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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Arntz, Ludwig: Wegekreuz und Wegebild, [4]
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Habicht, Victor Curt: Die älteren Figuren am Rathause zu Ulm
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0102

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169

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

170

Wegebild in künstlerischer Beziehung nur durch
verschiedene Beispiele angedeutet werden,
welche Größe, Hauptform und Gliederung
maßstäblich erkennen lassen. Es muß darauf
verzichtet werden, die vielseitige Wirkung der
angewandten heimischen Bau-
stoffe im naturgemäßen Rahmen
wiederzugeben, welche bisweilen
durch farbige Behandlung noch
hervorgehoben wird. Ebenso-
wenig kann die malerische Er-
scheinung der Wegezeichen im
Landschaftsbilde hier zum Aus-
druck kommen. Schon die be-
stimmte Lage auf berherrschender
Höhe, am steilen Flußufer, in
stiller Waldlichtung oder im
Mittelpunkt menschlicher An-
siedelung bietet eigeneStimmungs-
bilder, die mit der Umgebung
innig verwachsen scheinen, und
bestimmte Kulturmarken, welche

Bechcm LBwikraKöln

I-

dem Einheimischen wie dem °
fremden Touristen wertvolle Orientierung und
mitunter willkommene Ruhepunkte bieten. Mit
Vorliebe hat man daherauch neben bevorzugten
Wegezeichen steinerne Bänke, Ruhen und
Tragen errichtet, schattengebende Bäume ge-
hegt und gepflegt. In diesem Zusammenhang
sei auch hingewiesen auf die volkstümliche

Benennung von Wegekreuz und Wegebild, die
sich in manchen Flur- und Ortsnamen noch
heute und oft als wichtige Wegemarken erhalten
hat. Aus der Fülle der in einer oder anderen
Wendung wiederkehrenden Bezeichnungen
seien nur einige Beläge heraus-
gegriffen : Am hohen Kreuz —
Am alten Bild — Am Drei-
bannstein — An der eisernen
Hand — Kreuzeiche, Bildeiche
— Am Notschrei — Marien-
baum — Frauenstuhl — Beim
alten Gott.

Um das alte Wegezeichen
spinnen Sage und Legende ihre
dauernden Fäden, und wenn
je Pietät und Liebe vergessen
sollte, Blumenstrauß und Kränze
niederzulegen, so schlingt wohl
die Natur um das bescheidene
Denkmal frische Ranken und
!}"' duftenden Blütenflor. So bilden
Wegekreuz und Wegebild ein
lebendiges und unveräußerliches Stück Heimat-
gut, das nicht von seiner historischen Stätte
und nicht aus seiner Umgebung gerissen
werden sollte. Hier liegt eine dankbare Auf-
gabe des Heimatschutzes und der Heimat-
pflege vor.

Köln. Ludwig Arntz.

Die älteren Figuren am Rathause zu Ulm.

(Mit 6 Abbildungen.)

1JW7R i< ht weit vom Münster, im Hofe
k^VI des Gewerbemuseums sind schlecht
aufgestellt, doch wohl erhalten,
neun Statuetten, die früher die
Rathausfassade geschmü<kt haben. Sie sind
nicht alle von dem gleichen Meister. Uns
gehen nur die fünf an, die früher an der Ost-
fassade gestanden haben". Dies ist im wesent-
lichen der Hinweis M. Schuettes1) auf die

') M. Schuctte: «Der s<hwäbische Schnitzaltar«
(Straßburg 1'ioT , p. 113) VgL auch die für unsere
Untertuchongea allerdings ergebnislosen Abhandlungen
von Bach: Das Rathaus /u I'lm« in Yierteljahrs-

scluift für f tmlimf mli (Stuttgart 1880) , p 251 und

Klemm: »Herald-Forschungen« in Yi-rteljahrschrift
fui Landcsgesch. ISTü p. 42 0. M- (iolhradus
Haffnorius: »De Externis aedificaruni« ....
(Ulmae 1774). M. Dieterich: » Beschreib, der Stadt
Ulm«. (Ulm 1825), p. 64. Haid: »Ulm mit seinem
Gebiete 1786« mit den hs. Notizen A. Weyermanns.

neun Statuen, die ehemals den plastischen
Schmuck des Rathauses gebildet haben. Wenn
ich auch der Verfasserin zustimme, daß sie
die fünf Statuen der Ostfassade von den
sechs übrigen sondert und sie Hans Multscher
zuschreibt, so sehe ich nicht ein, warum
sie diese letzteren nichts angehen. Doch
diese Unterlassung gibt uns die Gelegenheit,
die allerdings mehr lockende, als dankbare
Aufgabe einer Untersuchung dieser sechs Sta-
tuen zu unternehmen. Die Statuen stellen
Kurfürsten dar, und zwar von Westen nach
Osten: den von Brandenburg, von Sachsen,
von der Pfalz, von Trier, von Köln und von
Mainz. Schon der erste Blick belehrt uns

Th. Ebner: »Das Rathaus in Ulm«. Ulm o. J. und
meine vorläufigen Andeutungen in Habicht »Ulmer
Münster-Plastik« aus der Zeit 1301—1421 (Darmstadt
1911), s. 72.
 
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