Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

DOI Artikel:
Georg, Johann: Einige Kunstwerke in und bei Jerusalem
DOI Artikel:
Steinbrecht, Conrad: Beiträge zur Kunstgeschichte der Burg Heilsberg im Ermland
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0026

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
25

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST _ Nr 1.

26

Kuppel, die in einem Türmchen endigt. Sie
weist noch Architekturformen der besten
Periode auf. Deshalb könnte man versucht
sein, dem Stuhle ein höheres Alter zuzu-
weisen. Ich glaube aber, daß man kaum
über KiOO hinaufgehen kann. Hinzufügen
möchte ich noch, daß die Fresken rechts von
dem Stuhle eine unverkennbare Ähnlichkeit
mit den drei Ikonen aufweisen, die ich im
Februarhefte publiziert habe. Da diese Fresken
aus dem XVI. Jahrh. stammen, so muß der

Stuhl etwas jünger sein. Denn er ist zweifels-
ohne erst nach Vollendung derselben hin-
gestellt worden. Die Reihe von guten Werken
der Holzschnitz- und Einlegekunst, die sich
in und bei Jerusalem befinden, dürften die
Vermutung rege machen, daß es in der Stadt
im XVII. Jahrh. gute Arbeiter der Kunst
gab. Sollte das sich nicht bestätigen, so müßte
man wohl an Damaskus oder Ägypten
denken.

Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Beiträge zur Kunstgeschichte der Burg Heilsberg im Ermland.

(Mit 4 Abbildungen.)

|u den Besonderheiten Altpreußens | standteile des Klosters an: den Kreuzhof,
gehören die Deutschordensburgen. | die Kirche, den Kapitelsaal, das Refektorium,

das Dormitorium usw., welche alle nach
hundertjähriger steter Bauübung ihr eigen-
artiges Gepräge hatten und dieses auch nach
außen - selbst innerhalb der einheitlichen
Hform zum Ausdruck brachten.
Vergleichen wir damit die Bischofsburg
Heilsberg im Ermland (Grundriß, Abb. 2).
Im Äußeren sowohl der festen Vorburgen
wie des hohen Hauses giebt sich die Deutsc h-
ordensburg wieder; aber im Innern sprechen
nur das Tor, der sehr schöne Hof und die
Kirche unmittelbar ihre Zweckbestimmung
aus; d. h. die Kirche eigentlich auch nur
durch ihre innere gezimmerte und geschnitzte
Einrichtung — auch sucht man die Kirche
an dieser Stelle wegen der Ostlage; sonst hat
sie baulich kein Merkzeichen einer Kirche
an sich; auch kein Versuch einer Choran-
deutung ist gemacht. — Der große Remter
im Ostflügel neben der Kirche, eine impo-
nierende schön gewölbte Halle, hat weder
eine bei den Ordensremtern gebräuchliche
Erdofenanlage, noch Anrichte, Nebenräume
oder Küchenverbindung. Ebenso haben die
übrigen Schloßflügel zwar gute Wölbungen,
schöne Verhältnisse; aber die Einteilungen er-
scheinen meist zufällig oder später eingebaut,
und der Faden der Zweckbestimmung verliert
sich bald in Vermutungen.

Kürzlich sind nun über die mancherlei
offnen baulichen Fragen des Schlosses Heils-
berg Aufklärungen möglich gewesen. Sie
knüpften an den großen Remter an.

Es wurde nämlich im Jahre L903 von dem
Herrn Bischof der Plan erwogen, dem großen
Remter, der jetzt für die im Schlosse unter-

| Wer könnte sich ihrem nachhal-
tigen Eindruck entziehen, wie sie
so wuchtig über dem Stadtbild und aus der
Landschaft emporragen: — Marienburg, Mewe,
Gollub, Heilsberg — die sprechende Ver-
körperung von Kraft und Macht, von Gesetz
und Ordnung, — Tugenden, welche einst den
Deutschen Ritterorden, den Begründer der
preußischen Ostmark, groß machten. Immer
wieder ziehen diese Burgen und Ruinen den
Forscher an; denn trotz ihrer Mächtigkeit
trägt jede Einzelheit darin, jeder Raum vom
Keller bis zur Kirche, vom Tor bis zur Zinne
den Stempel des Zweckdienlichen und Schönen
zugleich. (Steinbrecht, Preußen zur Zeit der
Landmeister, Berlin 1888.

Zu den Ordensburgen rechnet man ge-
meinhin auch die Burgen, welche in den
Bischofsanteilen des Ordenslandes errichtet
sind: Marienwerder, Schönberg, Allenstein,
Heilsberg. (Abb. 1>. Ihrer äußern Er-
scheinung nach mit Recht! hatten doch die
Bischöfe wirtschaftlich und verwaltlich hier in
Preußen gleiche Aufgaben wie der Orden
und mußten sie doch in der Landesverteidi-
gung dem Orden die führende Hand lassen.
Ihre Burgen lehnten sich also im Außen werk
den bewährten Ordensbauten an. Sie sind aber
innerlich doch etwas ganz andres.

Die Deutschherrnburg war im Grunde eine
Klosteranlage, die aus Verteidigungsrücksichten
auf einen engen Raum zusammengedrängt
war: das Wirtschaftliche in Vorburgen, die
Klausur in das aus den Vorburgen hervor-
ragende „hohe Haus". Im Innern des
letzteren treffen wir die bezeichnenden Be-
 
Annotationen