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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Vogts, Hans: Kölner Hauskapellen, [1]
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Schippers, Adalbert: Liegt der Abteikirche zu Maria-Laach ein einheitlicher Plan zugrunde?
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0119

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201

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

202

die zweijochigen Kapellen zweier Hausbauten
vom Ende des XVI. Jahrh., des um 1587 von
Bürgermeister Melchior von Mülheim errich-
teten oder doch umgebauten20) Hauses Martin-
straße 5 (am ElogiusplatzJ und des von Matheis
Koix aufgeführten und über hundert Jahre im
Besitze seiner baulustigen Familie befindlichen
Hauses Lintgasse 14, dessen Erbauungszeit die
an der Stuckdecke des Vorhauses angebrachte
Jahreszahl 1591 angeben mag : in beiden Fällen
treffen wir Kreuzgewölbe mit Rundbogen von
etwa gleichen Spannungsweiten und ähnlich
profilierten Rippen; die Kapelle in der Martin-
straße ist 3,40/4,30, die in der Lintgasse
3,40/4,40 m groß. Zweijochig ist auch die
nun im Schnütgen-Museum untergebrachte
Kapelle des Hauses H o f 28 (Tafel VI), die Jaspar
de Wedighe, ein eifriger Förderer der Refor-
mation21), wohl um 157722) baute, vielleicht
gerade um dem lutherischen Gottesdienste ein
verschwiegenes Heim zu bieten; der ver-
mögende Kaufmann, der in reger geschäftlicher
Verbindung mit Venedig stand, beauftragte
wohl mit der Ausführung dieses schmucken
Werkes der Kölner Renaissance denselben
Meister, dessen er sich 1581 als seines „Prinzi-
palwerkmeisters" bei einem Bau in dem ihm
ebenfalls gehörigen Koverhofe bediente, Peter
von Blatzheim, den späteren langjährigen
Stadtsteinmetzen, der sicher auch beim Bau
des Zeughauses und seines Turmes (1591)

,0) Stadtarchiv, Bescheidbuch 494, vom 11. April
1587.

21) Buch Weinsberg, III, S. 155 (lf>82).

n) Stadtarchiv, Ratsprolokoll, Band 29, vom
9. Juni 1577. Vgl. Steuerliste vom Jahre 1589 (Haus
Saurburg mitsamt der Pforte und Gendt).

und bei der Vollendung des Löwenhofes im
Rathaus (1504) nicht unbeteiligt war. Jeden-
falls lassen die edeln und feingearbeiteten
Profile der Wedighschen Kapelle gleich an die
Bauart der Lauben des sogenannten Hessen-
hofes (um 1585) denken, die jetzt auch das
Schnütgen-Museum schmücken. Die Kapelle
weicht insofern von den vorgenannten Räumen
dieses Zweckes ab, als sie aus zwei ungleich
großen Gewölbejochen besteht und nicht mit
einfachen Kreuzgewölben, sondern mit reichen
Sterngewölben überdeckt war. Als solche
hat man sich wohl auch die „Schneckelen-
gewölbe" vorzustellen, mit denen das schon
genannte „archivium" in einem Hinterhause
der Minoritenstraße versehen war; dieses Haus
gehörte vielleicht dem Apotheker Friedrich
Stapedius, der um 1583 ein Haus von den
Minoriten erkauft hatte und um diese Zeit
mit einem Bau beschäftigt war 2S). Ein hübsches
Steingewölbe hatte auch die ebenfalls im Erd-
geschoß gelegene Kapelle des Nesselroder-
hofes in der Glockengasse (an Stelle der
jetzigen Synagoge): vielleicht wurde die 1614
zuerst erwähnte Kapelle hier erst eingerichtet,
als das Gebäude der Sitz eines Klarissen-
klosters (Maria-Tempel) wurde; von einem
Neubau oder Umbau des Klosters wird 1659
berichtet24). (Schluß folgt.)

Köln.

Hans Vogts.

•*) Bescheidbuch 491, vom 16. September 1580
und 12. August 1583.

M) Stadtbibliothek, Zeitungsausschnitt 16, S. 1522;
Keussen, »Topographie«, I, S. 108*. üppenheimsche
Hausakten (Glockengasse 3), Vergleich zwischen den
Nachbarn, vom 5. Mai 1659.

Liegt der Abteikirche zu Maria-Laach ein einheitlicher

(Mit 2 Abbildungen.)
s gibt wenige Baudenkmäler aus
der Zeit der romanischen Archi-
tektur, deren ursprünglicher Plan

Plan zugrunde?

—! uns so genau bekannt ist, wie der-
jenige der Abteikirche zu Maria-Laach. Mit
Sicherheit läßt sich feststellen, daß sie wäh-
rend der ersten Bauzeit von 1093—1095 in
ihrer ganzen Ausdehnung 3 m hoch aufgeführt
wurde.1) Ihr Grundriß verdient deshalb ein

') Den eingehenden Reweis hierfür siehe in meiner
Schrift: Maria-Laach und die Kunst im 1 2. u. 13.Jahrh.
Mi! 5(i Abb. Trier 1911, Mosclla-Verlag S. 10 — 11.

aufmerksames Studium. Der Einblick in sein
planmäßiges Werden und Entstehen kann uns
über das Verfahren der geistlichen Archi-
tekten des XI. und XII. Jahrh. beim Entwürfe
ihrer Risse wertvolle Aufschlüsse geben, die
wir vergebens in literarischen Quellen suchen.
Fragen wir zuerst nach dem Grundmaß.
Enthält der Plan ein Maß, das alle Haupt-
teile beherrscht, aus dem er wie der Baum
aus dem Kerne herausgewachsen ist? Soll
ein solches Grundmaß aber praktisch sein,
soll es den Anspruch erheben können, vom
 
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