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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Endres, Joseph Anton: Die Wandgemälde der Allerheiligenkapelle zu Regensburg
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Falke, Otto von: Pariser Seidenstoffe des XIII. Jahrh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0039

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51

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. l.

52

Mit der „ignea lex" mag sich die „Lex Spi-
ritus" in der Koncha der Evangelienseite der
Kapelle decken, so daß unter den das be-
treffende Spruchband erfassenden Figuren in

gloria, quia donum, quod habet hujusmodi bonum |
divitiarum et gloriae temporalis, tale est ut non solis
detur electis immo saepius desit et tardius detur electis
quam reprobris. Ignea vero lex, sc. iste liber, tantum-
modo electorum bonum et consolatio est. Rupertus
Tuit , Comm. in Apoc. 1. IV, Migne Patr. lat. 169,
925 A. Eine ähnliche Gegenüberstellung von Verbum
Dei und divitiae et gloria findet sich in dem Wid-
mungsschreilx-n des berühmten Werkes De divinis
officiis von Rupert von Deutz an seinen Freund
Bischof Kuno von Regensburg (1126—1131): Hoc
verbum flamma tua est, lux tua est . . . In hoc est
vera exultatio, non quia ditior et gloriosior factus es in
hoc saeculo, sed quia divitiarum praesentium et hujus
gloriae cumulus atque perfeclio manet in coelo, dum
divitiae praesentes manuin implent ad faciendam elee-
mosynam etc. Ruperti Tuit. ad vener. ecclesiae Ratis-
bonensis episc. Cunonem pro libro De divinis offi-
ciis epistola, Migne, Patr. lat. 170, 11. Die Stelle
hat für die vorliegende Untersuchung einen besonderin
Wert als Beleg dafür, dali in Regensburg, WO die
Gemälde der Allerheiligenkapelle nur ein paar Dezennien
nach dem liierarischen Verkehr von Rupert von Deutz
und Bischof Kuno von Regensburg entstanden, die
Gedanken des auch sonst viel gelesenen Abtes von
Deutz keineswegs unbekannt waren.

erster Linie geistliche Personen zu verstehen
sein werden, während die gegenüberliegende
Seite jenen angewiesen ist, die im Weltleben
und durch guten Gebrauch der irdischen Glücks-
güter sich der Auserwählung würdig machen.
Doch will hiermit nur auf Gedankengänge hin-
gewiesen sein, in deren Richtung die Erklärung
der Bilder wahrscheinlicherweise Hegt.

Sehr zu bedauern ist, daß die vier Medail-
lons an den Stirnseiten der vier Bögen, die,
wie es scheint, Bischofsfiguren enthielten, so-
viel wie erloschen sind, und auch die Ein-
gangsseite der Kapelle kaum mehr erraten
läßt, was auf ihr dereinst zur Darstellung ge-
kommen war.

Die zunehmende Pflege, welche in der
Gegenwart die Systematik der mittelalterlichen
Ikonographie findet, berechtigt zu der Hoff-
nung, daß eine nicht allzuferne Zukunft in
der eigenartigen Bildersprache der Vorzeit
dort klarer schauen wird, wo wir einstweilen
noch vielfach tastend suchen. Wir rücken
diesem Ziele um so näher, je mehr die lange
verkannten Schätze mittelalterlicher Literatur
sich unserem Verständnis wieder erschließen.
Regensburg. J. A. Endres.

Pariser Seidenstoffe des XIII. Jahrh.

(.Mit 4 Abbildungen.)

^S| ie große Bedeutung, welche die
&1 Seidenstoffe für Kirchenschmuck
Yjk und Gottesdienst allzeit gehabt
haben, mag einen kurzen Beitrag
aus der Geschichte der europäischen Seiden-
weberei des Mittelalters an dieser Stelle recht-
fertigen.

Daß die Seidenweberei während des XIII.
Jahrh. in Italien, und zwar in Lucca und
Venedig, schon in hoher Blüte stand, ist eine
durch die Schriftquellen wie durch zahlreiche
italienische Stoffe romanischen Stils vollkommen
erwiesene Tatsache. Von Versuchen jedoch,
diesen einträglichen Kunstzweig, dem das
mittelalterliche Italien zum guten Teil seinen
wirtschaftlichen Aufschwung verdankte, auch
in den Ländern diesseits der Alpen anzu-
siedeln, wird aus der Zeit vor 1300 nur wenig
berichtet. Von spätromanischen Halbseiden-
stoffen aus Regensburg, meist Nachahmungen
venetianischer und luccanischer Vorbilder in
gröberer Textur, ist zwar ein sehr beträcht-
licher Bestand erhalten, aber mit archivalischen

Aufschlüssen über diesen deutschen Seiden-
betrieb ist es höchst dürftig bestellt. Gerade
umgekehrt liegt die Sache bei Paris. Hier ist
die Existenz einer Seidenweberzunft während
der 2. Hälfte des XIII. Jahrh. durch ein un-
zweideutiges Statut, die Ordenance du mestier
des ouvriers de drap de soye de Paris vom
Jahr 12ii0 urkundlich erwiesen (Francisque-
Michel, Recherches sur le commerce, la fabri-
cation et l'usage des etoffes de soie, I S. 95;
V. Gay, Giossaire S. 582). Aber es fehlt fast
jeglicher Anhalt, um unter den erhaltenen
Seidengeweben dieser Zeit französische Arbeiten
herauszufinden. Werden doch selbst die nicht
seltenen Brokate mit heraldischen Lilien, bei
denen man zuerst an Paris denken möchte,
auch in einer französischen Quelle als iui -
canisch anerkannt (V. Gay, Giossaire S. 573;
Compte rov. vom Jahr L317: Draps de Luc-
ques sur champ adzure ouvrez ä Heins de
lis d'or). Es gibt zwar in verschiedenen Stoff-
sammlungen, z. B. in Brüssel und Berlin, einen
verblichenen Seidendamast, dei das offenbai
 
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