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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1896

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Heft 12
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Haupt, Albrecht: Oertliche Besonderheiten in älteren Tischlerarbeiten, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7909#0121

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Communion-Schranken in St. Jacques zu Antwerpen.
(Ans 1'art rnonumental en Lel^ique.)

SkrlliDk SksonilkOitkN m älteren IlglkMökiten.

Von Dr. Albrccht Haupt, Hannover.

(Schluß.)

enn wir ini Norden eine besondere (Ligen-
art sehen, die sich zu neuem Thun er-
hebt und ihr Dasein vertheidigt, so
würde es nicht schwer sein, für unser
ganzes großes Vaterland die verschiedenen
Stämme auch im alten holzwerk und
Mobiliar auf das Deutlichste von einander getrennt und
ausgeprägt zu erweisen. Unterscheidet man ja auch in
den Sammlungen unserer Aunstgewerbe -- Museen aus das
Genaueste etwa: niederrheinisch, holländisch und vlämisch
nicht nur im Mittelalter, sondern, ja noch deutlicher, bis
nach dem 30jährigen Urieg hinaus.

Und welch' eine Eigenart zeigt wieder Schweiz, Mber-
bayern und Tirol auf diesem Gebiete! Einzelne Städte
sogar, wie Aöln, Nürnberg, sind in gewissen Zeiten von
einer Eigenart, die eben nur ihnen gehört und außerhalb
des Schattens ihrer Thürme verschwindet.

Jedoch nicht nur in besonders begünstigten Städten
und Ländern, auch in fast ärmlichen und bescheidenen
Winkeln, auf den Bauernhöfen abgeschlossener Gegenden
haben sich ähnliche Erscheinungen ausgebildet, bewahrt
und erhalten, lebendig bis fast zur Gegenwart. Die
Dörfer im holsteinischen um Hamburg herunr und in den
Vierlanden zeigen noch jetzt ganz eigenthümliche Mobiliars,
die bis in die Mitte unseres Jahrhunderts dort gefertigt
wurden, meist in merkwürdig eingelegter Arbeit, ganz
charakteristisch für einen sehr kleinen Bezirk.

Im alten westphalen, im Lande der rothen Erde,
welches bis tief in dieses Jahrhundert noch dem Uralten
unwandelbar zäh anhing, bei dem Volke, dessen markig-
stem Vertreter Iminermann in seinem Hofschulzen noch
vor nicht allzu langer Zeit ein Denkmal errichtete, hat sich
ganz ähnlich eine durchaus naturwüchsige und uralte Art
des Holzwerks gehalten. Noch schwerfälliger als bei den
Friesen bietet sich hier Alles dar. Man sieht, jAatz für
die Möbel war da genug; auch die Betten brauchte man
nicht in der wand zu verbergen. Das Holz wurde nicht

geschont; Rahmen und Füllung gab es freilich, das hatte
der Gesell von der Wanderschaft mitgebracht, aber wenn
der Bauer und jeder westphälinger wohnte ja allein
auf seiner Scholle —- Holz gebrauchte, nun dann wurde
im Aamp mn den Hof eine mächtige Eiche gefällt; und
die gab mehr, als man wohl gebrauchte. Die Eckpfosten
des Bettes dann aus Balken zu bilden, die das Haus
tragen könnten, war nicht Verschwendung. Der mächtige
Binnenraum des Hauses forderte vielmehr gewaltige Bil-
dung des Einzelnen; im Bette fand eine ganze Familie
hlatz, der Aüchenfchrank wurde zum riesigen Büffet und

(55. Bemalter Iamunder Großvaterstnhl (Pommern).

Abb. ;ss—;so nach Zeichnungen von F. Iwan in Gartz a. d. Vder.

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