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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 10.1885

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Dörpfeld, Wilhelm: Das choragische Monument des Nikias
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https://doi.org/10.11588/diglit.42074#0235

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Das choragische Monument des Nikias.
(Hierzu Tafel VII.)

ln dem sog. Beuleschen Thore am westlichen Fusse der
Akropolis von Athen sind eine Anzahl dorischer Architectur-
glieder verbaut, welche bisher nicht die Beachtung gefunden
haben, welche sie verdienen. Beule, der Entdecker des Tho-
res, welcher in seinem Buche Ucicropole d’Athenes gute Zeich-
nungen desselben veröffentlicht hat, schrieb diese Steine ver-
schiedenen Bauten zu. Die marmornen Architrave, welche
eine Sieger-Inschrift tragen, erkannte er als Theile eines cho-
ragischen Monumentes; die Triglyphen aus Poros theilte er
einem der zahlreichen archaischen Tempel zu, welche Xerxes
zerstört habe; die marmornen Geisa und die profilirten Blö-
cke der obersten Schicht des Thores glaubte er andern Tem-
peln zuschreiben zu müssen.
Diese verschiedenen dorischen Bauglieder gehören aber,
wie wir sehen werden, trotz der Verschiedenheit ihres Mate-
rials alle zu einem einzigen grossen Gebäude und zwar zu
einem choragischen Denkmal, welches Nikias, der Sohn des
Nikodemos, im Jahre 3 20/19 zur Aufstellungeines Sieges-Drei-
fussses errichtet hat. Dasselbe darf wegen seiner technischen
und künstlerischen Ausführung eine ehrenvolle Stelle unter
den antiken Bauten beanspruchen. Seine Bedeutung für die
Architekturgeschichte wird noch dadurch erhöht, dass es er-
stens genau datirt werden kann, was bekanntlich nur bei we-
nigen griechischen Bauten der Fall ist, und dass es uns zwei-
tens über die Polychromie der antiken Gebäude erwünschten
Aufschluss giebt.
 
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