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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1896

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Heft 9
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Gmelin, L.: Das Kunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung, [2]
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■*- 83 -f

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Bavariae, umgeben von den Schutzheiligen
der acht bayerischen Bisthümer, ein Werk,
das sich besonders durch eine wunder-
bare Leuchtkraft der Farbe auszeichnet, —
von der Ulayerschen Anstalt ein kleines,
unendlich zart gehaltenes romanisches
Fenster, welches für die Aaiser Wilhelm-
Gedächtnißkirche bestimmt ist, — von
Bouche einige kleinere gothische Fenster,
die nach Zeichnung und Farbe nicht
charaktervoller sein könnten (Abb. llö).
lllanches Gute findet sich auch unter den
Arbeiten von AI. Geith, van Treeck,
Jul. Dorn; das große Glasgemälde
von Ostermann & partwein — die
Verurtheilung des hl. Bartholomäus —
ist in der Farbe zu inatt ausgefallen.
Nur mit kleineren, aber sehr bezeichnen-
den Glasmalereien hat sich E. Ale ein
gesunden; dagegen weist er an einem
größeren Glassenster nach, welcherlei
Dinge sich durch einfache Bleifassungen
und richtige Wahl der Gläser ausführen
und welch' brillante Wirkungen sich da-
mit erzielen lassen: ein Bach, der sich
durch eine Wiese schlängelt, darüber die
roth zwischen Wolken untergehende Sonne.
Das Bild zeigt die Stärke und die schwäche
des ganzen Verfahrens: die Stärke in
der Einfachheit der Zeichnung und dem
prickelnden Farbenzauber, — die Schwäche
darin, daß sich niemals Gläser finden
lassen werden, deren Streifungen so genau
radial verlausen, wie es die Darstellung
der Sonnenstrahlen verlangt. Uebrigens
hat auch Bouche zwei sehr hübsche Pro-
ben in dieser Technik — ein Blumenbild
und einen Pfau — ausgestellt.

mit der Besprechung der Glasmalerei
haben wir uns bereits auf den Boden
der kirchlichen Run st begeben, — und
es muß leider gesagt werden, daß damit
auch schon das Beste derselben vorweg
genommen worden. Gewiß trifft man
auch auf dem Gebiet des Altarbaues, der
Airchengeräthe, der Paramente manch'
gutes Stück; aber das Ulittel- und Unter-
mittelmäßige drängt sich in einer Weise
hervor, daß man dem dagegen ankämpfen-
den Verein für kirchliche Aunst in München
ein recht fröhliches Gedeihen wünschen
inuß. An kirchlichem Ulobilar nimmt
der große gothische, in Eichenholz ge-
schnitzte Altar von L. Vogt-Ulemmingen
die oberste Stelle ein; auch der kleinere
- wie der vorgenannte, schon in Thicago
ausgestellte — Renaissancealtar von 3-
Sch ai d h a u s - München ist eine ganz
tüchtige Arbeit, desgleichen ein in Eichen-
holz geschnitztes Lesepult von Zwink-

Gberammergau und ein gothisches 5tuhl-
werk von Ulich. Ul a d e r - Regensburg.
Für die in letzterer Stadt sehr stark be-
triebene kirchliche Aunst wurde eine Art
Aapellenraum eingerichtet; aber der in:
Thor desselben ausgestellte romanische
Altar, der von Gg. Schreiner sen. und
jun. nach einem Entwurf des f geistl.
Rath Gg. Dengler ausgeführt wurde,
ist eine recht unglückliche Arbeit — und
von den übrigen Ausstattungsstücken -
Glasbildern, Altargeräthen rc. — sind
nur 3. Burghauser's gothischer, zun:
Theil aus durchbrochenem Eisenblech be-
stehender und 3- £• Brandner's
Ulessinglüster als beachtenswerthe Arbeiten
zu bezeichnen, die vielleicht aber noch von
den soliden, prächtig blinkenden Airchen-
leuchtern von F. Aö rb er-Nürnberg über-
troffen werden. Unter den feineren kirch-
lichen Uletallarbeiten überragen die be-
treffenden Sachen von A. Rothmüller-
Ulünchen (Weihwassergefäß) und Ul.
Strobl- München spausaltärchen und
zwei Reiche) alles Andere. Der Einzige
sonst, bei dessen Arbeiten man sich von
dem Gedanken der „Dutzendarbeit" einiger-
maaßen sreimachen kann, ist 30s. Leser-
Straubing; sind auch die meisten Sachen
seiner überaus reichhaltigen Gruppe von
Airchengeräthen, dem Geschmack der
Ulenge entsprechend, allzugleißend und
bunt, so ist er doch sichtlich bestrebt, auch
höheren Anforderungen gerecht zu werden.

- An Paramenten haben allein puber
6c A 0 h l - Ulünchen und 3- ®* Schreib-
mayr-ebenda Bedeutendes geleistet; des
Letzteren Antependium, nach Entwurf
von Barbara Wolf-Neuhausen, ist nach
Zeichnung und Farbe besonders gut. —
3rt künstlerisch verschönten Airchenkerzen
bietet 3°f- Gautsch- Ulünchen in jeder
Richtung das Bedeutendste — neben zahl-
losen Proben für den häuslichen Ge-
brauch ; von den übrigen läßt namentlich
Ul. Puber-Regensburg erkennen, welche
feine Wirkungen sich ohne Anwendung
von Farbe, nur durch ein zartes Relief
des durchscheinenden Ulaterials in Ver-
bindung mit Vergoldung erreichen lassen.

Und nun noch ein Wort über die
Volkskunst, d. h. über jene kunstgewerb-
lichen Erscheinungen, die volksthümlich
sind und im Volk, speciell im Landvolk
wurzeln. Leider verwischen sich die Spuren
solchen ursprünglichen Schaffens immer
mehr; von Zahr zu 3«hr werden wir
an volksthümlicher Aunst ärmer, und die
Quellen, aus denen dereinst die hohe
Aunst ihre besten Aräfte geschöpft, fangen

Von der Nürnberger Ausstellung.
Glasfenster von <1. d e Bouche-
München.

C P Jf ÖVrC'V'-P wu.

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