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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Witte, Fritz: Alte und neue Kirchen- und Vereinsfahnen, [2]
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0078

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125

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Ni. 3.

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etwas kecker auftreten als das im dämmerigen
Zimmer hängende Ölgemälde. Damit soll
aber gewiß nicht den schreienden chemischen
Farben das Wort geredet werden, die laut
und weithin vernehmlich den Ungeschmack
der Vereinsmitglieder über den Festplatz ver-
künden. Ungesund wäre umgekehrt aber
auch die Farbenscheu, die Verwendung un-
klarer, nach braun zumeist sich bewegender
Töne. Man darf hier mit gutem Recht auf glück-
liche Farbenzusammenstellungen im modernen
Straßenkleid der Weltdame hinweisen. Der
kultursüchtige Großstädter wird vielleicht zu
einer fein abgestimmten Skala einer einzigen
Farbe, unter überlegter sparsamer Hinzuziehung
einer anderen greifen, der Mann vom Lande
wählt — ganz mit Recht — eine primitivere,
aber darum nicht weniger lustige Zusammen-
stellung verschiedenartiger Farbtöne. Erste
und letzte Voraussetzung ist und bleibt eben
immer, daß eine der Parteien, der Besteller
oder der Sticker, einen kultivierten Geschmack
mitbringt. An Anregungen fehlt es heute
nicht. Dekorationsgeschäfte legen in ihren
Fenstern Teppiche, Behänge und Decken aus,
die nach Form wie Farbe wichtige Finger-
zeige genug geben. Die heute für Stickereien
so vielfach verwertete Kurbeltechnik ist bei-
spielsweise für den Schmuck unserer Fahnen
so brauchbar wie irgend eine andere und

bringt die schätzbaren Vorzüge der Leichtig-
keit, Solidität und Wohlfeilheit mit. Abb. 21
stellt einen Versuch dar, moderne Formen
dem Zwecke dienstbar zu machen. Leider
trägt sie der Forderung des Bestellers Rechnung,
als „Dütenfahne" hergestellt zu werden. Das
Bild der hl. Cäcilia erscheint — ebenfalls eine
Konzession an eine Unsitte — in plastischer
Durchmodellierung, anstatt flächenhaft auf
der Fiäche selbst zu stehen. Immerhin erhebt
sich eine solche Darstellung schon dadurch
weit über das Niveau des Herkömmlichen,
daß sie nicht als Nachbildung irgendeines
fadengedruckten Heiligenbildchens erscheint1).

Eine Zukunft dürfte man auch den Fahnen
wünschen, die unter geschickter Verwendung
gewebter Ornament- und Figurenborten, vor
allem der Kölner Borten entstehen. Wegen
ihrer geringen Elastizität gestehen wir ihnen
aber nur auf den kirchlichen Kreuzfahnen die
Existenzberechtigung zu.

Es ist wahrlich schade um die vielen
tausend Mark, die jährlich fortgeworfen werden,
um den Ungeschmack der Menschen öffentlich
durch künstlerische Mißgeburten zu dokumen-
tieren. Man wird sich mit dem Gedanken
abfinden müssen, daß man ein „Rufer in der
Wüste" bleibt.

Köln. Fritz Witte.

') Von Leo Peters, Kevelaer.

Bücherschau.

Das Katharinenkloster am Sinai von Johann
Georg, Herzog zu Sachsen. Mit 43 Abbil-
dungen auf 12 Tafeln. — Teubner in Leipzig und
Berlin 1912.
Dem Besuche des Sinai ist dieser eingehende, reich
illustrierte Bericht zu danken, aus welchem den Lesern
dieser Zeitschrift schon manches bekannt ist auf Grund
der Abbildungen und ihrer Beschreibung im letzten
Jahrgang. — Derselbe zerfällt in 8 Kapitel, von denen
das I vom Kloster handelt, seiner Bauart und Ein-
richtung: das 11. von der Kirche, ihrer Architektur
und namentlich ihrer Ausstattung; das III. von der
Kapelle des brennenden Dornbusches und
ihrer Ausschmückung; das IV. vom Schatz, seinen
Reliquiaren und Paramenten; das V. von der Biblio-
thek mit ihren kostbaren zum Teil sehr alten
Manuskripten und Einbinden; das VI. von den
Kapellen und sonstigen Räumen mit ihren
Mosaiken, Ikonen, Türen, Pulten usw. — Die darauf
bezüglichen auf Klapptafeln verteilten Abbildungen
haben den Vorzug der Neuheit. — Mit großer Sorg-
falt sind die zahlreichen Notizen gesammelt, die hier in
knapper Fassung niedergelegt sind, und der Umstand,

daß sie auf Autopsie beruhen, oder auf den besten
Sonst kaum erreichbaren Informationen, geben dem sehr
frisch und anregend geschriebenen Büchlein einen be-
sonderen Wert und Reiz. Schnütgen.

Die wich tigeren Stifte, Abteien und Klöster
in der alten Erzdiözese Köln von E. Pod-
lech, cm. Pfarrer. Goerlich & Coch in Breslau.
(Preis M. 6.80.)
Daß der Verfasser der „Geschichte der Erzdiözese
Köln" vom Jahre 1879, eines immer noch recht
brauchbaren, weil zuverlässigen und klaren Handbuches,
den Privatstudien seiner Jugend treu geblieben ist, be-
weist der vorliegende Band, dem noch zwei
Bände folgen sollen. — Es handelt sich um ein
weites Gebiet, dessen Material immer noch sehr zer-
streut ist, trotz des ständig zunehmenden Bedürfnisses,
dasselbe in knapper Bearbeitung zusammen zuhaben. —
Zahlreich sind die in den letzten Jahrzehnten veröffent-
lichten SpezialStudien, und es wird noch lange dauern,
bis sie einen gewissen Abschluß gefunden haben. —
Dankbar ist daher diese Zusammenstel'ung, die mit Sorg-
falt gemacht ist, zu begrüßen, wenn auch nicht alle
 
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