vorschriften, welche Larlo

1) Marchal a. a. (D. Vol. LXI. p. 7Z.

2) Marchal a. a. L>. Vol. XLI. p. 79.
 
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