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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Ostini, Fritz von: Die IX. Internationale Kunstausstellung im Münchener Glaspalast, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0575

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VORHALLE DER IX. INTERNATIONALEN KUNSTAUSSTELLUNG 1905 IM MONCHENER GLASPALAST

DIE IX. INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG
IM MÜNCHENER GLASPALAST

Von Fritz von Ostini
I

So gegen dritthalbtausend Kunstwerke in
fast achtzig Räumen. — Muß das eigent-
lich sein? Und nützt es eigentlich der Kunst?
Und gewährt es eigentlich irgend einem höher
organisierten Lebewesen einen reinen Genuß?
Die beiden letzten Fragen lassen sich mit
einem kräftigen vernehmlichen Nein! verbe-
scheiden! Auf die erste aber werden die
Herren vom Fremdenverkehrsverein, die
Münchner Hoteliers und Geschäftsleute und
Verkehrsinstitute sicher mit Ja antworten.
Neben dem Landwirtschafts- und dem Bäcker-
tag, der Oberammergauer Kreuzesschule und
der Automobilwoche darf die Große Inter-
nationale Kunstausstellung nicht fehlen! Und
dann ist es mit diesen Großen Internationalen
in den verschiedenen rivalisierenden deutschen
Kunststädten wie mit den Armeen und Flotten
der verschiedenen rivalisierenden Großmächte:
sie sind für jede Seite eine schwere Last und

seufzend muß jede sie tragen — wegen der
andern. Aber es geht wirklich ein Zug von
Sterbensmüdigkeit durch diese Riesenaus-
stellungen — wie sehr — das weiß so ganz
nur der, welcher an ihrer Veranstaltung be-
teiligt ist, oder über sie zu berichten hat!
Die große Mehrzahl der Künstler tritt nicht
mehr, wie früher, kampffroh, verwegen, zu
außergewöhnlicher Leistung angespannt in die
Schranken dieser Turniere; die wenigsten
malen mehr Ausstellungsbilder mit jenem
Opfermut, der eben einst diese Veranstal-
tungen interessant machte. — Viele, viele
schicken mißmutig, was sie gerade haben.
Die Auszeichnungen, welche zu holen sind,
sind fast vollständig entwertet und der einzige
Erfolg, um den ernsthaft gerungen wird, ist
ein Verkauf. Von allen den ungezählten
künstlerischen Reformen, die zur Zeit als
„dringend nötig" angestrebt werden, ist nach

Die Kunst für Alle XX. 23. 1. September 1905.

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