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Voss, Georg [Editor]; Lehfeldt, Paul [Oth.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 2): Herzogthum Sachsen-Meiningen: Kreis Hildburghausen ; Amtsgerichtsbezirke Hildburghausen, Eisfeld, Themar, Heldburg und Römhild — Jena, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.19411#0147

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Beünn. Crock. Eisfeld. 6

Christ. Aug. Mayer in Rudolstadt gefertigte Glocke, die zur Erzielüng eines har-
monischen Geläutes gegen die jetzige umgetauscht wurde.]

Wohnhaus, von Fachwerk, geputzt; Vorlaube mit gefällig in Holz ge-
schnitzten Bogenstellungen. — Fritze, Fränk.-tMring. Holzbauten, Tat. 32.

Crock, nordwestlich von Eisfeld; 1152 Cracte, Kragte, Krack, Krackt, Crackau.
— Brückner, Landesk. II, S. 385 ff. — Kraus, Eisfeld, S. 315 f. — Voit, Meiningen, S. 266 f.

Kirche, einst des heil. Veit, ziemlich entfernt vom Ort und hoch gelegen,
auf dem Irmelsberg [wohl auf dem Platze eines heidnischen befestigten Heiligthums
und sehr alter Gründung]. Hier befand sich auch der ehemals für wunderthätig
gehaltene Irmelsbrunnen (übrigens kein laufender Quell, sondern ein gegrabener
und jetzt mit einem Häuschen überbauter Brunnen). Berühmte Wallfahrtskirche,
die noch vor etwa zwei Jahrzehnten von hier durchpilgernden Katholiken auf-
gesucht wurde, Tochterkirche von Eisfeld. 1489 mit einer Vikar-(Messpriester-)
Stelle begabt, die 1535 zu der eines Diakonen, 1555 eines Pfarrers erhoben
ward, aber abhängig von Eisfeld bis 1647 blieb, dann eigene Pfarrei wurde. Die
Kirche ward [an Stelle der älteren] 1489 als bedeutender Bau errichtet und ist
verhältnissmässig gut aus jener spätgothischen Bauzeit erhalten. An der Sacristei-
Ostmauer und an dem Strebepfeiler zwischen der Südost-Seite und Südseite finden
sich von dieser Bauthätigkeit noch die Steinmetzzeichen: ^[ . Grunclriss-Form:
c|-j—^ . Der Chor ist 10,3 m lang, 7,2 m breit, die Sacristei südlich von ihm

^> 3,8 m lang, 3,2 m breit, das Langhaus 15,8 m lang, 9,6 m breit, der West-
thurm im Erdgeschoss 3,9 m lang. 3,4 m breit. Der Chor ist zweijochig, aber mit
einem durchgehenden Gewölbe bedeckt. Kehlprofilirte: V Rippen ruhen an den
Ecken und Wandmitten auf (verstümmelten) Consolen; diejenige an der nordöst-
lichen Ecke ist als Kopf gebildet, die entsprechende an der Südost-Ecke war es
wohl auch, ist aber durch das Orgelgehäuse verdeckt oder beseitigt. Die Rippen
steigen nicht profilirt von den Consolen auf, sondern erst aus einem kurzen Dienst-
stück, in das sie unten zusammenlaufen. An den vier Schluss-Ecken kommen diese
sogar als wirkliche Dienste zur Geltung (s. unten). Von diesen Diensten bezw.
Dienststücken steigen Rippen zunächst als Schildbögen an den Fenstern bezw.
Jochwänden auf. Andere Rippen steigen als Stichkappen über den Fenstern
bezw. Jochwänden nach dem Scheitel einer als Kreuz- oder Stern - Gewölbe
beginnenden Wölbung hin. Die Wölbung ist oben nicht als ganze Fläche, sondern
jedes Feld zwischen den Rippen als Kappe für sich gewölbt. Das Gewölbe gleicht
daher dem des Chores in der Stadtkirche zu Eisfeld (s. d.), dem es wohl als Vor-
bild gedient haben mag. Denn abgesehen, dass es wirklich etwas älter ist als
jenes, zeigen sich bei dem hiesigen Gewölbe eigenthümliche Erscheinungen, welche
auf Unsicherheiten bezw. Umänderungen während des Baues (eher, als auf völligen
Umbau früher vorhandener Gewölbe) deuten. Nämlich die die Stichkappen bildenden
 
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