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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1896

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Heft 8
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Gmelin, L.: Das Kunstgewerbe auf der Berliner Gewerbeausstellung
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Gmelin, L.: Das Kunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7909#0086

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werden verdienen dagegen die in anderen Glastechniken
auftretenden amerikanischen Einflüsse, vorab in den
sacettirten und nach allen möglichen krummen Linien ge-
schliffenen Thür- und Schrankfüllungen u. dergl., dann
aber auch in der Glasmosaik der Anstalt von Wieg-
mann, Puhl & Wagner, welche — neben anderen
Arbeiten — auch solche brachten, deren sacettirter Gold-
grund durch einen Opalglas-Ueberzug zu brillantester
Wirkung gesteigert war. Daß man im Gegensatz zu den
oben gerügten Beispielen das gewellte, gepreßte oder
sonstwie behandelte Vpalescentglas der Amerikaner auch
vortheilhaft bei Bleiverglasungen zu verwerthen versteht,
geht' aus den Arbeiten von G. Schulze Sc Jo ft und
Rob. Levy hervor. Unter den Vertretern der höheren
Glasmalerei hat besonders J. Schmidt von der brillanten
Wirkung dieses Glases vortheilhaft Gebrauch gemacht
(Abb. W6 u. j07); feine beste Arbeit ist aber wohl jene,
welcher ein Entwurf von (D. Rieth zu Grunde liegt (zum
f8. Januar j8st6): der Genius der Kunst, beschützt von
einem Geharnischten, das Ganze in reicher emblematischer
Umrahmung. Unter den übrigen bedeutenderen profanen
Glasmalereien der Ausstellung, von denen drei sehr große
das Themiegebäude schmücken, sind einige gemeinschaftliche
Tompositionen von P. Gothemann und UI. Kellner,
zum Theil ausgesührt von J. T. Spinn & Tie. An
kirchlichen Glasgemälden hat Paul Gerhard peiners-

dorff Sc Tie. mehrere gute Arbeiten in altem Tharakter
ausgestellt, daneben aber auch ein Flurfenster aus ameri-
kanischem Glas von sehr ansprechender Wirkung.

Wenn die im Jahr ^891 in Berlin abgehaltene
Ulöbelausstellung von einer Seite als eine Kraftprobe für
die Weltausstellung in Lhicago hingestellt worden ist, so
kann man wohl die derzeitige Gewerbeausstellung — nach-
dem der deutsche Bundesrath die Betheiligung Deutschlands
an der pariser Weltausstellung beschlossen hat — als
eine Vorstudie zu dieser Ausstellung ansehen; wurde da-
mals die Befürchtung ausgesprochen, daß das Berliner
Kunstgewerbe in Thicago mit seinen Alöbeln nicht viel
Ehre einlegen werde, so darf man aus der gegenwärtigen
Ausstellung wohl die Hoffnung schöpfen, daß es gelingen
werde, deutschem Können auch in dem kunstverwöhnten
Paris Achtung zu verschaffen. Alan darf sich dieser Hoff-
nung allerdings nur dann hingeben, wenn der Reichstag
durch Bewilligung einer reichlichen Beisteuer materiell
die Alöglichkeit dazu gewährt, und wenn es künstlerischen
Kräften vom Range der an der Leitung der Berliner
Ausstellung hauptsächlich Betheiligten gelingt, das mittel-
mäßige ferne zu halten und den noch übrigen Aus-
stellungslustigen die Aeberzeugung beizubringen, daß ein
geschlossenes, nach außen hin einheitliches
Ausstellen die erste Voraussetzung eines Er-
folges bietet. L. Ginelin.

DB Aunflgkwkrßk aus kx MrnbkM MWllung.

t diesjährige Nürnberger Ausstellung oder,
wie ihr officieller Titel lautet, „Baye-
rische L a n d e s - Z n d u st ri e -, Ge-
werbe- und Kunst-Ausstellung"
unterscheidet sich in einem wesentlichen
Grundzug von ihrer Vorgängerin im
Jahre s882; man hat es dieses AIal vorgezogen, die Er-
zeugnisse der einzelnen Kreise in geschlossenen Gruppen zu
vereinigen, — man hat also gewissermaaßen acht einzelne
Kreisausstellungen nebeneinander gestellt und nur einige
Fachgruppen, die sich aus praktischen Gründen nicht gut
in dieser Weise vertheilen ließen, von dieser Unterordnung
ausgenommen: Bildende Kunst, Verkehr, Alaschinenbau,
Schulen, Bauwesen, Gartenbau. Es ist nicht zu bestreiten,
daß die gewählte Ausstellungseintheilung für den Laien
viel Bestechliches hat; deutlicher als sonst markiren sich ■—
eine entsprechende Betheiligung vorausgesetzt — jene Ge-
werbszweige, welche der oder jener Gegend besonders eigen
sind, und die besonderen Eigenthümljchkeiten der Landes-
theile selbst lassen sich mehr zur Geltung bringen, jn
letzterer Beziehung kommt auch ein gewisser particularisti-
scher Ehrgeiz in's Spiel, der einzelne Bezirke zur Vor-

führung lokaler Eigenart geradezu anspornt; diese Trieb-
feder hat sogar manche der reizenden Nebenveranstaltungen
in's Leben gerufen, an denen die Ausstellung so reich ist.

Aber all' diese Dinge ließen sich auch durch Kreis-
ausstellungen erreichen, wenngleich sie natürlich wegen
ihres kleineren Umfangs auch nur einem kleineren Kreis
bekannt werden würden; wer dagegen sich über die Lei-
stungen des ganzen Landes in irgend einem Gebiet unter-
richten will, für den bietet eine solche Zersplitterung die
größten Schwierigkeiten. Denn die fachlich zusammen-
gehörigen Dinge sind auch — von wenigen Ausnahmen
abgesehen — innerhalb der Kreisausstellungen überall
umher zerstreut. Alan kann dagegen einwenden, daß
Ausstellungen mehr der großen Alenge der Schaulustigen
als den verhältnißmäßig wenigen Fachleuten zu Diensten
sein sollen; allein man wird nicht beweisen können, daß
denjenigen, welche am meisten bei einer Ausstellung inter-
essirt sind und welche die größten Mpser dafür bringen,
den Ausstellern selbst damit besonders gedient ist. Jede
Ausstellung — sie mag so ideal gedacht sein als sie will —
ist ein Kampf um den Vorrang, wenn nicht um's
„Geschäft"; die Entscheidung in diesem Kampf wird aber,

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