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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1896

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Heft 9
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Gmelin, L.: Das Kunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7909#0089

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von der Nürnberger Ausstellung.

tvI. In Kupfer getriebene Gefäße von Loeblein und Kr afft-Nürnberg.

(Ungefähr 1je der wirk!. Größe.)

DB Runflgeiverße auf Der fttirnOerger MDellung.

(Schluß.)

ie schon früher bemerkt, sind jene Möbel,
welche sich an die Stilweisen Louis XVI.,
Empire oder „englisch" anlehnen, stark
in der Minderheit geblieben; aber man
muß anerkennen, daß sich darunter einige
sehr bedeutsame Arbeiten befinden. Der
Louis XVI.-Salon von 3- A. Eyßer-Bayreuth (Abb. PO)
ist unstreitig eines der elegantesten, zierlichsten Zimmer:
Möbel aus polirtem Mahagoni, sparsam vergoldet und
durch eingelegte Messinglinien belebt, — die Wände mit
grüngestreistem Seidenstoff tapezirt, der wieder mit dunkel-
grünem Plüsch zwischen Holzleisten und durch Erßme-
Aloirö eingefaßt ist, — die Möbelpolster selbst in ge-
brochenem Rosa und grün gestreift — jedes einzelne Stüc?,
von dem kleinen Nipptisch an bis zu dem Schreibtisch,
der Spiegelconsole, den Eckschränkchen und der Flügclthür
mit Sopraporta, ist bis in alle Einzelheiten den: Stil-
charakter geinäß behandelt. Vollkommenes Empire in
seiner ganzen steifen Eleganz zeigt die Saloneinrichtung
von Steph. Vogt-Nürnberg, — eine tadellos durch-
geführte Arbeit, die denr Liebhaber des Empirestiles viel
Freude machen muß; ein gleichfalls „classifches" Beispiel
des „Tlassicismus" ist das Schlafzimmer von 3- E- Vtto-
Nürnberg — doch wird bei den Meisten die Ausstattung
des Mobiliars durch seine farbige Wirkung einige Unruhe
erregen. An englische oder amerikanische Vorbilder haben
verhältnißmäßig wenige Firmen Anschluß gesucht; recht
Ansprechendes in dieser Beziehung brachte Wilh. Frick-
Pappenheim mit seinem Erkerwinkel (Abb. P2) und
3- A. Eyßer-Nürnberg in dem Nebenraum seines
Barocksalons. Am Weitesten gieng 3> Ul e b e r -Aitzingen
mit seiner Zimmerecke aus grün gebeiztem Tannenholz;
das Mobiliar desselben bietet fast nichts als die nackte
Zimmermannsconstruction, wenn auch in's Schreinerische
verfeinert, hieran ist gewiß Alles solid, praktisch und
ohne unnöthige Zlufwendung von Schmuckmitteln; aber
die Forderung einer gewissen wohnlichen Geschmeidigkeit
ist unerfüllt geblieben.

Die hilsskünste beim Mobiliar — Schnitzerei,
Zntarsia, holzbrand, Drechslerei — haben be-
sonders in den Arbeiten der Gebirgsbewohner, welchen
später ein kurzer Abschuitt gewidmet sein soll, selbständige
Vertretung gefunden; im Uebrigen sind sie ziemlich selten.
Von A. Haas- Würzburg sind gute Rococo-Schnitzereien,
von M. Alippel-München ein überfeines Renaissance-
relief zu sehen; besonders gesund sind aber die Relief-
schnitzereien auf Faßböden, die von M. Wellhöfer-
heidingsfeld und von A. Allein - Ritzingen ausgestellt
wurden und die dem Eichenholzcharakter so völlig gerecht
werden. Das andere Extrem der Schnitzerei führt F. G.
Behl- Nürnberg mit seinen Elfenbeinsächelchen vor Augen;
das Aeußerste an Handfertigkeit ist wohl die Waldscene,
bei welcher das Laubwerk der Bäume den aus Perlmutter
hergestellten Himmelhintergrund wie mit einem Schleier
verhüllt!! An Aunstfertigkeit auf mindestens gleicher
Stufe stehen die Drechslereien von 3- E. h. Saueracker-
Nürnberg, der die vielbewunderten Drehkunststücke früherer
3ahrhunderte nicht nur nachmacht, sondern sogar über-
trifft, namentlich in seinen auf der Drehbank hergestellten
Profilmedaillons. — Die Spezialität der Nürnberger Stadt-
ansichten in Holzmosaik bringen zwei Firmen; die aus-
drückliche Versicherung beider, daß die Bilder ohne Malerei
hergestellt seien, nimmt sich etwas sonderbar aus, wo bei-
spielsweise bei dem blauen Himmel und dem grünen Gras
deutlich die Pinselstriche zu sehen sind.

Von der starken Verbreitung, die das Leder in der
letzten Zeit als Material für Zimmerausstattung gesunden,
ist nur wenig hervorragendes zu sehen; neben den Polste-
rungen, mit denen einige Zimmer ausgestattet sind und
die keine selbständige Bedeutung beanspruchen, drängen
sich die Ledertapeten und -Polsterungen hervor, welche
Viktor Alöpser-München schon seit Zähren in immer
gesteigerter Vollkommenheit fertigt: eine Anzahl Sitzmöbel
geben hiervon beredtes Zeugniß. Eine eigenartige An-
wendung von Leder hat 3> A. Eyßer-Nürnberg in seinem
schon oben erwähnten Salon gemacht, indem er dasselbe,

X_/

Zeitschrift des bayer. Aunstgerverbe-vereins München.

*896. f?eft 9- (Bg. \.)
 
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