dem Uhrkasten, den einfachen Tischen und Bänken. Darinnen findet
sich — von den selbstverständlich zahlreichen Möbeln und Gefen ab-
gesehen — manch alterthümliches Geräthe, hier eine Uhr mit offenem
Merk oder ein kleiner Lederkoffer mit Eisenbeschläg, dort ein Lüstcr-
weibchen oder ein Leuchter.
Der naheliegenden Versuchung, an der chand der Abbildungen
kunstgewerbliche Betrachtungen anzustellen, dürfen wir hier nicht nach-
geben; nur wenige stilistische Bemerkungen mögen hier Raum finden.
Daß die nördlich des Brenner oder in der Bähe desselben liegenden
Bauten inehr der Gothik, die südlicheren mehr der Renaissance unter-
worfen sind, bedarf keiner weiteren Erklärung, — ungemein an-
sprechend ist es aber, z. B. bei den Ansichten ans velthnrns zu be-
obachten, wie sich hier die geschmeidige Eleganz und die saubere Archi-
tektonik der italienischen Renaissance vereinigt mit dem malerischen
Empfinden der deutschen Aunst, die mit den ihr vom Süden her dar-
geboteuen Formen nach Belieben schaltet. Für den in der chauxtsache
ganz deutschen Lharakter der Mohnungsaurstattung Tirols vom Z5.
COKSEZ
52. Zimmerecke in Schloß velthurns.
(Nach dem Werke: „Kunstschätze aus Tirol"; vgl. 5. ff.)
bis zum ;8. Jahrhundert ist es bezeichnend, daß das kfolz eine un-
bedingte Herrschaft ausübt. von den Arbeiten aus gothischer Zeit
versteht sich das ja von selbst; aber auch die Renaissance hält diesen
Lharakter durchaus fest. Marmor und Stuck, in Italien eine häufige
Erscheinung, kommen hier selten vor. Dagegen treffen wir auf präch-
tige Thürumrahmungen aus Holz, auf Lassettendecken in den beschei-
densten und complicirtesten Formen, von den decorativen Malereien,
die sich ja aus den Auxferdruckcn nur in ihrer zeichnerischen Wirkung
wiedergeben lassen, sind namentlich prächtige Beispiele ans gothischer
Zeit in das Merk ausgenommen: die Malereien aus St. Martin bei
Bozen, aus dem Areuzgang des Brixener Domes, aus den Schlössern
Frundsberg, Reifenstein, aus der Burg Meran u. A. Das ;8. Jahr-
hundert ist mit gutem Grund nur .durch wenige Proben vertreten,
gleichsam als sollte mit denselben darauf hingewiesen werden, daß
auch die Rococozeit manche Perle in Tirol aufzuweisen hat; es wäre
eine dankbare Aufgabe, den Tiroler Erzeugnissen dieses Stils eine
besondere Publikation zu widmen. In dem Rahmen des vorliegenden
Werkes nehmen sich die betreffenden Blätter — z. B. aus der Airche
zu Wilteu und dem Landtagsgebäude in Innsbruck — fast wie Fremd-
linge aus; es liegt über denselben ein Hauch von internationaler Aunst,
53. Zimmer aus Schloß Tratzberg.
(Noch dem werke: „Kunstschätze aus Tirol"; vgl. S. ff.)
die wenig mehr mit dem intimen Reiz der älteren, ganz und gar
aus dem Tiroler Boden hervorgewachsenen Aunst gemein hat.
von der uns seitens des Herausgebers ©. Schmidt freundlichst
gewährten Erlaubniß Gebrauch machend, sind wir in der angenehmen
Lage, von einigen Blättern mehr oder weniger große Ausschnitte zu
geben; dieselben mögen einen Einblick in die Fülle von Schönheit ge-
währen, die in den köstlichen Aupferdrucken des genannten Werkes
ausgebreitet ist. In die Nähe von Trient führt uns das erste Bild
(^6), eine Saaldecoration, welche ihre italienische Vaterschaft nicht ver-
leugnen kann, obgleich manche decorative Gedanken — so namentlich
die bemalte Decke — auf deutsche Einflüsse Hinweisen, völlig deutsch
muthen uns dagegen die Ansichten aus dem Schloß Tirol (47) und dem
Brixener Areuzgang (48) an, Bruchstücke, die — so klein sie sind —
dennoch so recht den Zug zum Malerischen in der Bauweise des
Mittelalters empfinden lassen. Aus dem Schloß Velthurns, bekanntlich
einem der schönsten südtirolischen Schlösser, geben wir einen Erker (5 {)
und eine Zimmerdecke (52) — mehr, um den Appetit nach diesen
Leckerbissen zu reizen, als zu befriedigen. Ein Gleiches gilt von dem
gothischen Saal aus dem Schloß Tratzberg (53), dem gothischen Masch-
kästchen (50) und der Bauernstube (49) — Beides bezeichnende Bei-
spiele für die in Tirol so weitverbreitete Vorliebe für völlige Aus-
kleidung der Wohnräume mit Holzgetäfel —, wie die Wandmalerei
aus der Burg Meran (54) bezeichnend ist für die farbige gothische
Wanddecoration. G.
5-4. Wandmalerei in der landesfürstlichen Burg Meran.
(Nach den: werke: „Kunstschätze aus Tirol"; vgl. 5. ff.)
sich — von den selbstverständlich zahlreichen Möbeln und Gefen ab-
gesehen — manch alterthümliches Geräthe, hier eine Uhr mit offenem
Merk oder ein kleiner Lederkoffer mit Eisenbeschläg, dort ein Lüstcr-
weibchen oder ein Leuchter.
Der naheliegenden Versuchung, an der chand der Abbildungen
kunstgewerbliche Betrachtungen anzustellen, dürfen wir hier nicht nach-
geben; nur wenige stilistische Bemerkungen mögen hier Raum finden.
Daß die nördlich des Brenner oder in der Bähe desselben liegenden
Bauten inehr der Gothik, die südlicheren mehr der Renaissance unter-
worfen sind, bedarf keiner weiteren Erklärung, — ungemein an-
sprechend ist es aber, z. B. bei den Ansichten ans velthnrns zu be-
obachten, wie sich hier die geschmeidige Eleganz und die saubere Archi-
tektonik der italienischen Renaissance vereinigt mit dem malerischen
Empfinden der deutschen Aunst, die mit den ihr vom Süden her dar-
geboteuen Formen nach Belieben schaltet. Für den in der chauxtsache
ganz deutschen Lharakter der Mohnungsaurstattung Tirols vom Z5.
COKSEZ
52. Zimmerecke in Schloß velthurns.
(Nach dem Werke: „Kunstschätze aus Tirol"; vgl. 5. ff.)
bis zum ;8. Jahrhundert ist es bezeichnend, daß das kfolz eine un-
bedingte Herrschaft ausübt. von den Arbeiten aus gothischer Zeit
versteht sich das ja von selbst; aber auch die Renaissance hält diesen
Lharakter durchaus fest. Marmor und Stuck, in Italien eine häufige
Erscheinung, kommen hier selten vor. Dagegen treffen wir auf präch-
tige Thürumrahmungen aus Holz, auf Lassettendecken in den beschei-
densten und complicirtesten Formen, von den decorativen Malereien,
die sich ja aus den Auxferdruckcn nur in ihrer zeichnerischen Wirkung
wiedergeben lassen, sind namentlich prächtige Beispiele ans gothischer
Zeit in das Merk ausgenommen: die Malereien aus St. Martin bei
Bozen, aus dem Areuzgang des Brixener Domes, aus den Schlössern
Frundsberg, Reifenstein, aus der Burg Meran u. A. Das ;8. Jahr-
hundert ist mit gutem Grund nur .durch wenige Proben vertreten,
gleichsam als sollte mit denselben darauf hingewiesen werden, daß
auch die Rococozeit manche Perle in Tirol aufzuweisen hat; es wäre
eine dankbare Aufgabe, den Tiroler Erzeugnissen dieses Stils eine
besondere Publikation zu widmen. In dem Rahmen des vorliegenden
Werkes nehmen sich die betreffenden Blätter — z. B. aus der Airche
zu Wilteu und dem Landtagsgebäude in Innsbruck — fast wie Fremd-
linge aus; es liegt über denselben ein Hauch von internationaler Aunst,
53. Zimmer aus Schloß Tratzberg.
(Noch dem werke: „Kunstschätze aus Tirol"; vgl. S. ff.)
die wenig mehr mit dem intimen Reiz der älteren, ganz und gar
aus dem Tiroler Boden hervorgewachsenen Aunst gemein hat.
von der uns seitens des Herausgebers ©. Schmidt freundlichst
gewährten Erlaubniß Gebrauch machend, sind wir in der angenehmen
Lage, von einigen Blättern mehr oder weniger große Ausschnitte zu
geben; dieselben mögen einen Einblick in die Fülle von Schönheit ge-
währen, die in den köstlichen Aupferdrucken des genannten Werkes
ausgebreitet ist. In die Nähe von Trient führt uns das erste Bild
(^6), eine Saaldecoration, welche ihre italienische Vaterschaft nicht ver-
leugnen kann, obgleich manche decorative Gedanken — so namentlich
die bemalte Decke — auf deutsche Einflüsse Hinweisen, völlig deutsch
muthen uns dagegen die Ansichten aus dem Schloß Tirol (47) und dem
Brixener Areuzgang (48) an, Bruchstücke, die — so klein sie sind —
dennoch so recht den Zug zum Malerischen in der Bauweise des
Mittelalters empfinden lassen. Aus dem Schloß Velthurns, bekanntlich
einem der schönsten südtirolischen Schlösser, geben wir einen Erker (5 {)
und eine Zimmerdecke (52) — mehr, um den Appetit nach diesen
Leckerbissen zu reizen, als zu befriedigen. Ein Gleiches gilt von dem
gothischen Saal aus dem Schloß Tratzberg (53), dem gothischen Masch-
kästchen (50) und der Bauernstube (49) — Beides bezeichnende Bei-
spiele für die in Tirol so weitverbreitete Vorliebe für völlige Aus-
kleidung der Wohnräume mit Holzgetäfel —, wie die Wandmalerei
aus der Burg Meran (54) bezeichnend ist für die farbige gothische
Wanddecoration. G.
5-4. Wandmalerei in der landesfürstlichen Burg Meran.
(Nach den: werke: „Kunstschätze aus Tirol"; vgl. 5. ff.)