der allerersten Stellen im Berliner Aunstgewerbe einräumen,
namentlich in Bauarbeiten. An die großartigen Gitter-
thore von Td. puls, dessen Arbeiten sich längst eines
großen Rufes erfreuen, reihen sich ähnliche und andere
Bautheile von Arüger (Gitter, Baubeschläge; Abb. s05),
A. 2TT. Arause, Langer und Methling (gothisches
Gitterthor), <£. Stahl öc-Sohn, Semmler & Bleyberg
(Treppenaufgang mit Laternen und Gitterthüre), Schulz
& poldefleiß u. 2t. Tine Berliner Specialität bilden die
geschmiedeten „Trbbegräbnisse", welche bestimmt sind, die
;oq. Armleuchter, zu dem Bismarckgeschenk des Vereins der bergbau-
lichen Interessen rc. gehörig, nach Entwurf non Baurath ffe^den
und Modellen von <8ötz und Baumbach ausgesührt von
Vollgold & Sohn, Berlin.
Gräber reicher Israeliten zu schnrücken; da hier bildlicher
Schmuck aus rituellen Gründen ausgeschlossen, das Bedürfniß
nach reicherer Ausschmückung der Gräber aber vorhandeti
ist, so verfiel man daraus, das Schmiedeisen in umfassendem
Maaß dafür heranzuziehen, indem man an Stelle des
Grabsteins ein phantastisch geschmiedetes Monument ent-
stehen ließ, das bald als eine in Gitterwerk aufgelöste
Wand, bald als lustiger pavillonbau erscheint. Solcher-
gestalt sind die betreffenden Arbeiten von <D. Nachtigall
und das phantasievolle Bauwerk von R. Blume (nach
Tntwurf von Gg. Lewy). Als Schmiedarbeiten an sich
nehmen jene von B. Mikfits eine sehr hohe Stelle ein,
namentlich in den der Natur mehr oder weniger treu nach-
gebildeten Stücken; ein großer Früchtekranz, ein Aastanien-
zweig u. A. zeigen in ihrer Nachbildung einerseits ein so
treffliches Berständniß der Natur, anderseits eine so völlige
Beherrschung und Aenntniß des Materials und der Technik,
daß man an diesen aus der glühenden Tisenmaffe geschnit-
tenen und gekneteten Stücken seine Freude haben kann, die
höchstens dadurch getrübt wird, daß andere Stücke — z. B.
ein Fuchsienzweig — bereits ein Zuweitgehen verrathen. —
Aus hübsch geschmiedeten Tisenzweigen besteht ein Treppen-
geländer von Alb. Gossen (entworfen von Ad. Schaum).
N)as an schmiedeisernem Aleingeräth geboten wird, steht
hinter den Bauarbeiten im Ganzen zurück. Vortreffliches
leistet darin — wie bekannt — Paul Marcus (Abb. f08);
auch bei Anderen, z. B. bei Artiger, findet sich manches
Gute, — aber im Uebrigen scheint dies nicht die starke
Seite der Schmiedekunst Berlins zu fein.
Im schönsten Licht zeigt sich das Berliner Aunst-
gewerbe auf dem Gebiet der Aeramik, speciell bei der
Gruppe der kgl. Porcellanmanufactur; im Bewußt-
sein dieser Bedeutung hat man deren Arbeiten auch einen
hervorragenden Platz eingeräumt, rechts von der Auppel-
halle, gegenüber den kaiserlichen Gemächern. Die Seiten-
wände des ihr zugewiesenen Raumes sind mit großen
Fliesengemälden geschmückt, während eine phantasievoll
gedachte Barock-Architektur die Rückwand bildet; die Mitte
der letzteren wird von einer großen Nische eingenommen,
welche mit einem überlebensgroßen Fliesenbild des Aaisers
in ganzer Figur geziert ist. Zwei Paare gewundener
Säulen — jede aus vier Stück gelbgrau marmorirten
Porzellans bestehend — rahmen die Nische ein und tragen
die das Ganze bekrönende, baldachinartig vorgekragte
Auppcl; vor der Nische baut sich ein halbrundes, drei-
stufiges Podium auf, vorn mit einem Brunnen, seitlich
mit Schautischen besetzt. Der Rest dieser Rückwand ist
wie die Seitenwände — soweit nicht Thüren dieselbe durch-
brechen — mit Fliesengemälden geschmückt.
Zweifellos beherrschen die Fliesengemälde völlig das
Feld; es sind über fOO qm Wandfläche damit gefüllt:
Ideallandschaften (von Iaeckel), Allegorien, Stillleben
(von T. Pein ecke), große figürliche Tompositionen im
Stile Makart's (von Prof. Aips) — gut gezeichnet, in der
Farbe sehr harmonisch, oft sein und duftig, bald in der
natürlichen Farbenwirkung, bald blau in blau — technische
und künstlerische Meisterstücke — und doch keine Sachen,
an denen man eine ungetrübte Freude haben kann, selbst
wenn man sich über die Thatsache hinwegzusetzen vermag,
daß man in den meisten Fällen nur mit Porzellanfarben
bemalte Steingutfliesen vor 2lugen hat. Anwillkür-
lich srägt man sich, welchen Zwecken diese „Bilder" dienen
sollen. Die spiegelglänzenden Flächen, wie die Größe
und der Tharakter ihrer Gesammtcomposition machen die
selben für Fagadendecoration völlig ungeeignet; für die
Innendecoration aber bietet die Fresco- und die Gel-
malerei ungleich dankbarere Techniken als diese Fliesen,
deren Schwäche — in: Sinne der Bildwirkung — stets
die durchlaufenden Fugen bleiben werden. Tine Fliesen-
decoration, die wie die in Rede stehenden so völlig den
Tharakter ihrer Technik zu verleugnen sucht, die so ent-
schieden der Wandmalerei oder der großen Staffeleimalerei
namentlich in Bauarbeiten. An die großartigen Gitter-
thore von Td. puls, dessen Arbeiten sich längst eines
großen Rufes erfreuen, reihen sich ähnliche und andere
Bautheile von Arüger (Gitter, Baubeschläge; Abb. s05),
A. 2TT. Arause, Langer und Methling (gothisches
Gitterthor), <£. Stahl öc-Sohn, Semmler & Bleyberg
(Treppenaufgang mit Laternen und Gitterthüre), Schulz
& poldefleiß u. 2t. Tine Berliner Specialität bilden die
geschmiedeten „Trbbegräbnisse", welche bestimmt sind, die
;oq. Armleuchter, zu dem Bismarckgeschenk des Vereins der bergbau-
lichen Interessen rc. gehörig, nach Entwurf non Baurath ffe^den
und Modellen von <8ötz und Baumbach ausgesührt von
Vollgold & Sohn, Berlin.
Gräber reicher Israeliten zu schnrücken; da hier bildlicher
Schmuck aus rituellen Gründen ausgeschlossen, das Bedürfniß
nach reicherer Ausschmückung der Gräber aber vorhandeti
ist, so verfiel man daraus, das Schmiedeisen in umfassendem
Maaß dafür heranzuziehen, indem man an Stelle des
Grabsteins ein phantastisch geschmiedetes Monument ent-
stehen ließ, das bald als eine in Gitterwerk aufgelöste
Wand, bald als lustiger pavillonbau erscheint. Solcher-
gestalt sind die betreffenden Arbeiten von <D. Nachtigall
und das phantasievolle Bauwerk von R. Blume (nach
Tntwurf von Gg. Lewy). Als Schmiedarbeiten an sich
nehmen jene von B. Mikfits eine sehr hohe Stelle ein,
namentlich in den der Natur mehr oder weniger treu nach-
gebildeten Stücken; ein großer Früchtekranz, ein Aastanien-
zweig u. A. zeigen in ihrer Nachbildung einerseits ein so
treffliches Berständniß der Natur, anderseits eine so völlige
Beherrschung und Aenntniß des Materials und der Technik,
daß man an diesen aus der glühenden Tisenmaffe geschnit-
tenen und gekneteten Stücken seine Freude haben kann, die
höchstens dadurch getrübt wird, daß andere Stücke — z. B.
ein Fuchsienzweig — bereits ein Zuweitgehen verrathen. —
Aus hübsch geschmiedeten Tisenzweigen besteht ein Treppen-
geländer von Alb. Gossen (entworfen von Ad. Schaum).
N)as an schmiedeisernem Aleingeräth geboten wird, steht
hinter den Bauarbeiten im Ganzen zurück. Vortreffliches
leistet darin — wie bekannt — Paul Marcus (Abb. f08);
auch bei Anderen, z. B. bei Artiger, findet sich manches
Gute, — aber im Uebrigen scheint dies nicht die starke
Seite der Schmiedekunst Berlins zu fein.
Im schönsten Licht zeigt sich das Berliner Aunst-
gewerbe auf dem Gebiet der Aeramik, speciell bei der
Gruppe der kgl. Porcellanmanufactur; im Bewußt-
sein dieser Bedeutung hat man deren Arbeiten auch einen
hervorragenden Platz eingeräumt, rechts von der Auppel-
halle, gegenüber den kaiserlichen Gemächern. Die Seiten-
wände des ihr zugewiesenen Raumes sind mit großen
Fliesengemälden geschmückt, während eine phantasievoll
gedachte Barock-Architektur die Rückwand bildet; die Mitte
der letzteren wird von einer großen Nische eingenommen,
welche mit einem überlebensgroßen Fliesenbild des Aaisers
in ganzer Figur geziert ist. Zwei Paare gewundener
Säulen — jede aus vier Stück gelbgrau marmorirten
Porzellans bestehend — rahmen die Nische ein und tragen
die das Ganze bekrönende, baldachinartig vorgekragte
Auppcl; vor der Nische baut sich ein halbrundes, drei-
stufiges Podium auf, vorn mit einem Brunnen, seitlich
mit Schautischen besetzt. Der Rest dieser Rückwand ist
wie die Seitenwände — soweit nicht Thüren dieselbe durch-
brechen — mit Fliesengemälden geschmückt.
Zweifellos beherrschen die Fliesengemälde völlig das
Feld; es sind über fOO qm Wandfläche damit gefüllt:
Ideallandschaften (von Iaeckel), Allegorien, Stillleben
(von T. Pein ecke), große figürliche Tompositionen im
Stile Makart's (von Prof. Aips) — gut gezeichnet, in der
Farbe sehr harmonisch, oft sein und duftig, bald in der
natürlichen Farbenwirkung, bald blau in blau — technische
und künstlerische Meisterstücke — und doch keine Sachen,
an denen man eine ungetrübte Freude haben kann, selbst
wenn man sich über die Thatsache hinwegzusetzen vermag,
daß man in den meisten Fällen nur mit Porzellanfarben
bemalte Steingutfliesen vor 2lugen hat. Anwillkür-
lich srägt man sich, welchen Zwecken diese „Bilder" dienen
sollen. Die spiegelglänzenden Flächen, wie die Größe
und der Tharakter ihrer Gesammtcomposition machen die
selben für Fagadendecoration völlig ungeeignet; für die
Innendecoration aber bietet die Fresco- und die Gel-
malerei ungleich dankbarere Techniken als diese Fliesen,
deren Schwäche — in: Sinne der Bildwirkung — stets
die durchlaufenden Fugen bleiben werden. Tine Fliesen-
decoration, die wie die in Rede stehenden so völlig den
Tharakter ihrer Technik zu verleugnen sucht, die so ent-
schieden der Wandmalerei oder der großen Staffeleimalerei