S2
Roth.
Hildburghausen. 82
Roth, 9,9 km südwestlich von Hildburghausen (1144 Roda?); 1198 Rode, 1317
zu dem Rode, 1340 daz Rot, 1684 Roht (s. Weinflasche in der Kirche), bis 1766
auch zum Rod. 1188 Berthold von Rode genannt. Rode fränkischer Ausdruck für
Rodung, wie der Wüstung Rode in der Flur Hermannsfeld. — Brückner, Landest. II,
S. 310. — H. Bergner, Glocken, S. 61. — Jacob, Ortsnamen, S. 101. — Voit, Meiningen, S. 248.
Kirche, einst der _q Jungfrau Maria geweiht, Tochterkirche von
Bedheim. Grundriss-Form: |_p. Der 9,9 m lange, 3,6 m breite Chor, der darauf
ruhende untere Thurmtheil und die durch ungemein starke Mauern ausgezeichnete,
3,2 m lange, 2 m breite Sacristei sind romanischer Anlage, wohl von der 1321 als
nach Bedheim eingepfarrt erwähnten Kapelle. Von daher die kleinen Fenster im
1. Thurm-Obergeschoss, von denen das der Südseite noch rundbogig geblieben, das
der Ostseite rechteckig gehauen ist. In der Sacristei sind an der Nord- und Ost-
Seite die Fenster vielleicht aus romanischen entstanden, aber später vergrössert,
das östliche rechteckig, das nördliche, wie mir scheint, in zweimaliger Umänderung
erst spätgothisch (spitzbogig gemacht und) in den Kanten abgeschrägt, dann, etwa
im 18. Jahrhundert im Scheitel mit einem Absatz höher und rechteckig gemacht,
um mehr Licht zu gewinnen, so dass die jetzige Unform entstand. In welcher
Zeit des Mittelalters die rechteckige, grosse Sacramentsnische an der Nordseite der
Sacristei entstand, lässt sich mangels einer bestimmten Kunstform nicht sagen.
Das Gleiche gilt von den rippenlosen Kreuzgewölben, welche Chor und Sacristei
bedecken; doch scheinen mir diese dem späten Mittelalter anzugehören; ebenso
die in den Gewänden abgekantete Thür zwischen Chor und Sacristei, welche bei
einer wesentlich neueren Restauration rechteckig gemacht worden ist. Jedenfalls
erfolgte ein Ausbau der Kirche in der Zeit der Spätgothik um 1480. Von daher
ist an der Chor-Nordwand der fein gearbeitete Sacramentschrein gut erhalten,
wenn auch überweisst; die rechteckige Nische ist von einem Schweif bogen: C\ um-
geben, der mit einem im unteren Theil gewunden canellirten Rundstab profilirt
und aussen mit sehr schönen Kantenblumen und Mittelfiale besetzt ist. Das in
der Mitte vertiefte Bogenfeld ist mit Maasswerk über einer Art Kantenblumen-
Verzierung gefüllt; die Fläche tritt rechteckig, in den Kanten geschrägt, im Bogen-
theil mit Rundstabprofil, vor der Wandfläche vor und wird von hochsteigenden
Fialen eingefasst. Diese Fialen sind oben mit der Giebelfiale des Schweifbogens
durch einen zweiten, oberen Schweifbogen verbunden. An der Ostseite des Chores
ist ein Spitzbogen-Fenster mit kehlprofilirter Einfassung (V) erhalten, an der Süd-
seite des Chores ein solches, oben rechteckig mit einer Abstufung: verhauen
(wohl im 16. Jahrhundert?). Der Triumphbogen ruht auf Pfeilern, welche das ein-
fache Capitell: r- nur an der Fläche noch aus romanischer Zeit (?) zeigen, ist
aber in Bogen \ aus spätgothischer Zeit spitzbogig mit Kantenabschrägung.
Eine weitere grössere Bauthätigkeit an der Kirche fand wohl am Ende des 16. Jahr-
hunderts statt. Von daher das 11,9 m lange, 8,5 m breite Langhaus mit den Spitz-
bogen - Oeffnungen der Südseite. Es sind dies die zwei grossen Fenster rechts
und links, welche das Kehlprofil der Einfassung nebst innen sich anschliessender
Schrägung, aussen sich anschliessendem Karnies- und Kantenstab - Profil zeigen,
sowie das in der Mitte befindliche (im Schlussstein erneuerte) Portal, welche in
Roth.
Hildburghausen. 82
Roth, 9,9 km südwestlich von Hildburghausen (1144 Roda?); 1198 Rode, 1317
zu dem Rode, 1340 daz Rot, 1684 Roht (s. Weinflasche in der Kirche), bis 1766
auch zum Rod. 1188 Berthold von Rode genannt. Rode fränkischer Ausdruck für
Rodung, wie der Wüstung Rode in der Flur Hermannsfeld. — Brückner, Landest. II,
S. 310. — H. Bergner, Glocken, S. 61. — Jacob, Ortsnamen, S. 101. — Voit, Meiningen, S. 248.
Kirche, einst der _q Jungfrau Maria geweiht, Tochterkirche von
Bedheim. Grundriss-Form: |_p. Der 9,9 m lange, 3,6 m breite Chor, der darauf
ruhende untere Thurmtheil und die durch ungemein starke Mauern ausgezeichnete,
3,2 m lange, 2 m breite Sacristei sind romanischer Anlage, wohl von der 1321 als
nach Bedheim eingepfarrt erwähnten Kapelle. Von daher die kleinen Fenster im
1. Thurm-Obergeschoss, von denen das der Südseite noch rundbogig geblieben, das
der Ostseite rechteckig gehauen ist. In der Sacristei sind an der Nord- und Ost-
Seite die Fenster vielleicht aus romanischen entstanden, aber später vergrössert,
das östliche rechteckig, das nördliche, wie mir scheint, in zweimaliger Umänderung
erst spätgothisch (spitzbogig gemacht und) in den Kanten abgeschrägt, dann, etwa
im 18. Jahrhundert im Scheitel mit einem Absatz höher und rechteckig gemacht,
um mehr Licht zu gewinnen, so dass die jetzige Unform entstand. In welcher
Zeit des Mittelalters die rechteckige, grosse Sacramentsnische an der Nordseite der
Sacristei entstand, lässt sich mangels einer bestimmten Kunstform nicht sagen.
Das Gleiche gilt von den rippenlosen Kreuzgewölben, welche Chor und Sacristei
bedecken; doch scheinen mir diese dem späten Mittelalter anzugehören; ebenso
die in den Gewänden abgekantete Thür zwischen Chor und Sacristei, welche bei
einer wesentlich neueren Restauration rechteckig gemacht worden ist. Jedenfalls
erfolgte ein Ausbau der Kirche in der Zeit der Spätgothik um 1480. Von daher
ist an der Chor-Nordwand der fein gearbeitete Sacramentschrein gut erhalten,
wenn auch überweisst; die rechteckige Nische ist von einem Schweif bogen: C\ um-
geben, der mit einem im unteren Theil gewunden canellirten Rundstab profilirt
und aussen mit sehr schönen Kantenblumen und Mittelfiale besetzt ist. Das in
der Mitte vertiefte Bogenfeld ist mit Maasswerk über einer Art Kantenblumen-
Verzierung gefüllt; die Fläche tritt rechteckig, in den Kanten geschrägt, im Bogen-
theil mit Rundstabprofil, vor der Wandfläche vor und wird von hochsteigenden
Fialen eingefasst. Diese Fialen sind oben mit der Giebelfiale des Schweifbogens
durch einen zweiten, oberen Schweifbogen verbunden. An der Ostseite des Chores
ist ein Spitzbogen-Fenster mit kehlprofilirter Einfassung (V) erhalten, an der Süd-
seite des Chores ein solches, oben rechteckig mit einer Abstufung: verhauen
(wohl im 16. Jahrhundert?). Der Triumphbogen ruht auf Pfeilern, welche das ein-
fache Capitell: r- nur an der Fläche noch aus romanischer Zeit (?) zeigen, ist
aber in Bogen \ aus spätgothischer Zeit spitzbogig mit Kantenabschrägung.
Eine weitere grössere Bauthätigkeit an der Kirche fand wohl am Ende des 16. Jahr-
hunderts statt. Von daher das 11,9 m lange, 8,5 m breite Langhaus mit den Spitz-
bogen - Oeffnungen der Südseite. Es sind dies die zwei grossen Fenster rechts
und links, welche das Kehlprofil der Einfassung nebst innen sich anschliessender
Schrägung, aussen sich anschliessendem Karnies- und Kantenstab - Profil zeigen,
sowie das in der Mitte befindliche (im Schlussstein erneuerte) Portal, welche in