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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Brandes, Otto: Die Ausstellung der fremden Malerschulen auf dem Marsfelde
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0061

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Die Aufstellung der fremden N^rlerschulen auf dem Marffelde
von Gtto Brandes

^Alljährlich sind wir der Ausstellung der französischen
Künstler, wie sie sich im Salon bietet, gefolgt, der
wenn er auch sich seines internationalen Charakters rühmt,
doch im wesentlichen Pro-
dukte französischer Kunst bietet,
denn die vielen Amerikaner,
die zahlreichen Skandinavier,
die wenigen Deutschen, die
im Salon mit ihren Bildern
vertreten sind, haben meist
aus denselben Quellen der
Kunst geschöpft, welche den
Franzosen zugänglich waren.
Bezüglich der französischen
Kunst werden wir daher zwar
viel Schönes, aber keine
großen Offcnbarnngen ans
der Weltausstellung finden.
Dieser war es Vorbehalten
uns einen Blick in das inter-
nationale Kunstlcben zu ge-
währen und uns den Pnls-
schlag derselben in den Steppen
des Czarcnreichs wie an den
Usern des Tajo, an der Themse
wie am Mississippi, an der
Spree wie an den Usern des
Amazonenstromcs zu zeigen.
Aber eben auch nur einen
Blick erhalten wir in das
internationale Kunsttreiben
der verschiedenen Nationen,
denn manche Länder, wie
Italien, Spanien, Deutsch-
land, auch England haben
Ausstellung nur unvoll-
kommen beschickt. Namentlich
haben weder Italien noch
Deutschland den ganzen Maß-
stab ihres Könnens gegeben.
Keine der ausstellenden Na-
tionen ist aber von dem
Kampfe, den die Hclllicht-
malerei mit der akademischen
Malerxi im Atelierlicht führt,
verschont geblieben, und fast
will es mir scheinen, als ob
die erstcre überall den Sieg
davon tragen werde. Ob
diese Thatsache der Kunst
zum Segen gereichen wird,
das ist eine andre Frage.
Auch der Schreiber dieser
Zeilen ist, wie seine an dieser Stelle seit Jahren hier
veröffentlichten Artikel cs darthun, ein warmer Anhänger
dieser modernen Richtung der Kunst, aber cum Zrano
salis. Er verlangt vor allem nicht, daß diese Kunst zum
Augenblendwerk werde, und cs mit der Grammatik der
Kunst, mit der Zeichnung und mit dem Kolorit sich all-

zu bequem mache. Die Plcinairisten verdammen, und
mit Recht, die Kontur, cs gibt keine schwarze Linie,
behaupten sie, welche den Körper umrahmt, wie in den

Zeichnungen der klassischen Schule, es. ist daher unnütz
diese Linie anzugeben, deren Kontinuität Schatten und
Licht in jedem Augenblick brechen. Farbige Flecken er-
zeugen die Illusion des Reliefs viel wirksamer. Alles
das ist durchaus richtig. Die Hauptsache ist aber, daß
diese Flecken an der Stelle sitzen, auf welcher sie sich aus


Juni, von Albert Aublet
 
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