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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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einschlägigen Studien bis in die letzte Zeit Berück-
sichtigung gefunden haben. — Zunächst werden hier
die Stifte im Bereiche der alten Römerstadt und außer-
halb derselben behandelt, sowie die Stifte der Stadt
Köln, die männlichen wie die weiblichen. — Die all-
gemeinen Vorbemerkungen bilden eine anschauliche Ein-
führung, und bei den 34 vorgeführten Stiften ist aus
der Literatur ein recht ergiebiges, allseitiges Entwicklungs-
bild zusammengestellt, welches reich ist an vielseitigen
Informationen, bei denen auch die kirchliche Kunst ihre
Rechnung findet. Mannigfache Notizen über die Bau-
werke, namentlich Krypten, über Mosaiken und sonstige
Malereien, über Sakramentshäuschen, Triumphkreuze,
Altäre, Altartafeln. Chorgestühl, Chorbücher usw. be-
stätigen dieses. — Der Fortsetzung des sehr nützlichen
und zeitgemäßen Werkes darf daher mit Interesse ent-
gegengesehen werden. Schnütgen.

Miniaturen aus Handschriften der Kgl. Hof-
un d S t aa t sbiblio t he k in München. Heraus-
gegeben von Dr. Georg Le i din g er. Heft 1. Das
sogenannte Evangeliarium Kaisers Ottos III.
München, Riehn & Tietze.
Wer 1909 an dem Kunsthistorischen Kongreß in
München teilgenommen hat, der wird sich mit be-
sonderer Genugtuung der Ausstellung und Führung er-
innern, die Georg Leidinger in der Bibliothek veran-
staltete, bei der er die prägnantesten Beispiele den
Besuchern vorführte. Damals wurde selbst von hervor-
ragenden Fachgenossen, die als Spezialisten auf dem
Gebiete der Miniaturenforschung gelten, der lebhafte
Wunsch ausgesprochen, Leidinger möge als der be-
rufene Mentor die Manuskripte der Hofbibliothek der
Kunstforschung zugänglich machen. Das 1. Heft liegt
bereits vor Es bietet genaueste, prächtige Wiedergaben
des noch immer umstrittenen Codex Ottos III., den
manche noch immer trotz Kemmerichs unseres Er.
achtens abschließender Zuschreibung an Otto III. gern
di m Kaiser Heinrich IL zuweisen möchten. Leidinger
enthält sich des Urteiles und beschränkt sich darauf,
die bislang geäußerten Meinungen zusammenzustellen.
Diese Literaturangabe führt er bei jedem einzelnen
Blatt mit mustergültiger Gründlichkeit und Vollständig-
keit durch, so dali er ein genaueres Studium des
Ganzen wie einzelner Teile ungemein erleichtert. Die
Reproduktionen sind ausnahmslos vorzüglich. Nach-
dem das gesamte Material so vor uns liegt, wird es
sich auch wohl bald ermöglichen lassen, die Beziehungen
des Codex zur Reichenau oder zu St. Gallen f. st zulegen.
Dem Erscheinen der folgenden Hefte lieht man mit
ebenso großer Spannung wie Vertrauen auf sorgfältigste
Arbeit entgegen. Fritz Witte.

Leo Bai et. Der Frühholländer Geertgen tot
Sint Jans. Mit 11 Tafeln. Haag, M. Nijhoff 1910.
3 Gulden.
Balets Buch bringt Neues über Geertgen. Zunächst
ist überaus beachtenswert, daß das Geburts- und Todes-
jahr bestimmt eingekreist werden, und zwar auf die
Jahre 1407 ba 1 195. Balets Schlußfolgerungen sind
ziemlich überzeugend. Ist das Todesdatum sicher, so
fallen auch von selbst einige Bilder-Zuschreibung. n an
den Meister, da sie über sein Todesjahr hinausgreifen.
Im übrigen greift Balet sein Thema nicht so sehr von

der rein kunsthistorischen Seite an, als vielmehr von
der psychologischen, indem er Geertgens Seelenleben
zu seinen Schöpfungen in Beziehung bringt. Das tut
er mit großem Geschick und mit ausgedehntem Hilfs-
apparat. Am Schlüsse des sehr beachtenswerten Buches
gibt der Verfasser eine Übersicht über die Literatur
der Geertgenbilder. Die Ausstattung ist gut und ent-
spricht dem stimmungsvollen Texte. Fritz Witte.

Spemann's Hauskunde umfaßt in 8 starken, reich
illustrierten und glänzend gefaßten Oktavbänden:
Das goldene Buch der Musik (6 M.); Das goldene
Buch der Kunst (8 M.)j Das goldene Buch der
Weltliteratur (8 M.); Das goldene Buch der Sitte
(ti M.)i Das goldene Buch des Theaters (8 M.):
Das goldene Buch der Gesundheit (fj M.)j Daa
goldene Buch vom eigenen Heim (6 M.); Das
goldene Buch des Sports (6 M.).
Die schnell sich wiederholenden Auflagen bestätigen
die Brauchbarkeit der über viele Zeit- und Bildungs-
fragen leicht orientierenden Bücher, die durch zahl-
reiche Porträts und sonstige Abbildungen noch be-
sondere Interessen befriedigen.

Die letzten Neuauflagen betreffen die Welt-
literatur, die, mit den alten Ägyptern beginnend, bis
zur modernen Tagespresse verfolgt wird. Die 600
Lebensbeschreibungen neuzeitlicher Schriftsteller und
deren Porträts geben dem dicken Bande eine sein
aktuelle Bedeutung. — Sodann das Theater, dl
Geschichte auch hinsichtlieh der Gebäude, Einrich-
tungen, Dekorationen usw. vorgeführt, dessen gegen-
wärtige Praxis in mannigfaltiger Weise behandelt wird
unter Beigabe von 200 Biographien bedeutender Schau-
spieler der Gegenwart in Wert und Bild. — Bei den
wohlfeilen Preisen kommen die zahlreichen Interessenten
für diese modernen Fragen gm auf ihre Rechnung.

Schnütgen.

Römische Veduten. Hand/eielmungen aus den.
XV.—XVrjJ Jahrh. Von IL Egger. Wien,
Fr. Wolfrum & Co. 1911. Bd. I. 100 -M.
Die vorliegenden Probetafeln der Veduten gehören
zum Besten, was auf diesem Gebiete in Reproduktiont-
verfahren geleistet worden ist. Man bedauert nur die
bisweilen recht unglücklich wirkende Unifotmierung
der Aufziehkartons, die mit ihrem Grau oft mit den
schönen Abbildungsblättein kontrastieren. Eggen geht
der künstlerischen wie der topographischen Bedeutung
der einzelnen Blätter Dach. Man sieht, daß ei durch
langjährige Beschäftigung mit der Stoscbschen Samm-
lung sich die Qualifikation In hohem Grade erwi
hat, die Bedeutung der Zeichner für die Geschichte
der schwierigen römischen Topographie festzustellen.

Seirr Werk bildet .in. willkommene Ergänzung ZU
ll Stichen, die in Heft 2 besprochen wurden.

Der Kunsthistoriker wird sieh mancherorts wundern

über die für ihn ebenso wichtigen wie Interessanten
Aufschlüsse, die er durch die Reproduktionen be-
kommt von manchen römischen Monumentalbauten,
wie st. Peter, .las uns in verschiedenen Stadien seines
Werdens vorgeführt wird durch gleichseitige zeichne-
rische Aufnahmen. So liegt hier und da eine voll-
ständige Baugeschichte vor uns aufgerollt. Herausgebe]
wie Verleger sind wir tu Dank verpflichtet für die
gUnzende Darbietung. Fritz Witte.
 
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