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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Haupt, Richard: Eine karolingische Kirche weit im Norden
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0095

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157

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

158

eines zuerst als Basilika gedachten Baues
vor sich hat.

Allerdings sind Kirchen mit zwei Reihen
Fenstern nichts Unerhörtes. Fast das Gleiche

— die Fenster in zwei Geschossen, deren
zweites sogar ebenfalls andere Technik zeigt

— findet sich in der
ganz nahen uralten
Kirche zu Hohenaspe.
In der ebenfalls alt-
ruistischen zu Nortorf
brachen IHK) Slawen
durch h u m i 1 i o r e m
fenestram ein und
verübten schändliche
Räubereien, die im
ganzen Lande un-
geheures Aufsehen
machten. Die Unter-
fenster zu Hohenaspe
wurden daraufneu ein-
gerichtet und bestens
verwahrt, zu Schene-
feld gleichzeitig und
gleichartig die oberen,
uiul die unteren wurden hier, wie wir gesehen
haben, vermauert

Ebenso die zu Boaati in Wagrien. Hier

hatte (116S der Wendenapostel Wizelin,

dem unsere altholstische ecclesia mater ein

ehrwürdiges Vorbild gewesen sein mag, deren

tümlic he Bedeutsamkeit sich eben in der

Abb.

Zweigeschossigkeit aussprach, das Kleinod seiner
künstlerischen Hinterlassenschaft, die über den
Plöner See hinweg wie weißer Marmor schim-
mernde Hofkirche ebenfalls mit zwei Reihen
Fenstern versehen. Auch hier sind die inferiores
fenestrae zu vollständiger Unerkennbarkeit ver-
mauert worden. Aber
sie sind vorhanden,
und wer weiß, ob nicht
im Boden auch da
noch der Unterbau der
cathedra liegt, auf der
der ehrwürdige Mann
gesessen hat ?

Die Ergebnisse der
Untersuchungen von
Schenefeld sind ge-
wiß noch nicht be-
deutend, und die
von uns nahegelegten
Schlüsse sind viel-
leicht nicht einmal
überzeugend genug.
Doch das dürfte sich
erwiesen haben, daß
Aufmerksamkeit auf das klein und unbedeu-
tend Erscheinende immerhin allein es ist,
worauf in manchen Punkten sich die Hoff-
nung stützt, daß noch neues Licht sich über
die Geschichte und die Erscheinungen unserer
■ -idenen Baukunst verbreiten könne.
Preetz. Richard Haupt.

Conehe im Fuiboden der Kirche zu Schenefeld.

Bücherschau.

Der Magdeburger Dom. Von Richard H amann
and Felix Rotenfeld, Kerlin 1910. G. Grol
igsbuchhandlung. Preis 20 M.
I >■ ■ Untersuchung wird l>edingt durch

die für die Regriffsbildung
Hantanm ausschlage thetitch und

Btlichen Merkmale werden auf gene-
tiach-deakripüvein W und

Fixiert, «07*111 -ich auf dem -gleichender

Forschung die / nen Meister und

llung dri I md Vermischung

fremder Formell
Die forn
tum ornami H c hkeit,

u in dem

Rahn • Kapitelle.

an de) Synthese von rein

muck und 1 Funktion sich

- ichnng, die

•He durch die < sehen

Momente zum Angelpunkt der Methode machten. Da-
her die itilkritische ästhetisch-analytische Methode, die
bei der Vorliebe für technische Untersuchungen inner-
halb der architektonischen Forschung fast ein Novum
bedeutet.

Die Analysis der einzelnen Kapitelltypen, unter
Zugrundelegung des rein ästhetischen Hegriffes der
Einfühlung, gestattet eine Fülle feinet Einblicke in die
mittelalterliche Schaffensweise. Gruppeneinteilung und
Zuweisungen an einzelne Meistei ergaben sich an Hand
abereinstimmender stilistische! Merkmale. 1 >ie ästhetische
Klassifizierung der Kapitelle brachte gleichzeitig wich-
tig) Resultate in l>e/ug auf das stilistische Gefühl der
romanischen und gotischen Zeit. Die Art der Ver-
bindung bestimmter Schmuckmotive mit bestimmten

typen, namentlich In dei stilistisch bedeutungs-
vollen Mischung figürlicher und ornamentaler Motive
an einem fui die Symbolisierung der Funktion so
wichtigen Kaugliede, wie es das Kapitell darstellt, er-
möglichte die Feststellung bestimmter Gruppen, Schul-
 
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