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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 10.1885

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Marx, Friedrich: Dioskurenartige Gottheiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.42074#0095

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Dioskurenartige Gottheiten.
(Taf. IV.)
E. Gerhard hat in der Archaeologischen Zeitung 1865 Taf.
CXCIX eine in Kyzikos gefundene Terrakotte aus dem Besitz
G. Perrots veröffentlicht, welche durch die Seltsamkeit der
Darstellung den Anlass gab drei analoge Stücke, zwei aus
dem hiesigen Museum der Archaeologischen Gesellschaft, ein
drittes aus dem Museum zu Olympia hier mitzuteilen. Jene
Perrotsche Terrakotte stellt zwei nackte Knaben im frühesten
Kindesalter dar, mit den pausbackigen Köpfen eng an einan-
der geschmiegt, die inneren Arme sich gegenseitig um die
Schultern legend wie Kitylos und Dermys auf der bekannten
böotischen Grabstele. Sie sitzen auf einem mit hohem Polster
belegten Stuhl mit zwei Seitenlehnen (?), um deren rechte
der rechts sitzende Knabe den rechten Arm hinten herumzu-
legen scheint. Das untere Stück der Vorderseite ist heraus-
gebrochen : die Rückseite bis auf die rechte, untere Ecke gut
erhalten. Die drallen, derben Kinderkörper sind völlig nackt,
die Köpfe schmücken hinten gefranste phrygische Spitzmüt-
zen, deren lange Laschen über ihre äusseren Schultern, hin-
ter den deutlich ausgeprägten Ohren herabfallen. Der Ge-
sichtsausdruck erscheint derb kindlich und natürlich. Gerhard
deutet die Knaben auf Dioskuren a. a. 0. S. 66. Er erinnert
dabei an die Eigenartigkeit der Idole der Stadt Kyzikos und
an die für Daktylen und Kabiren übliche Darstellung in
zwerghafter Kindesgestalt1. Zur Vergleichung mit jener Ky-
zikener Terrakotte mögen vorerst die auf Tafel IV 1.2 in na-
türlicher Grösse abgebildeten Stücke aus Böotien dienen,wel-
1 Uber welche, soviel ich sehe, etwas Sicheres nicht überliefert ist. Stellen
wie Herod. III 37 Paus. VIII 31, 3 Diod. V 64 sind nicht beweisend.
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ΜΓΓΤΗ. D. AUCH. INST. X.
 
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