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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1896

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Heft 4
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G., L.: Paul Attenkofer: geb. zu München den 29. Mai 1845, gest. zu München den 25. Febr. 1895
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50. Einband zu einem Turnierbuch; Ledertreibarbeit von p. Attenkofer.

(Ungefähr in halber wirklicher Größe.)

Mul ÄttkNloskk.

geb. zu München den ig. Mai iUr>> gest. zu München den M. Febr. ;rgs.

Ein Nachruf.

m 25. Februar (895 starb in München
Paul Attenkofer, einer der hervor-
ragendsten Vertreter des einheintischen
Aunstgewerbes, — ein Mann, dem die
künstlerische Veredelung des Handwerks
nicht Sache des „Geschäfts", sondern des
Herzens war, — ein Mann, der aus dem praktischen Hand-
werkerberus hervorgegangen war und aus diesem Boden
die edelsten Blumen der Kleinkunst hervorsprießen ließ.

In demselben Hause (Residenzstraße 5), in welchem
Paul Attenkofer am 29. Mai \8^5 das Licht der Welt
erblickte, hatte schon sein Urgroßvater (seit H773) die
Buchbinderei betrieben; das Geschäft vererbte sich stets
vom Vater auf den Sohn, hatte durch streng solide Hal-
tung sich eine ausgebreitete und feste Kundschaft erworben,
und so war der Boden für das Gedeihen des künstleri-
schen Setzlings, den Paul Attenkofer einpstanzen sollte,
trefflich vorbereitet. — Nach Besuch der Volksschule und
der damaligen Gewerbeschule, und nach Absolvirung der
Lehrzeit im elterlichen Hause, trat paul Attenkofer,
s8 Jahre alt, die Wanderschaft an, zunächst nach der
Schweiz, wo er in Zürich und Genf in Stellung war,
dann nach Paris und später nach Leipzig, Berlin,
Lübeck und Hamburg, — stets bestrebt, sich in den
ersten Geschäften und Werkstätten gründlich umzusehen
und seine sachliche Ausbildung so vielseitig als möglich
Zu gestalten. Nach einem wiederholten Aufenthalt in

Berlin kehrte er im Jahre f873 nach München zurück,
um das elterliche Geschäft, das vor hundert Jahren im
gleichen Hause gegründet worden war, zu übernehmen.

War das ererbte Geschäft bis dahin in den Grenzen
solider handwerklicher Ausübung betrieben worden, so
fühlte der jetzige Inhaber dagegen den Drang in sich,
aus dem soliden handwerklichen Boden jene zarteren Ge-
bilde zu pflanzen, welche allein sein künstlerisches Empfinden

5j. Büchse zu einer Ehrenurkunde; von p. Attenkofer.

befriedigen konnten. <£s war die Zeit, da es wie Früh-
lingswehen durch die deutschen Lande ging, da man nach
der Gewinnung nationaler Unabhängigkeit und Selbst-
bestimmung daran denken durfte, auch auf dem Gebiete
kunstgewerblicher Production die Fremdherrschaft abzu-
schütteln; der frische Trieb, der damals alles handwerk-
liche Schaffen beseelte, wirkte mächtig auf die Phantasie
und Thatkraft des jungen Buchbinders in der Residcnz-
straße, und so ward er nicht müde, sein Handwerk immer

Zeitschrift des bayer. Aunstgewerbe-Vereins München.

1896. Heft 4- (8<3- U)
 
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