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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Schnütgen, Alexander: Neue Monstranz romanischen Stils
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0037

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1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

38

Neue Monstranz romanischen Stils.

(Mit Abbildung.)

bn den durch die hochherzige Stif-
tung für die neue Sionskirche ver-
anlaßtenbeiden Monstranzent-
würfen Mengelbergs (in dieser
Zeitschrift XX, 19 ff) wurde von der Geschenk-
geberin mit Recht das dort besonders emp-
fohlene Lebensbaum-Exemplar (Abb. 2) ge-
wählt und dessen Ausführung dem Goldschmied
Beumers in Düsseldorf übertragen, der von
dem Ergebnis seiner sorgsamen und geschickten
Arbeit die nebenstehende Abbildung vorlegt.
— Diese schließt sich an den Entwurf dem
Wesen nach an, mit mehrfachen, durch die
Übertragung ins Metall (Silber) empfohlenen
Änderungen. — Zu diesen zählt zunächst der
etwas stärkere Nodus, der durch den kräftiger
zu gestaltenden Blattkranz, als der Basis für
die tragende Engelsfigur und als der Durch-
gangsstelle für die beiden, die ganze Silhouette
bestimmenden dicken Ranken gefordert wurde.
— Trotz der Erbreiterung, die sich dadurch
für den Aufsatz ergab, durfte der Fuß mit
seinem allzuschwer projektierten Wulst etwas
verschmälert werden. — Da die Monstranz
für ihre Wirkung kräftiger Behandlung bedurfte,
drohte die Gefahr zu starken Gewichtes und
einer gewissen Unhandlichkeit. Um dieses
bei der Höhe von 65 cm auf das Maß von
noch nicht 4 72 Pfund zu drücken, mußte von
der umständlichen Treibtechnik umfänglicher
Gebrauch gemacht werden. Nicht nur der
ganze Fuß ist getrieben, sondern auch alles
Figürliche. Das sich aus zwei ziemlich flachen
Schalen zusammensetzt, zur Erreichung einer
gefälligen Wirkung auch für die Rückseite.
Sämtliche Ranken, nicht nur die dicken,
sind hohl und einzeln gegossene und ziselierte
Blättchen sind an dieselben gelötet, sowohl
in der gleichmäßigen Art, wie die Zwickel-
und Silhouettenlösung erreicht ist als in der
jedesmal den Brustbildern angepaßten, wie
die Schnecken dekoriert sind. — Diese Mon-
tierung erforderte viel Geduld und Geschick,
die sich aber reichlich lohnen; denn das ganze
macht einen überaus anmutigen Eindruck,
stilistisch korrekt und doch lieblich spielend,
wie ein Blätterkranz und doch monumental,
ganz im Sinne der rheinischen Übergangs-
formen gedacht und doch - um eine viel
mißbrauchte Antithese zu gebrauchen —
modern. — Der Farbenwechsel wird nicht
nur durch den Wechsel von Gold (Ornament)
und Silber (Figuren), sondern auch durch die
Verwendung von Grubenschmelz (Paradieses-
ströme, Umschrift um das Medaillon, Ver-
zierung der Nimben) und durch das ä jour-
Email (Mandorle hinter dem Auferstandenen
erreicht, wie durch das Nephritkügelchen
unter dem bekrönenden Kreuz, und durch die
Malachitperlen in den die Silhouette be-
herrschenden Kelchen, endlich durch die in
Gold gefaßten Diamanten und Brillanten der
Lunula. Schnütgen.
 
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