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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Hasak, Max: Das Alter des Chorbaues von Groß-St.-Martin zu Köln
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0111

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187

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

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Bewegung voranging, waren die Formen der
Gewölbe Groß-St.-Martins verlassen. Dort
aber lernten doch die damaligen Baumeister
Deutschlands ihre gotischen Formen und
naturgemäß nur die gerade in den französischen
Baustuben üblichen, nicht die seit 30 Jahren
längst vergessenen.

Doch weiter.

Warum kann der Chorbau von Groß-St-
Martin nicht 1172 fertig gewesen sein, wenn
doch der von St. Gereon nach Herrn Raht-
gens schon dem dritten Viertel des XII. Jahrb..
entstammen soll?

Groß-St.-Martin und St. Gereon haben er-
sichtlich mit ihren Chorneubauten und früh-
gotischen Gewölbeeinbauten ganz gleichen
Schritt gehalten.

Was die gleichartigen, romanischen Stein-
metzzeichen anbelangt, welche Herr Rahtgens
rings um die Pfeiler im Langschiff aufgefunden
hat, die meiner Ansicht entgegenzustehen
scheinen, daß der romanische Chorbau an

ein früheres romanisches Langschiff ange-
setzt worden ist, so behebt sich dieser Zweifel
dadurch, daß die Langschiffspfeiler nebst ihren
Rundbögen auch nach dem Innern des Hoch-
schiffes hin durch den Baumeister des Chores
verstärkt worden sind, wie hätte sonst sein
frühgotischer Nachfolger das Triforium her-
stellen können? — In ganz derselben Weise
sind die Pfeiler im Speyrer Dom verstärkt
worden und haben die Beschauer ebenfalls
bisher irre geführt.1) Auch sind romanische
Hochschiffsmauern unter Holzdecken höchst
selten stärker als 1 m. (Siehe z. B. St. Maria
im Kapitol.)

Es besteht also keinerlei überzeugender
Grund dagegen, daß die Weihe vom 15. Mai
1172 dem herrlichen Chorbau gegolten hat.

Grunewald b. Berlin.

H a s a k.

') .Handbuch der Architektur.i Hasak, »Der
romanische und gotische Kirchenbau.« (Stuttgart 1902.)
I Bd. 1 S. lü.

Bücherschau.

Die Basilika von Aquileja und ihrBauherr
Patriarch Poppo. Von Albin Freiherrn zu
Teuffenbach, Tiefenbruch und Maßwergg. Ehren-
mitglied des Vereins zur Erhaltung der Basilika von
Aquileja. II. vollständig umgearbeitete und bedeutend
vergrößerte Auflage. Verlagsdruckerei Ilariana in
Görz 1911.
Der hochbetagte österreichische Feldzeugmeister und
Geschichtsforscher hat die Freude erlebt, von seiner
Lieblingsstudie über die berühmte Basilika seiner
Heimatgegend eine zweite Auflage veranstalten zu
können, die dem eigenartigen Denkmal und seinem
Erbauer, dem berühmten Patriarchen Poppo, Günstling
des Kaisers Heinrichs des Heiligen, nicht nur im
engeren Heimatkreise, sondern in der weiten wissen-
schaftlichen Welt die Aufmerksamkeit in erhöhtem
Maße zuwendet.

Der uralte Patriarchensitz, dem es später gelang,
sogar dem benachbarten Grado den Rang abzulaufen
und sofort hinler dem Papst sich einzugliedern, hatte
das Glück, den Hofkaplan des deutschen Kaisers 1019
als tatkräftigen Kirchenfürsten zu erhalten. Bei der
Einweihung dos Bamberger Domes mag dieser den Ent-
schluß gefalit haben, seine alte Basilika aus der Mitte
des IV. Jahrb.. zu einem großen Denkmal unizubauen,
unter geschickter Bewahrung und Benutzung der alten
Bauteile. Ihm widmet der Verfasser eine eingehende
Beschreibung hinsichtlich seiner einzelnen Bauglieder
und Hauptausstattungsgegenstände: der schon früher auf-
gedeckten (letzthin ganzaußerordentlich, bis auf ca. 700 qm
ausgedehnten) altchristlichen Bodenmosaiken, der neuer-
dings freigelegten romanischen Wandgemälde, sowie

namentlich auch der von Pellegrino da San Daniele
(Martino da Udine) gemalten dreiteiligen Hochaltartafel,
denen auch kleine, aber ausreichende Abbildungen ge-
widmet sind, teils im Text, teils auf den angehefteten
Blättern. — Was der Verfasser über diese kunst-
geschichtlich höchst merkwürdigen Denkmäler sagt, was
er außerdem über die Verdienste des hervorragenden
Patriarchen, seinen Charakter, seine Abstammung,
seine letzte Ruhestätte mitteilt, unter Verwendung
reicher Literatur, erfüllt mit Hochachtung und Dank-
barkeit für den begeisterten Schilderer. Sc h n ütge n.

Das Haus des Herzens Jesu. Illustriertes Haus-
buch für die christliche Familie Von Franz
Hattler S. J. — V und VI, gänzlich neu illustrierte
Auflage herausgegeben von Arno Boetsch S. J. —
Mit 5 Farbentafeln und 49 Textbildern nach Führich
u. EL — Herderscher Verlag.
Es war ein glücklicher Gedanke, dem beliebten
Aiulachtsbuch einen neuen Reiz zu geben durch die
Aufnahme von religiösen Bildern, und diese den Werken
Führichs zu entnehmen, die sich in Strichmanier als
ganz- oder halbseitige Illustrationen sehr gut eignen,
den Text belebend und die Sammlung fördernd. Ihnen
gegenüber fallen zwar die Farbendrucke zum Teil etwas
aus der Rolle, aber manchen Lesern mögen sie immer-
hin willkommene Beigaben sein. Schnütgen.

Handbuch der P a r a m e n t i k von Joseph
Braun S. J. Mit lf>0 Abbildungen. Herdersche
Verlagshandlung 1912.
Das vorliegende Handbuch bildet in gewissem Sinne

einen Nachklang zu des Verfassers großem Werk über
 
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