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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Arntz, Ludwig: Wegekreuz und Wegebild, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0085

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137

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

138

Wegekreuz und Wegebild.

(Mit 35 Abbildungen.)

III. In Stein: Andachtskreuze, Bildstöcke,

Andachtsnischen.

S^23n me besondere Gruppe vielgestal-

AiMQ ; tiger Wegekreuze bilden die An-

Ik^S^ dachtskreuze, welche als An-

^fe^Sy denken an bestimmte Ereignisse

oder Erlebnisse im Sinne der Pietät gestiftet
wurden. Vgl. Tafel VI. Vielfach sind diese
Kreuze, welche gemeinhin auch als Wetter-
oder Hagelkreuze bezeichnet werden, an Stelle
älterer, verfallener oder zerstörter Wegekreuze,
als erneute Stiftung aufgerichtet worden. Für
die stiftungsgemäße Bedienung der Wege-
kreuze sind oft bestimmte Vorschriften er-
lassen worden; so u. a. in einem Bestallungs-
brief, den Dekan und Kapitel des Heiligen-
Peter- und Paul-Stiftes zu Bruchsal dem Alt-
meßner Hans Wolf zu Odenheim i. B. bei
Wiedereinführung des Meßneramtes am 10. Ja-
nuar 1522 ausgestellt haben.1) Naturgemäß
gehören daher die meisten überlieferten Denk-
mäler einer späteren Zeit an. Aus der spät-
gotischen Zeit haben sich verschiedene grö-
ßere Andachtskreuze erhalten in mehr oder
weniger reicher Ausführung. Hierzu gehören
.die stattlichen Hochkreuze von Xanten und
Friesdorf bei Bonn,2) zu Regensburg
und zu Wien (die sogenannte Spinnerin
am Kreuz). Es sei hier besonders hinge-
wiesen auf das stattliche Wegekreuz von
Fra uwüllesheim (Düren).3) Auf mehrstufi-
gem Unterbau steht der geteilte hohe Schaft,
an welchem die Wappen des Herzogs von
Jülich (f 1511), seiner Gemahlin Sibylla
von Brandenburg und der Stadt Düren an-
gebracht sind, darüber als Seitenfiguren
Maria und Johannes. Der obere Kreuzauf-
satz ist mit Kruzifixus, reichem Maßwerk und
Kreuzblumen geschmückt. Ein einfaches Bei-
spiel aus spätgotischer Zeit ist auf Tafel VI. 67
wiedergegeben. Dieses Kreuz steht am Wege
Zons-Horrem. Auf einem Stufenbau und
zweiteiligen Sockel erhebt sich der qua-
dratische Schaft mit ausgekehlter Füllung, der

') Vgl. Zeitschrift für die Geschichte des Ober-
rheins, Band 16, Heft 3, 1901.

:) Vgl. Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Kreis
Mors und Bonn.

'} Vgl Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Kreis
Düren, Tafel XII.

zweifellos gekürzt und früher mit einem Kranz-
gesims oder Knauf zur Aufnahme des Kreuzes
endete. Das letztere ist in den Winkeln mit
Maßwerknasen ausgesetzt. Man kann mit
Sicherheit annehmen, daß ältere, hölzerne
Wegekreuze vielfach im XVII. u. XVIII.Jahrh.
durch neue Andachtskreuze ersetzt worden
sind. Offenbar haben sie in der Regel bei
Bittgängen der Andacht gedient. Es ist daher
bei der Ausbildung auf die Möglichkeit der
Aufstellung einer Reliquie oder der Monstranz
Bedacht genommen worden. Zu diesem Zweck
dient entweder eine dem Kreuzschaft vorge-
setzte Altarplatte (vgl. VI. 69), eine vor-
gestreckte Konsolplatte (vgl. VI. 68 und 74),
oder eine im Kreuz, im Schaft oder im Sockel
ausgesparte Nische (vgl. VI. 69, 71, 73). In
vielen Fällen wird der Nischenboden durch
eine vorspringende, konsolartig gestützte Platte
vergrößert (vgl. VI. 70, 72, 75, 77, 80). Die
Bedeutung der Nische wird gerne durch ein
angearbeitetes oder eingekerbtes Kreuz ge-
kennzeichnet (vgl. VI. 78, 75, 76). Bei der
Formgebung der Nische ist zuweilen noch die
Erinnerung an das Holzkreuz lebendig und
wirksam wie bei Abb. 69 und 73. Der Ab-
schluß der Nische ist meist kreisrund oder ge-
schweift. Sehr beliebt ist dabei im XVIII.Jahrh.
eine muschelförmige Ausbildung (vgl. 70, 71,
72, 80). Große Verschiedenheit weist auch
die Formgebung des Kreuzes auf, sowohl was
die Endung der Kreuzarme wie die Behand-
lung der Stirnfläche betrifft. Es sei hin-
gewiesen auf den rechtwinkeligen Abschluß,
den gratförmigen Abschluß und die Dreipaß-
form, welche bis in die Mitte des XVIII.Jahrh.
in verschiedenen Abwandlungen vorkommt.
Für das Ende des XVIII. Jahrh. ist die ellip-
tische Schweifung der Kreuzenden charakte-
ristisch (vgl. Abb. 80). Die Stirnfläche des
Kreuzes ist entweder glatt (vgl. 70, 71, 77, 78),
umrandet wie bei 74, oder mit Spruch und
christlichen Sinnbildern versehen (vgl. 69, 72,
7.'i, 74, 75, 76). In der zweiten Hälfte des
XVIII. Jahrh. wird die Anbringung der fünf
Wunden beliebt (vgl. Abb. 79). Der Kruzi-
fixus findet sich im XVII. Jahrh. noch häufig
angearbeitet, wenn auch manchmal in recht
derber Ausführung, eine Überlieferung, die sich,
rückwärts bis zu dem sogenannten „Herrgott
 
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