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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Georg, Johann: Drei Ikonen in Klöstern Jerusalems
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0124

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211

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr 6.

212

m Februarhefte des Jahrgangs XXIV
der Zeitschrift habe ich drei Ikonen
veröffentlicht, die ich in dem Spy-
ridonkloster erworben habe. Diesen
möchte ich nunmehr noch drei hinzufügen,
die sich in den Klöstern Hagios Euthymios
und Hagia Katharina befinden und sicher das
Interesse von Kunst- _____

Drei Ikonen in Klöstern Jerusalems.

(Mit 3 Abbildungen.)

ich die Ikonen kenne, nur dieses eine bekannt.
Es wäre aber überraschend, wenn sich nicht
noch mehrere fänden. Denn wenn die Ikonen-
inaler einmal eine Darstellung bildlich auf-
gefaßt hatten, so haben sie dieselbe bestimmt
wiederholt gemalt. Da das Ikon nicht datiert
ist, so kann man nur nach der Art der

Malerei und der

freunden beanspru-
chen können.

Das erste (Ab-
bildung 1) befindet
sich in Hagios Eu-
thymios. Auf ihm
ist groß die hl. Anna
dargestellt. Sie hält
mit den Händen die
vor ihr sitzende
Tochter. Marias Ge-
wand ist viel reicher
als das der Mutter.
Überraschend sind
die beiden großen
Sterne an den Schul-
tern. Dagegen fehlt
der Stern auf dem
Schleier. Maria hält
mit den Händen
das vor ihr sitzende
Jesuskind, das seine
rechte Hand zum
Segnen erhoben hat.
Die Nimben sind
bei Mutter und
Tochter ganz gleich,
nur entsprechend
kleiner. Bei dem
Jesuskind steht im
Nimbus das übliche 'O'iiN- Interessant ist
die Ähnlichkeit zwischen den Dreien zu
beobachten, natürlich abgestuft durch das
entsprechende Alter. Die Darstellung ge- I
mahnt etwas an die der hl. Anna Selbdritt,
die man so oft bei uns findet. Aber doch
ist sie ganz anders aufgefaßt. Es ist ge-
wissermaßen die Verquickung der abend-
ländischen Darstellung mit einer orientalischen,
die man als eine erweiterte Platytera be-
zeichnen könnte. Im ganzen Bereiche der
christlich-orientalischen Kunst ist mir, so weit

Abb. 1.

Technik die Zeit an-
nähernd bestimmen.
Ich vermute, daß
die Zeit 1600 bis
L650 clie richtige ist.
Ob es in Jerusalem
entstanden oder von
auswärts eingeführt
worden ist, vermag
ich nicht zu sagen.
Ich kann nur auf
das verweisen, was
ich bei den drei
Ikonen aus Hagios
Spyridon gesagt habe.
Das zweite (Ab-
bildung 2) ist in dem-
selben Kloster. Hier
sind zwei Heilige
dargestellt. ' Rechts
vom Beschauer steht
der hl. Johannes
Klimax, der be-
rühmte Gelehrte vom
Sinai-Kloster, dessen
Werk einen großen
Einfluß auf die
Ikonographie der
orientalischen Kunst
gehabt hat. Er hat
einen langen, geteilten Bart und reiches Haupt-
haar und ist in ein Gewand gekleidet, das nur
bis zu den Knien reicht. Dadurch soll er wohl
als Einsiedler gekennzeichnet werden. In der
Linken hält er ein kleines Kreuz. In der Rechten
erblickt man ein Spruchband, das schwer zu
entziffern ist. Links vom Besi haucr steht der
hl. Einsiedler Onuphrios. Er ist nur notdürftig
mit einem Felle bekleidet, das ihn nur bis
etwas unter die Hüften bedeckt Auch <i trägt
einen langen, spitzen, aber nicht geteilten Bart
und ebenso langes Haar. Das Haupt ist
 
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