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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Gehrts, Karl: Von damals bis heute, [1]: eine wortreiche Bilder-Selbstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0136

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III. Jahrgang. Heft 7

1. Januar 1888

—r- tzeranpgegeücn von Friedrich Pecht

.Die Kunst Kr Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagcn in Umschlag geh. AbonnementSpreis im
Buchhandel oder durch die Post lReichspostvcrzcichnis Nr. SI6I. bahr. Verzeichnis 4lü> s M. 60 Pf. Kr das Vierteljahr IS Hefte); das einzelne Heft
7S Pf. — Inserate inur durch R. Masse) die viergespalrene NonParcillezcilc so Pf. u>,»oo Beilagen 60 M., bei größerem Format oder Umfang Preisauffchlag.

Von damals dis heute.

Line wortreiche Bilder-Selbstgeschichte. Don Karl Sehrts.


Motto: „Rast' ich, so rost' ich."

ein Vater war kein Post-
meister, — Pardon, — das
war eine Reminiszenz;*)
— ja, wenn das Schrift-
c nicht gar so schwer wäre;
wedderrüm" sagt Swinegel
Wettlauf mit dem Hasen,
also nochmal angefangeu.

Da saß ich nun, — ein
neuer Weltbürger; — was an-
fangen — — ich schrie. —

Und ich schrie bis ich müde wurde,
erinnere mich aber noch, die
oergnügten Empfaugsworte ge-
hört zu haben „Froo, dütmol
ist'n Jung." — 's war mein
Vater, welcher mich mit diesen
denkwürdigen Worten bewill-
kommnet hatte, — Johann Hin-
rich Gehrke, wie er eigentlich
heißen sollte, welcher Name
aber bei seiner Übersiedelung
von seinem Heimatsorte Elms-
horn in Holstein, woselbst übrigens heute noch zugehörige
GehrkeS ansässig sind, nach Hamburg von amtswegen ver-
schrieben wurde, — und so heiße ich denn infolgedessen
heute Karl Heinrich Julius Gehrts.

Besagtes großes Ereignis trug sich in Hamburg zu,
— genauer Vorstadt St. Pauli, — und damit es später
in meiner Vaterstadt keinen Irrtum und Streit gibt,
betreffs Anbringung der bewußten Marmortafel, Friedrich-
straße 17; — und am 11. Mai 1853 ist's gewesen.

Also ich war da, -— aber von künstlerischen Neigungen
oder Anlagen ist auffallenderweise noch nichts zu bemerken
gewesen. —

Von neun Kindern war ich das fünfte, aber — der
erste Junge. Nach mir kam Johannes, der Germanenmaler,
von dem behauptet wird, er wäre mit einer Hantel auf die

*) Arthur Fitger: „Aus meinem Leben." Kunst für Alle. Jahrg. 1866.

Die Kunst für Alle 111.

Welt gekommen, dann wieder
eine Schwester, — und als Be-
schluß, — der Franz, — auch
Maler. — Von den Schwestern
lebt aber nur noch eine (in Ham-
burg verheiratet.)

Auch mein Vater war
Maler, — und obendrein großen
Stiles, denn, — aber da ZW"
ist er. Von ihm habe ich denn
auch wohl den Sinn, alles,
selbst die kleinsten Sachen ans
großen Wänden ausgeführt zu
denken, geerbt, — wie bei mir
damals der Künstler überhaupt
erst mit dem Historienmaler
anfing. —Aber schon ihm machte
die Konkurrenz das Leben sauer,
— er gab die monumentale
Richtung auf, und malte Land-
schaften, zwanzigachtundzwan-
ziger und achtzehnfünfundzwan-
ziger.*)

Wie alle anderen
Jungen, wurde auch ich
nach und nach größer
und bekam trotz Idealis-
mus und Realismus
meine Wichse so gut und
so schlecht wie jeder an-
dere, — aber, — „ehret
die Frauen, sie flicken
und — wichsen," —
immer von meiner
Mutter! — ob's ge-
holfen?—muß 's hoffen.
—- Wir hatten vor der

") Üblicher Ausdruck für ^cne, in Dutzenden gemalten Bilder, nach ihren
Maßen in Zollen so genannt.

IZ
 
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