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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Vogts, Hans: Kölner Hauskapellen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0132

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Abhandlungen.

Kölner Hauskapellen.

(Mit 7 Abbildungen u. Tafel VI B. VII ) (Schluß.)
i^*fe^*isj^!<-Jas Besondere der im Ober-
^ ^ ■ geschoß gelegenen Ka-
pellen waren die Erker, die
Chörlein, die natürlich dann
fehlten, wenn der wohl regel-
mäßig nach Osten liegende
gerichtete Altar nicht an der Fensterseite, son-
dern, etwa in einer Nische, an einer fenster-
losen Längswand sland, wie dies z. B. in der
gotischen Kapelle des Hauses Klein-Schiede-
rich an der Trankgasse der Fall war25) oder
wenn, wie im Hause „Königstein", die Längs-
wand die Fensterseite bildete. Oft lagen die
Obergeschoßkapellen über der Torfahrt,
wie die des Hauses Zum alten Huntgin beim
Kovelshof, Obenmarspforten 1H26J, eines alten
Besitzes der Familie Gir, die des Hauses
Nideggen auf der Hohen Straße27), das gegen
Ausgang des XV. Jahrh. der Familie Rinck
gehörte, die des Brauweiler Hofes und die
der Jesuitenburse an der Maximinenstraße28).
Vielleicht lag auch, nach dem Chörlein über
dem Spitzbogentor zu urteilen, an dieser Stelle
die Kapelle des großen, um 1529 gebauten
Siegenschen Hofes am Holzmarkt (vgl. die
Stadtansichten von Woensam, Wenzel Hollar
' u. a.). Wahrscheinlich wenigstens eine Haus-
kapelle war ein über dem Torweg gelegener
Raum des kürzlich abgebrochenen Hauses
Heumarkt 4, der durch eine flache Stuckdecke
mit der Jahreszahl 1710 und dem Ehewappen
der Erbauer, des Ratsverwandten Joh. Gysen
und seiner Frau Anna Maria Mertens29), ge-
schmückt war. Außer den beiden letzt-
genannten Beispielen (am Holzmarkt und am
Heumarkt), deren Kapellencharakter immerhin
zweifelhaft ist, finden wir alle Obergeschoß-
kapellen zum Hofe oder zu den Seitengassen
hin ausgehend. Eine der schönsten Haus-
kapellen war die des Brauweiler Hofes Burg-

") Köln und seine Bauten, Kig. 84.

") Keussen »Topographie , I, 5p. 174a.

'") Sclminsbuch 171, vom 15. April 1578: Haus
N'idrggm mit dem gange under der ca|>ellen uff den
Steinweg dd Kante* Zum Struvss ausgehend.

") Gg. Braun , »Rhapsodia Coloniensi>«, Stadi-
archiv, Alffterscbe Sammlung, Band 44.

") Schreinsbuch 11, vom 14. Mai 1701 und vom
5. April 17.r>9.

mauer 9 (Abb. 3 und 4), deren breites zwei-
teiliges Maßwerkfenster über der Torfahrt an
der Hofseite des Hauses lag. Dieses zeigte
eine ähnliche Verbindung von Tuffstein- und
Ziegelsteinschichten wie die 1538 erbaute
Propstei des Stiftes St. Maria ad gradus. Die
dem hl. Medardus geweihte Kapelle, die auf
einer alten Stiftung beruhte, wurde 1532 von
neuem geweiht30). Damit ist wohl zugleich
die Bauzeit der von einem Sterngewölbe be-
deckten Kapelle angegeben.

Für die dreiseitigen Kapellenerker,
die an die Stelle der halbrunden Chöre von
der Art des Kamperhofes treten, werden
in Köln Beispiele vom XIV. bis XVII. Jahrh.
bekannt. Wohl das älteste ist das sich über einem
reichgegliederten Profil erhebende Chörlein
Glockengasse 3, dessen schlichte, mit ein-
fachen Kleeblattbögen abgeschlossene, schmale
Fenster mit den tieffarbigen Glasgemälden der
Oppenheimschen Sammlung geschmückt sind;
dieser Erker, dessen Umfang aus drei Seiten
des regelmäßigen Achtecks gebildet wird, ge-
hört zu dem großen Besitz „Zum Tohner und
Birkelin", der später den Familien Engelbrecht,
Heimbach, Duisterloe und von Groote ge-
hörte und 1505 Kaiser Maximilian als Gast
aufnahm, und ist wohl noch ein Rest eines
älteren Baues, der in die Zeit zurückführt, als
die Scherfgin und Hardefust das weitläufige
Haus besaßen"'). Ähnlich kann man sich
den nur von den Rheinansichten her be-
kannten Erker des Hauses an derHasen-
pforte, des späteren Holländischen Hofes,
vorstellen, eines festungsartigen Baues, der an-
scheinend kurz vor 1348 entstand und auf
Johann vam Thurne zurückzuführen ist32);
der Erker ist wohl sicher der Chor einer Ka-
pelle des Hauses, von deren Gewölbe Kon-
solen und Schlußsteine im Wallraf-Richartz-
Museum erhalten sind, mit lustigen und gro-
tesken Teufelsfratzen und Phantasien, wie sie
in der Kölner Kunst beliebt waren.

In den Formen dieser Zeit, der ausge-
prägten Hochgotik, erscheinen den Abbil-
dungen nach zwei ähnliche Erker, die aber

•°) G elenius, a. a. O., S. 611.
sl) Schreinsbuch 169, f. 2a, 14a (von 1311 und
1335) und vom 18. Mai 1401.

si) Stein, »Verfassung und Verwaltung«, II, S. 18.
 
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