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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Pecht, Friedrich: Die erste Münchener Jahres-Ausstellung 1889, [9]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0079

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52 Die erste Münchener Lahres-Ausstellung ;88<>. X. Aquarelle, Pastelle, Zeichnungen und architektonische Entwürfe


manns in Düsseldorf. — Hans Gude in Berlin gab dann vielleicht die Wirkung der Lufttöne am feinsten.
Rettigs schon erwähntes Damenporträt ist sogar vortrefflich, wie das Falats, während Raabs lebensgroßes
Frauenbild trotz einiger Philisterei der Anordnung bald durch die Feinheit des individuellen Ausdrucks anzieht.
Unter den sonstigen figürlichen Darstellungen fesseln durch ihre beneidenswerte Leichtigkeit besonders Karl
Gehrts in Düsseldorf Skizze zu einem „Albrecht Dürer in Venedig", voll Reiz einer anscheinend unerschöpflichen
Phantasie und Gestaltungskraft wie geistvollen Vortrages. — Unter den fast zu zahlreich vertretenen Italienern
ist dann noch Brugnolis „Fischer", Cabiankas „armes Kätzchen" als eines brillanten Mondscheinstücks zu
gedenken, während die meisten andren eine viel zu kalte Bravour und zu wenig Respekt vor der Natur zeigen,
um nicht einen handwerksmäßigen Eindruck zu hinterlassen. Hochinteressant sind daher nur noch die beiden
Spanier, so Fortunys Karneval wegen
seines weltberühmten Verfassers und Her-
mandez „An der Bahre" als eine rührende
Erfindung.
Unter den wenig zahlreichen Pastell-
bildern gefällt des Dresdeners Woltze
„Mönch im Keller" durch den derben Hu-
mor der Auffassung wie die kecke Plastik
der Ausführung; auch Strobls Porträt
scheint gelungen, und Frl. Helene Mühl-
thaler erfreut durch die Leichtigkeit und
Ähnlichkeit ihrer Damenbildnisse erfreut,
was auch der leuchtenden Kraft einer
„Speranza" des Engländers Parkers
gelingt.
Unter den Zeichnungen stehen frei-
lich die unsren Lesern schon bekannten
„Japanischen Stickkünstler" des Altmeisters
Menzel durch die geniale Kraft der
Charakteristik obenan, wie durch das alle
Eleganz des Vortrages verachtende, so
ganz persönliche Hinwühlen der Formen. —
Einige Zeichnungen von Stuck erfreuen
durch die scharfe Erfassung des Indivi-
duellen und ein Stilgefühl, das seiner
Malerei leider ganz abgeht. Viel Bravour
zeigen die Blätter von Zaunmayer, und
Heims aus Darmstadt Rötelzeichnungen
aus dem Odenwald schlichte Auffassung des
Porträtartigen. Sehr geistvoll und leben-
dig sind H. Längs Skizzen aus den Lech-
feldmanövern, und Hahns Tuschzeich-
Vildnis des Professors vr. Jos. Joachim, von Friedrich ffeyser NUNgen sind ja schon aus den „Flie-
Lrste Münchener Iahres-Ansstellung 1889 gendkN bekannt, Wik die pikanten Land-
schaftsskizzen Tony Grubhofers aus
seinen zahllosen Illustrationen, womit wir denn zu den architektonischen Zeichnungen und Entwürfen über-
gehen können.
Diese nehmen in Deutschland immer noch zu häufig das Privilegium in Anspruch so trocken, hart und
langweilig auszusehen, wie zu Schinkels und Klenzes Zeiten. Von dem sehr wenigen Vorhandenen sind Friedr.
Thiers chs Pläne zu dem schönen Parcusschen Geschäftshaus und zum Reichsgerichtsgebäude wohl das be-
deutendste, obwohl das letztere durch seinen übermäßig großen Mittelbau ungünstig wirkt. Von Aug. Thiersch
ist dann ein recht hübsches Projekt zu einer Kirche in Schwabing da, und von Giese und Weidner in Dresden
ein prächtig derbes zur Lutherkirche in Dresden, wo es köstlich gelang, den Charakter des großen Reformators
in den baulichen Formen auszusprechen. Prof. Schmidt jr. gab dann die Pläne der St. Katharinenkirche
in Oppenheim und einen für die neue protestantische Kirche in Darmstadt. Drollinger gehören ein paar
Entwürfe zu hübschen Landhäusern, und Crespi in Mailand zeigt in einer köstlichen Federzeichnung, wie man
selbst Architektur auch witzig und lebendig behandeln könne, was bei uns bis jetzt dem seligen Gnauth und
seinem Nachfolger Hammer am besten gelang, die leider beide nicht vertreten sind. Daß irgend einer der
 
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