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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Pecht, Friedrich: Ernst Julius Hähnel
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Vincenti, Carl Ferdinand von: Die Wiener Internationale Jubiläums-Kunstausstellung, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0299

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2Z0 L. I. Hähnel. vom Herausgeber — Die Wiener Internationale Iubiläums-Aunstausstelliing. von K. v. Vincent!

den Händen des Meisters hervorging, wie sie sich in dem Gilbersschcn Werk darstellt, so fragt man billig zum Schluß,
wie sie sich denn zum Schaffen der übrigen Zeitgenossen stellen. Hier wird man denn keinen Augenblick verkennen
können, daß sie an den Beginn einer großen Kunstperiode gehören, einen glänzenden Anfang, nicht ein Ausleben be-
deuten. — Das Nervige, Männliche, Strenge bei aller
Schönheit charakterisiert sie durchaus; jene Unmittelbar-
keit und stoffliche Wahrheit, das Streben nach malerischen
Gegensätzen, nach pikanter Behandlung, wie sie vorge-
schrittenen Kunstperioden eigen, aber meist auch die Vor-
boten des Verfalles sind, kennen diese Werke nicht und
wollen sie auch nicht, sie streben im Gegenteil nur große,
monumentale Wirkungen an. Trotz dieses stolzen Verzichts
auf alle kleinen Reize, ja auf das Individuelle sogar,
haben sie doch einen auffallend nationalen Charakter,
entsprechen sogar dem edelsten Teile desselben, kein an-
deres Volk hat in dieser Zeit etwas Ähnliches hervor-
gebracht. Könnten die Thvrwaldsenschen Figuren unge-
fähr überall entstanden sein, wo man die Antike kannte,
so sind die Hähnelschen nur in dem Deutschland der
ersten Hälfte unseres Jahrhunderts denkbar, welches
einen Cornelius, Schwind und Führich hervorbrachte,
denen unser Meister durchaus als Gleichberechtigter
zuzuzählen ist. —

Alle diesem Aussape beigegebenen Reproduktionen Hähnel-
scher Werke sind mit Hilfe von Aufnahmen hergestellt, welche für
die vom Gilbers'schen Berlage in Dresden herausgegebene Samm-
lung von „Skulpturen an dem kgl. Museum und dem kgl. Hos-
theater zu Dresden, ferner Denkmälern, Statuen, Entwürfen,
Reliefs rc. von Ernst Julius Hähnel" gemacht wurden. Die
sehr empfehlenswerte Sammlung bietet in fünfundzwanzig Lie-
ferungen zu je 6 Mark gegen einhundertundsünfzig Schöpsungcu
des Meisters in vortrefflichem Lichtdruckwiedergaben.


Die wiener Internationale Iubiläums-
Kunstausstellung

von Larl von vincenti

(Schlußartikel)

IV

Der belgische Nachtrag. — Landschaft und
Tierbild. — Spezialitäten. — Plastik

11^e»n die Franzosen, wie in Brüssel ein Faubourg
von Paris, so auch in dem modernen belgischen
Kunstschaffen lediglich eine Filiale der französischen Kunst
erblicken, wird man es ihnen nicht verübeln dürfen. Wer
nur eine halbe Stunde im belgischen Annexe zubringt,
wird diese Empfindung haben. Vielleicht in keiner Ab-
teilung der Jubelausstellung treten sich die verschiedenen
Erscheinungen des Mo.dcwechselS in der Malerei so schroff
entgegen, wie in der belgischen, unbestreitbar aber ist,
daß jene selbständige Richtung, welche Gallait und Leys
der neuflandrischcn Malcrkunst gegeben, immer mehr zu
gunstcn der französischen Jmpressions- nnd Freilichtmalerei
in den Hintergrund gedrängt wird. Viel selbständiger
standen die Belgier noch vor sechs Jahren auf unserer
ersten Jubelausstellung da. Was sie im Annexe an
Historie, Bildnis und Sittenbild nennenswertes liefern, ist bald nachgetragen. De Vriendts „Papst Paul vor
Luthers Bild" ist ohne tieferen geschichtlichen Gehalt, aber solid gemalt. Von Porträtisten sind Graf Lalain g, Wauters,
Verhetz den und Robert erschienen; ich würde das im Stile Gallaits mit bedeutender malerischer Kraft gegebene
große Portrait eines Reitergenerals — die Person ist da gleichgültig — welcher zwischen zwei Ulanenpiketts an
uns vorüber reitet, für das beste Bildnis der Belgier halten, während mir Wauters' „Dame am Klavier" und

Denkmal Theodor Körners ;u Dresden
von L. I. Hähnel
 
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