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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Pettenkofer, Max von: Zur Bilderrestaurierung: aus einem Vortrage in der Gesellschaft zur Beförderung rationeller Malverfahren zu München 23. Nov. 1887
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Daelen, Eduard: Die Weltausstellung zu Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0145

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Zur Bilderrestaurierung, von Prof. Or. Mar von pettenhofer — Die Weltausstellung zu Düsseldorf

Z0tz

Madonna mit dem Jesuskinde, dem Joseph und einem Bischöfe
befindet, und da habe ich zuerst an den Köpfen geputzt; es zeigte
sich, daß das Mittel von einer ganz entschiedenen Wirkung war.
Die beifolgenden Abbildungen werden deutlicher als Worte die
Wirkung des Mittels zeigen. Aus der ersten sind nur die Köpfe
etwas geputzt und die linke Hand des Joseph, aber die rechte nicht,
und ebenso die rechte Hand der Madonna und eine Hand vom
Christuskind, aber das übrige nicht, namentlich das ganze Christus-
kind hat noch die ursprüngliche Patina, die darüber lag. Auf
Nr. 2 sehen Sie das Bild geputzt, aber mit all' den Verletzungen,
die am Bilde waren, den Löchern u. s. w. Hier ist auch die
rechte Hand des Joseph und die linke der Madonna geputzt,
während man auf dem Bild Nr. 1 bei Joseph und der Madonna
nur eine Hand, und von beiden Händen des Bischofs gar nichts
sicht. Nr. 3 endlich veranschaulicht das von Konservator Hauser
in pietätvoller Weise durch Übermalung völlig restaurierte Bild.
Man kann nun fragen, wie haltbar denn solche Mittel sind und
ob sie nicht, teilweise auf dem Bilde zurückbleibend, nachträglich
verschiedene Schäden anrichten werden. Auch darüber kann ich
Sie vollständig beruhigen. Diese Copaivaseife hat die Eigentüm-
lichkeit, daß sie, lange an der Lust gelassen, wieder einfach zu
Copaivabalsam wird; das Ammoniak verflüchtigt sich, es geht in
die Luft über, und unter dem Einfluß der Kohlensäure der Luft
verschwinden die geringsten Spuren von Ammoniak. Ich habe
eine solche Copaivaseife in einer Schale stehen lassen und sie auf
etwaigen Ammoniakgehalt untersucht und es war keine Spur
davon mehr vorhanden. Es ist einfach der Copaivabalsam zurück-
geblieben und zwar ganz klar!

SkiW von Th. Rscholl

Die Weltausstellung zu Düsseldorf

cit den glänzenden Tagen des Festes, welches vor
zehn Jahren die Gesellschaft Malkasten zu Ehren
des Kaiserbesuchs veranstaltete, hat wohl keine Feier wieder
die gesamte Düsseldorfer Künstlerschaft zu so gemein-
samem Streben und begeistertem Schaffen vereinigt, wie
das am 14., 15. und 16. Dezember abgehaltene Fest.
Galt es doch damit einem edlen gemeinnützigen Zweck zu
dienen — der Ertrag ist zum Besten der Kasse des
Künstlervereins zur gegenseitigen Unterstützung und Hilfe
bestimmt — da wollte eben keiner Zurückbleiben. Es war
deshalb vorauszusagen, daß mit so vereinten Kräften
etwas Großartiges ins Werk gesetzt werden würde und
daß es unter diesen Umständen nicht zu kühn sei, der
solennen Veranstaltung den allerdings vom Humor ein-
gegebenen Titel einer „Weltausstellung" beizulegen. Was
nur immer eine solche an Interessantem zu bieten vermag,
hier war auf kleinerem Raum eine Quintessenz davon,
mit Künstlerwitz und Phantasie gewürzt, zusammengetragen.

Die weiten Säle der städtischen Tonhalle waren in
grandiosem Stile zum Ausstellungspalaste umgeschaffen
worden. Die aus einem kleinen Fischerdorfe an der
Düffel entstandene heutige Kunststadt ist durch dieschöpserische
Begabung der künstlerischen Vorstellungskraft zu einem
Seehandelsplatz ersten Ranges erblüht (große Dekoration
„der Hafen" von Jernberg) und als solcher vorzüglich
geeignet zu einem derartigen internationalen Stelldichein.
Da bekanntlich die Seeluft in ihrem angeborenen

Hang zur Feuchtigkeit auf die Kehle ansteckend wirkt und
solcherart den Durst in kräftigster Weise fördert, so ist
auch hier in ersten Linie für seine Befriedigung Sorge
getragen. Ja, es zeigt sich aufs deutlichste, wie sehr diese
wichtigste aller Aufgaben sämtlichen Völkern der Erde
am Herzen liegt, denn keines derselben hat unterlassen,
sein Nationalgetränk den durstigen Kehlen zur Erquickung
anzubieten. Da winkt gleich am Hafeneingang in einem
Schiffsrumpf die urwüchsig fidele Seemannskneipe (von
Rocholl); und wer bei ihrem holperigen Ausgang
stolpert, wird ganz weich in die gegenüberliegende Osteria
(von Wille) hineinfallen. Wen es aber nach feineren
Polstern gelüstet, der mag im Japan-Bazar (von Oed er
und Volk Hardt) eine Tasse Thee schlürfen. Der Freund
des perlenden Gerstensafts dagegen wird sich vor allem
zur gemütlichen bayrischen Gebirgsschenke zum „Tatzelwurm"
(von Jak. Leisten) durchschlagen, wo er zugleich, mit
der schönen Kellnerin im Arm, das Tanzbein schwingen
kann. Nicht minder lustig gehts in dem eleganten Re-
staurant zu, wo die Champagnerpfropfen knallen, oder in
dem türkischen Kaffee (von Bosch), oder in der hol-
ländischen Tapperie (von Janssen) und auch in dem
russischen Bauernhaus bei Vodki weiß man zu leben.
So reiht sich Ausschank an Ausschank bis zum schnee-
bedeckten Mammutsknochen und wer sich durch diese gast-
liche Hallenkette mit einiger Gründlichkeit durchgearbeitet
hat, der kann sicher sein, daß er sich auf der Höhe der
Situation oder vielmehr der richtigen Feststimmung
befindet, um all' die ringsum sich bietenden üppigen
Blüten des köstlichsten Humors würdig genießen zu können.

Auf eine so erheiterte Laune mußte vor allem
die Kunstausstellung, resp. der Lalon reluse eine
züudende Wirkung ausüben; war doch hier ein wahres
Brillantfeuerwerk der lustigsten und wechselvollsten Im-
provisationen losgelassen. „Eine weiße Dame" (von
Crola) wirkte durch ihre verblüffende Naturalist«! und
hinreißende Holdseligkeit noch weit einnehmender auf alle
Beschauer, wie seinerzeit die Herkomer'sche. Und daneben
selbst ein Wereschlagihnsches Leicheufeld (von A. Kamps)
machte trotz seiner blutigen Schaurigkeit einen ungemein
erheiternden Eindruck und mit jubelndem Vergnügen ent-
deckte mancher in dieser Riesen-Kappusanlage die Köpfe
bekannter Düsseldorfer Persönlichkeiten. Noch grausamer
gehts in dem „Feierabend" von Elhop (Pohle) her, so daß
sogar das Blut über den Nahmen hinunter in einen Napf
tropft. „Die letzte Aussage" von A. Kampf ist sehr ge-
lungen karrikiert in einer „letzten Einnahme" (von Vezin)
ein altes Paar, das Gift genommen. Der »dlors
Imperator« ist (von A. Lins) in einen grotesken
»Lckmaps imperator« von Carline von Räuschgen über-
setzt worden. Ein Gabriel Max'scher Studieukopf (von
E. R o eb er) könnte von dem Meister selbst als echt mit
Freuden begrüßt werden. Von pikantestem Reiz auf die
Lachmuskeln ist auch der „Bankier Meyer mit Familie
im Seebade" (von Simm ler), sowie eine famose Parodie
auf den Rochegrosse'schen Nebukadnezar, ein über die
Wirtshaustreppe Exmittierter, dem als Racheengel der
Kater auf den Kopf tritt (von Rausch groß), ^.vant I'exe-
cution (vonKrö ner) zeigt das Innere eines Hühnerstalls,
durch dessen Lucke eine grausame Faust nach einem Huhn
greift, deren nahendes Schicksal ein Block mit blutigem
Beil andeutet; in einem Bilde, „Blumendüfte" betitelt,
(von demselben) betrachten ausgelassene Amoretten die
 
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