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Größler, Hermann [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0092
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Mansfclder Gebirgskreis.

Der letzte Herr von Riddag nämlich soll die Absicht gehabt haben, ein Schloss
daselbst zu bauen. Schon sei das Bauholz angefahren gewesen, da sei der
siebenjährige Krieg ausgebrochen, und darum sei es nicht zum Baue gekommen.
Dieser Bericht, weicher möglicherweise echte, alte Erinnerungen mit neueren
Begebenheiten vermischt, scheint darauf hinzudeuten, dass der letzte Grat des
Schwabengaucs, Riddag, der Gründer des Klosters Gerbstedt, der gegen Ende des
zehnten Jahrhunderts lebte, der Urheber dieses Erdwerkes gewesen ist, dessen
Ausbau zu einer Burg aber ini'oige seines Todes und des Umstandes, dass sein
Sohn Karl in Ungnade hei, unterblieben sein wird, i)

Conradsburg.
/G/ Königliches Domänenvorwerk, 14 km nordwestlich von Hettstedt und 2 km
südlich von Ermsleben, zu dessen Domäne dieses Vorwerk gehört, im ehemaligen
Schwabengau in der Grafschaft. FaJkenstein gelegen, deren Hauptort es vor Zeiten
war. Denn die späteren Grafen von Falkenstein wohnten vor Erbauung des
Falkensteins auf dem Schlosse Conradsburg und nannten sich danach Edle
von Conradsburg (urkundlich 1080 Conradesburg, 1367 Oonradesborch, 1400 Cordes-
borch). Ob der Gründer dieser ehemaligen Burg, Conrad, ein Edelherr „von
Conradsburg" gewesen, muss dahingestellt bleiben. Jedesfalls stand die so be-
nannte Burg bereits im elften Jahrhundert. Nachdem jedoch der Edle Egino von
Conradsburg einen Angehörigen des Balienstedter Grafengeschiechts erschlagen
hatte, musste er, wie man nicht ohne Grund annimmt, sich bequemen, zur Sühne
seiner Tliat seine Stammburg aufzugeben und in den Mauern derselben ein Kloster
zu erbauen, dessen Krypta höchstwahrscheinlich als Familiengruft für die Edel-
herren dienen sollte. In den Jahren 1120—1133 fand vermutlich die Verwand-
lung der Burg in ein Kloster statt, welches dem h. Sixtus geweiht und mit
Benediktinern besetzt wurde, während sich die Edelherren von Conradsburg auf
das wohl kurz vorher bezw\ um dieselbe Zeit erbaute Schloss Falkenstein zurück-
zogen. Bereits 1133 kommt ein Abt Adalbert von Conradsburg urkundlich vor.
Nach dem Chronisten Paul Lange, einem Mönche des Klosters Bosau bei Zeitz,
war Conradsburg ein Benediktinermönchskloster, das aber von den Mönchen
wegen Verarmung verlassen und dann angeblich am Laurentiitage 1477 von
Karthäusermönchen in Besitz genommen wurde. Die Schirmvogtei über das
Kloster stand den Grafen von Falkenstein als erbliches Re$]it zu, woraus man
schliessen darf, dass sie dort auch ihr Erbbegräbnis hatten. Freilich ist kein
Denkmal mehr vorhanden, welches dies unwiderleglich darthäte, denn das Kloster
wurde 1525 im Bauernkriege wie die übrigen mansfeldischen Klöster geplündert
und zum Teil verbrannt, dann aber von dem Kardinal Albrecht, der auch
Bischof von Halberstadt war, dem Kloster Neuwerk bei Halle überwiesen, welches
dasselbe als Erbzinsgut dem Kanzler Türck überliess. Nach des letzteren Tode

C Verg]. Grossler, zweiter Nachtrag zu den Sagen der Grafschaft Mansfeld (Mans-
felder Blätter IV, S. 114 Nr. 14.) — 2)Vergl. (Jarl Elis, die Conradsburg, Halberstadt,
Verlag von Helm.
 
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