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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Doering, Oskar: Die romanischen Malereien in der Kirche von Kloster Gröningen, [2]: Nachtrag
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Witte, Fritz: Ausstellung für kirchliche Kunst in Wien 1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0193

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343

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Ni. 10.

344

Die romanischen Malereien in der Kirche von Kloster Groningen.

(Nachtrag für Nr. II, Sp. 297.)

(is mein Aufsatz schon im Satze
stand, faßte der Geschäftsführende
Ausschuß der Denkmälerkommis-
sion der Provinz Sachsen den Be-
schluß, die noch fehlenden Bilder photo-
graphieren zu lassen. Ich bin dadurch in den
Stand gesetzt, sie mit den übrigen zu ver-
öffentlichen. Leider ist bei der Aufnahme der
oberste Teil der Anbetung der Weisen fort-
gelassen worden. Wir sehen die drei Männer,

gezeichnet; mit ganz leichter Wendung gegen
die Königin hebt er seine rechte Hand zum
Gruße. Salomo hat Krone und Heiligenschein,
langen nicht völlig spitzen Bart, ist mit Unter-
gewand und Mantel bekleidet und hält in der
Linken einen nicht genügend erkennbaren
Gegenstand (das Zepter?). Von links naht,
durch einen leer gelassenen Bogen von Salomo
getrennt, die Königin. Sie trägt ihre Krone
und einen langen Mantel, der vorn offen ist,

wie sie mit Beugung des rechten Knies ihre I und das Futter, sowie das Untergewand sehen

Geschenke darreichen; letztere sind überein-
stimmend als Inhalt je einer runden tiefen
Schüssel gezeichnet, die der Überbringer mit
einem Velum gefaßt hält. Rechts auf dem
Bilde sitzt unter einer Säulenarchitektur auf
einem Throne, der auf zwei Stufen steht, die
hl.Jungfrau; auf ihrem Schöße hat sie das Kind,
welches sie mit der linken Hand am Knie,
mit der rechten unter dem rechten Arm hält.
und das seine rechte Hand gegen den ihm
zunächst befindlichen der drei Weisen aus-
streckt. Im unteren Bildfelde ist, wie schon
die mehrfach erwähnte Inschrift andeutet, der
Besuch der Königin von Saba bei Salomo
dargestellt. Im Hintergründe sieht man den
Palast mit seinen Dächern, Türmen, einem
dreieckigen Giebel und dem mit Zinnen be-
setzten Eingange, seinen auf Säulen ruhenden
Bögen, deren im ganzen vier sind. Unter
dem ganz rechts sitzt unter einem Baldachin
Salomo auf seinem Throne, der mit einem
dicken Kissen belegt ist. Der König ist frontal

läßt; eine Binde umgibt Haar und Kinn. In
den sehr mangelhaft gezeichneten Händen
hält sie ihr nicht erkennbares Geschenk. Zwei
Dienerinnen folgen ihr und bringen mit ehr-
furchtsvoller Neigung der Oberkörper die beiden
anderen Geschenke in Schüsseln. Der Er-
haltungszustand beider Bilder ist gut; nur
ganz unten ist das untere Bild beschädigt.
Die Zeichnung der Einzelheiten ist mangel-
haft, dagegen die Auffassung im ganzen nicht
ohne innere Hoheit. Beim oberen Bilde
finden sich die von mir erwähnten durch-
laufenden Linien. Heim Provinzialkonservator
Hiecke in Merseburg bin ich zu Dank ver-
pflichtet, weil er die Photographien aus dem
sächsischen Denkmälerarchive hergeliehen und
den oben erwähnten Beschluß des Ausschusses
befördert hat; Herrn Pfarrer Leopold in
Kloster Groningen für zahlreiche sehr wert-
volle Nachrichten, die er mit freundlichstem
Entgegenkommen lieferte.

Dachau. Docring.

Ausstellung für kirchliche Kunst in \Y

ICH.

Uli 2.

enn irgendeine Veranstaltung, so ist der
jährliche eucharislische Kongreß geeignet
zu kirchlichen Propagandazwecken. Hun-
derttausende aus allen Ländern strömen
zusammen, zumeist getragen von einer
mehr oder minder gesteigerten Begeisterung und daher
auch wohl ausgestattet mit einer mehr wie gewöhnlichen
Aufnahmefähigkeit. Es ist sehr klug, wenn auch die
Pfleger und Hüter der Kirchenkunst hei solchi
legenheit die Werbetrommel rühren und auf den Lehr-
stuhl sich setzen. Wien tat das in diesem fahre in
recht intensiver Weise. Zehntausende strömten während
der eucharistischen Woche täglich in die Ausstellungs-
räume an der Wollzeile, ein großer Prozentsatz davon
Kleriker. Man sah und fühlte, wie hier gesäet wurde
Manch a'ter Herr betrat kopfschüttelnd die Säle, und

von Raum zu Kaum mußte sein Staunen wachsi D.
Eine ganz neue Welt umgab ihn, niemals bislang ge-
schaute Neuheiten. Nichts fand er von alledem, was
er in seiner Kirche sieht, alles ganz anders, anden
aiieli als wie ei selbst es sich bestellt haben würde.
Das muß man den Wienern lasten: eiserne Konsequent
haben sie gehabt. Was schon einmal dagewesen, das
fand TOI ihren Augen keine Gnade, einzig dazu stand

es in vereinzelten Räumen gruppenweise zusammen-
gestellt, um einen kur/umr Istenen überblick Obei Ge-
wesenes, Qbei Entwickelungsgeschichte zu geben. Was

aii-g.stellt war, das war neu, von historischen Stilen

kein.' Spur, als hier und da ein leises, meist furcht-
sames Anklingen an frühere Formen, Bei all' denen,
die guten Willens, die einsichtig genug waren, jede
Voreingenommenheil beiseite zu stellen und das gm,-
 
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