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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 2): Herzogthum Sachsen-Meiningen: Kreis Hildburghausen ; Amtsgerichtsbezirke Hildburghausen, Eisfeld, Themar, Heldburg und Römhild — Jena, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.19411#0103

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80

Pfersdorf.

Hildburghausen. 80

Pfersdorf, 5,1 km westlich von Hildburghaiisen (zweifelhaft, ob das 912 er-
wähnte Hengistorf; Dobenecker, Reg. I, Nr. 31.7); 1157 noch Hengesdorp. 1302
Pferdesdorp von Markgraf Hermann von Brandenburg seinem Vogt Christian zu
Coburg gegeben, 1323 von Graf Berthold von Henneberg die Einkünfte dem Stift
Schmalkalden gegeben, das allmählich in den Besitz aller Güter kam; damals und
1358 ein Adliger v. Pfersdorf erwähnt (Henneberg. Urk.-Buch I, Nr. 161; III, Nr. 20),
1407 noch eine Klosterjungfrau dieses Geschlechtes (Di-k. III, Nr. 159). Wie Ross-
dorf und Marisfeld, so weist wohl auch Hengesdorp (1358 Pferdisdorf) in Zusammen-
setzung mit Pferd auf starke Pferdezucht. Henges, heiliges undeutlich für Pferd,
von Hengist, Hengst. Althochdeutsch müsste man ros oder mar, marah erwarten,
da Pferd vom mittellat. paraveredus kommt. — Bergner, Glocken, S. 61. — Brückner,
Landesk. II, S. 294 f. — Jacob, Ortsnamen, S. 94. — Krauss, Hildburghausen, S. 484 f. —
Voit, Meiningen, 8. 250.

Kirche, einst des heil. Nikolaus (s. 1. Glocke), früher von Hildburghausen
aus bedient, seit 1612 eigene Pfarre. Grundriss-Form: | P~] . Der 5,2 m lange,
6,2 m breite Chor, der den Thurm trägt, und die 3,7 m lange, 3,6 m breite Sacristei
sind romanischer Anlage. Die Sacristei hat ein rippenloses Kreuzgewölbe, an der
Ostseite eine Ausgussnische (Piscina), an der Westseite zwei rechteckige Blenden,
von welchen die eine jetzt für ein Ofenrohr benutzt ist, die andere, fast bis zur
Vorderfläche zugeputzt, noch Haken und Oese einstigen Gitterverschlusses zeigt.
Eine Rundbogen-Thür mit altem Holzschloss führt in den Chor. Der Triumph-
bogen ist rundbogig, auf Pfeilern mit dem Capitell: ^EL ruhend. Von späterer
Bauthätigkeit zeugt die Inschrift am Sturz des Sacristei-Ostfensters: ANNO
DOMINI 1578 B; ferner ein, wohl ursprünglich Giebelblume der Kirchhof-Mauer
gewesenes Kreuz mit S-Voluten am Stamm und Ausrundung der oberen und seit-
lichen Ecken, mit Lilienverzierungen und: 1606 an der Fläche. Hauptsächlich
wurde die Kirche 1714 erneuert (aussen über der Westthür zwei giebelförmige
Steine, dazwischen: TW ANTE DEO TEMPLVM EXSTRVCTVM NOVITER ANNO
1714; am Sturz: G.H.KÖNIG P., d.h. Pastor), 1817 reparirt. Das Langhaus ist
15,6 m lang, 8,8 m breit. Zwei Emporengeschosse ruhen auf Pfosten, welche sich
darüber bis zur Decke fortsetzen. Die Decke ist in dem so entstehenden Mittel-
schiff und dem Chor flach, durch Leisten in Felder getheilt, über den Emporen
schräg herabgeführt: / \. Das Innere ist um 1840 gestrichen, weiss, die Decken-
felder blau, die Triumphbogen - Pfeiler mit einem griechischen Mäandermuster.
Fenster und Thüren sind rechteckig, zwei Fenster der Südseite elliptisch. Ueber
dem Chor steigt der 1714 an den Ecken neu verquaderte Thurm in zwei durch
Gesimse getheilten Abtheilungen auf, die erste mit schmalen rechteckigen, die zweite
mit grösseren & flachbogigen Fenstern; darauf eine achteckige, beschieferte Schweif-
kuppel etc.: frfl . — Brückner, S. 294. — Krauss, S. 485 schreibt nach dem Kirchbuch,
dass 1578 der Grund zur Sacristei gegraben, da vor diesen nie keine allda gewesen; — ein Zeug-
niss, dass selbst so starken Versicherungen früherer Kirchbücher nicht immer zu trauen ist. —
Voit, S. 250.

Altar platte, alt; Stein.

Kanzel, am südlichen Triumphbogen-Pfeiler, tüchtige Arbeit aus dem Ende
des 16. Jahrhunderts (vgl. Kanzel in Leimrieth). Auf würfelförmigem Sockel er-
 
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