Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1896

DOI Heft:
Heft 9
DOI Artikel:
Gmelin, L.: Das Kunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung, [2]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7909#0093

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
mentalen Details anszeichnet (Abb. in der Beilage S. 92).
Treffliche Grabkreuze sandten T. Peilmaier-Landshut,
3. B u r g h a u f e r - Regensburg (nach Entwürfen von Ober-
baurath Schulze), sowie insbesondere 3^ob Kaiser-
Regensburg (Entwurf von F. Weiß-Lindau; Abb. in der
Beilage zu dieser Nummer S. 89). 3n öie gleiche Reihe
gehört dann ein gutes Weinhausschild von poffmann
& Frank-Speier, sowie ein im vegetabilen Ornament
ganz vortrefflich geschmiedeter Rahmen von 3> A. Ber-
tho ld-Nürnberg; an Thürbeschlägen hat der eben ge-
nannte Kaiser manch gutes Stück, ebenso T. Frey-
Nürnberg. Was der Letztere aber an Kleingeräth bringt,
geht in Feinheit der Eisenbearbeitung indessen vielfach zu
weit. Die Vertretung des Eifen-Kleingeräthes läßt über-
haupt sehr viel zu wünschen übrig; auch hier glänzen die
besten Münchener Meister durch Abwesenheit. — Die
Waffenimitationen von T. Schwarzenberg-München
gelten mit Recht als stets erfreuliche Erscheinungen in
ihrer Art. — Bei den Kassenschränken, welche den Reigen
der Eisenarbeiten schließen mögen, hat man von jeher
geklagt, daß man zu wenig das Wesen des Gegen-
standes im Aeußern zum Ausdruck bringe. Man tadelt
es, daß inr einen Fall ein das Eisen schützender Anstrich,
im andern eine ganze polzumhüllung beliebt wurde; ohne
nun die Möglichkeit für ausgeschlossen zu halten, dem
Kassenschrank eine sowohl zweckentsprechende als dem
Pauptmaterial künstlerisch gerecht werdende Gestaltung zu
verleihen, darf man doch die Berechtigung einer polzhülle
nicht ganz bestreiten. Eine Lösung, wie sie E. permann-
Nürnberg nach Prof. E. Walther's Entwurf dieser Frage
gegeben, kann völlig befriedigen (Abb. in der Beilage 5-95);
man braucht nur den Stiel umzukehren und das Ganze
nicht als einen eisernen, sondern als einen hölzernen
Kassenschrank mit feuerfestem Einsatz zu bezeichnen.
Daß dabei die Thüre und die Vorderfläche des Einsatzes
mit schönen Aetzungen geschmückt wurde, ändert an dieser
Auffassung des Kassenschrankes nichts.

Die Zinngefäße leiden meist — fo hübsch auch
z. B. einzelne Sachen von A. Schreiner-Nabburg aus-
geführt sind — noch viel zu sehr an dem feinen Relief-
ornament; aber neben den schon länger bekannten, fast zu
seinen Gravirungen und Aetzungen von W. Walten-
berger-Aibling macht sich vielfach eine dem Material
angemessenere breitlinige Gravirungsweise bemerklich, die
zwar nicht überall — wie bei L. M 0 ry - München — zu
ganz befriedigenden Ergebnissen geführt hat, aber doch den
richtigen Weg weist. Namentlich sind es zwei Nürnberger
Firmen — Loeblein & Krafft und Frz. Kainzinger —,
welche mit großem Geschick diese breite, allen Abscheue-
rungen trotzende Gravirungsweise anwenden und nicht
selten auch nrit mäßiger Treibarbeit verbinden.

Das Arbeitsfeld der Letztgenannten ist allerdings die
Kupfertreibarbeit. Dieselbe besteht zwar im Wesent-
lichen nur in der Ausschmückung alter Kannen, Kessel,
Platten ic., die als glatte Gefäße bei Antiquaren auf-
gekauft werden; aber der Maaßstab und die Durchbildung
des Ornaments entsprechen so vollkommen dem Material,
daß man feine Freude daran haben muß (Abb. sOst und
fsch. Sehr anerkennenswerth ist ein von F. G. Macker-
Nürnberg angeftellter Versuch, einem kupfernen Badeofen

durch Treibarbeit ein freundlicheres Aussehen zu geben, -
eine ganz gute Arbeit. 3" absolut künstlerischem Sinn
ist diesen Nürnberger Meistern freilich £). Sei(5 Nachf.-
München überlegen; die meisten Sachen dieser Firma sind
zwar schon bekannt, aber sie dürfen immer noch als die
bedeutendsten dieser Art hingestellt werden, wenn auch
nicht verschwiegen bleiben soll, daß sie in: Vergleich zum
Materialwerth in der künstlerischen Behandlung — Treib-
und Eiselirarbeit — manchmal zu weit gehen. 3- Min-
hart-München paßt seine Gefäße in dieser Beziehung
besser dem Kupfer an (vgl. Taf. 35); er sucht die Wirkung
in derben, breiten Umrissen und kräftiger Plastik, — ähn-
lich F. i€. Küster e r - Augsburg. — Giftpilze der schlimm-
sten Art hat die Galvanoplastik gezeitigt. Wirmeinen
damit keineswegs die metallischen Ueberzüge von Pflanzen,
wie sie p. Trautmann-München so sauber herstellt —
das sind Dinge, denen man sofort ihr Wesen ansieht, die

vcm der Nürnberger Ausstellung.
5ilberbecher vc>n Aarl Rothmüller-tttüncken.

(8/4 der wirkl. Größe.)

darum Niemand täuschen —, sondern die Krüge von
M. Seiboth-München, die im Kern aus Steinzeug be-
stehen und mit einer dünnen, glänzenden Kupferhaut über-
zogen sind; — natürlich werden dadurch die Zierrathen
des Originals nicht schärfer. Es inag technisch ein Kunst-
stück fein, diesen Ueberzug herzustellen; aber muß man
denn dann gleich das ganze Gefäß damit überziehen?
Wäre es nicht hübscher, wenn das Metall gewiffermaaßen
als Fassung an einzelnen Ringen und Reifen erschiene?
Wozu denn dieses Versteckenspielen??

Zu den entwickeltste!: Zudustrien Bayerns zählen die
der Keramik und des Glases; entspricht auch die Ver-
tretung derselben auf der Ausstellung, namentlich der
Keramik, nicht ihrer wirthfchaftlichen Bedeutung, so zeigt
sich hier doch manche herrliche Frucht. Künstlerisch überragen
die Erzeugnisse der Nymphenburger Porzellan-
fabrik weitaus alle anderen gleichartigen Gegenstände
der Ausstellung. Wohl lehnen sich dieselben vielfach an
alte Modelle an, ja es werden sogar noch alte Original-
formen benutzt; aber in der farbigen Behandlung ist viel
 
Annotationen