+- 9® ■+■
fagaben, in der Barockarchitectur überhaupt und so auch
in der belgischen eine bedeutende Rolle. Sie sind hier,
wie es scheint früher als anderswo (Iesuitenkirche von
Antwerpen 161H—1620), meist in die Breite gezogen oder
gequetscht, theils um den Raum auszufüllen, theils aber
auch um ein Widerlager darzustellen, welches mehr durch
die passive Widerstandskraft seines Nlasiengewichtes dem
Seitenschub des Oberbaues entgegen-
wirkt. Die Quetschung und dadurch
zugleich die Zusammenhaltung der
elastischen Volutenmasse wird gewöhn-
lich dann noch durch darauf lastende
Tandelaber oder Vasen veranschaulicht.
(Fig. 138.) Bei Vignola, ebenso wie
in der früheren italienischen Renaissance
ist die Anlaufvolute noch ein bedeutungs-
lofer Schnörkel; in der Weife der bel-
gischen Anlaufvoluten sind dagegen
die des Baldaffare Longhena an den
Widerlagern der Ruppel der St:. Maria
della Salute in Venedig behandelt.
Da diese aber erst 163s—1656 erbaut
wurde, dürfte Belgien die Priorität
in dieser Volutenart für sich haben.
Wo die Volute keinerlei Function
ausübt, sondern nur das elastische Zu-
sammenrollen eines Band- oder Gurt-
endes darstellt, ist sie meist kreisförmig
gerollt, häufig mit Anklängen an die
jonische Volute, so an den ein- oder aus-
gerollten Giebelsegmenten, an Rahmen-
profilen, an Lartouchen ic. (Fig. 137.)
Die permen als Stützen sind im D
Rubensstil nicht so häufig verwendet
wie früher, auch selten noch mit jonischen Tapitälen ver-
sehen; an den Schäften sind sie, statt mit Beschlägwerk
wie früher (Fig. 133)'), mit Festons, Draperien, Lamber-
quins rc. verziert, (vergl. Fig. 130 u. 157.) Die Be-
gleitung der palbsäulen und Pilaster durch palb- und
Viertelspilaster findet sich auch im Rubensstil, doch mit
mehr Nkaaß als im italienischen Barock, verwendet.
pinsichtlich der Gebälke und Verdachungen
finden wir bei der dorischen Ordnung den Triglyphenfries
ziemlich streng durchgeführt (Iesuitenkirchs Antwerpen),
sonst sind die Gebälke häufig verkröpft, nicht selten auch
durch hineinragende Archivolten, Schlußsteine, Inschrift-
tafeln durchbrochen. (Abb. 136.) häufig ist der Fries bei
korinthischen oder jonischen Ordnungen mit prächtiger
römischer, auch durch Amorinen, Gngel rc. belebter
Akanthusranken-Ornamentik verziert, ein Trbtheil
der classischen Vorstufe des Rubensstiles. (Abb. 136 u. 158.)
Die Arkaden der Portale und Fenster sind am
Rubensstil meist architravirt, im palbkreis oder Stichbogen
construirt, häufig von Reilsteinen durchbrochen, die ent-
weder als trapezförmige pausteine behandelt oder profi-
lirt sind.
Die Schlußsteins sind bisweilen ebenfalls nur als
Trapeze, meist aber confolenartig (mit Nlasken,
Seraphköpfen) oder als Tartouchen gestaltet, päufig
stützen sie eine Gesimsverkröpfung oder eins Inschrifttafel,
bisweilen auch Statuen. Bisweilen, wie am Portal der
Annencapelle zu Antwerpen, geht die Arkadenprofilirung
mit der Umrahmung des Portals in einander über.
Obere Thorabschlüsse aus dem
Achteck kommen mehrfach bei Rubens'
eigenen Tompositionen vor (Abb. 130
u. 135); auch Nischen schloß er in
dieser Weise ab. Die Thorbogen des
belgischen Barock ruhen nach italieni-
schem Vorbild meist auf Pilastern oder
Pfosten, welche von palbsäulen ein-
gefaßt sind, auf denen die Verdachung
ruht. Die Zwickelfüllungen bestehen
aus Akanthusranken, Festons, Seraph-
köpfen, geometrischem Rahmenwerk,
Voluten, Delphinen, Victorien rc. Wo
die flankirenden Säulen fehlen, ent-
springen über den Pilastern, welche
die Archivolte stützen, zugleich Rahmen-
profils, die in bewegten Linien die
Arkaden unrfasien und ein Füllungs-
feld oder ein Oberlicht über denselben
einschließen. Solche Oberlichter brachte
9 Der Kamin im Saal der Hochzeiten im Rathhaus von Ant-
werpen zeigt noch Beschlägwerk an den ksermenfüßen, während der
Fries und die Lartouche schon ächtesten Rubensstil an sich tragen.
(Uebergangsbildung.)
;27. tfauptxortal der
Börse zu Lille, erbaut von
Destroe (;ss;).
mit Vorliebe schon Jacques Francquart in seinem oben
erwähnten »Livre des portes« an, und ähnliche finden
sich sehr häufig in Belgien.') Statt der Oberlichter
kommen häufig auch aediculaartige Aufsätze zwischen
einem durchbrochenen Giebel vor. Die Giebel sind meist *)
*) Scfyoy, Mem. couronnes. Vol XXXIX p. 249.
fagaben, in der Barockarchitectur überhaupt und so auch
in der belgischen eine bedeutende Rolle. Sie sind hier,
wie es scheint früher als anderswo (Iesuitenkirche von
Antwerpen 161H—1620), meist in die Breite gezogen oder
gequetscht, theils um den Raum auszufüllen, theils aber
auch um ein Widerlager darzustellen, welches mehr durch
die passive Widerstandskraft seines Nlasiengewichtes dem
Seitenschub des Oberbaues entgegen-
wirkt. Die Quetschung und dadurch
zugleich die Zusammenhaltung der
elastischen Volutenmasse wird gewöhn-
lich dann noch durch darauf lastende
Tandelaber oder Vasen veranschaulicht.
(Fig. 138.) Bei Vignola, ebenso wie
in der früheren italienischen Renaissance
ist die Anlaufvolute noch ein bedeutungs-
lofer Schnörkel; in der Weife der bel-
gischen Anlaufvoluten sind dagegen
die des Baldaffare Longhena an den
Widerlagern der Ruppel der St:. Maria
della Salute in Venedig behandelt.
Da diese aber erst 163s—1656 erbaut
wurde, dürfte Belgien die Priorität
in dieser Volutenart für sich haben.
Wo die Volute keinerlei Function
ausübt, sondern nur das elastische Zu-
sammenrollen eines Band- oder Gurt-
endes darstellt, ist sie meist kreisförmig
gerollt, häufig mit Anklängen an die
jonische Volute, so an den ein- oder aus-
gerollten Giebelsegmenten, an Rahmen-
profilen, an Lartouchen ic. (Fig. 137.)
Die permen als Stützen sind im D
Rubensstil nicht so häufig verwendet
wie früher, auch selten noch mit jonischen Tapitälen ver-
sehen; an den Schäften sind sie, statt mit Beschlägwerk
wie früher (Fig. 133)'), mit Festons, Draperien, Lamber-
quins rc. verziert, (vergl. Fig. 130 u. 157.) Die Be-
gleitung der palbsäulen und Pilaster durch palb- und
Viertelspilaster findet sich auch im Rubensstil, doch mit
mehr Nkaaß als im italienischen Barock, verwendet.
pinsichtlich der Gebälke und Verdachungen
finden wir bei der dorischen Ordnung den Triglyphenfries
ziemlich streng durchgeführt (Iesuitenkirchs Antwerpen),
sonst sind die Gebälke häufig verkröpft, nicht selten auch
durch hineinragende Archivolten, Schlußsteine, Inschrift-
tafeln durchbrochen. (Abb. 136.) häufig ist der Fries bei
korinthischen oder jonischen Ordnungen mit prächtiger
römischer, auch durch Amorinen, Gngel rc. belebter
Akanthusranken-Ornamentik verziert, ein Trbtheil
der classischen Vorstufe des Rubensstiles. (Abb. 136 u. 158.)
Die Arkaden der Portale und Fenster sind am
Rubensstil meist architravirt, im palbkreis oder Stichbogen
construirt, häufig von Reilsteinen durchbrochen, die ent-
weder als trapezförmige pausteine behandelt oder profi-
lirt sind.
Die Schlußsteins sind bisweilen ebenfalls nur als
Trapeze, meist aber confolenartig (mit Nlasken,
Seraphköpfen) oder als Tartouchen gestaltet, päufig
stützen sie eine Gesimsverkröpfung oder eins Inschrifttafel,
bisweilen auch Statuen. Bisweilen, wie am Portal der
Annencapelle zu Antwerpen, geht die Arkadenprofilirung
mit der Umrahmung des Portals in einander über.
Obere Thorabschlüsse aus dem
Achteck kommen mehrfach bei Rubens'
eigenen Tompositionen vor (Abb. 130
u. 135); auch Nischen schloß er in
dieser Weise ab. Die Thorbogen des
belgischen Barock ruhen nach italieni-
schem Vorbild meist auf Pilastern oder
Pfosten, welche von palbsäulen ein-
gefaßt sind, auf denen die Verdachung
ruht. Die Zwickelfüllungen bestehen
aus Akanthusranken, Festons, Seraph-
köpfen, geometrischem Rahmenwerk,
Voluten, Delphinen, Victorien rc. Wo
die flankirenden Säulen fehlen, ent-
springen über den Pilastern, welche
die Archivolte stützen, zugleich Rahmen-
profils, die in bewegten Linien die
Arkaden unrfasien und ein Füllungs-
feld oder ein Oberlicht über denselben
einschließen. Solche Oberlichter brachte
9 Der Kamin im Saal der Hochzeiten im Rathhaus von Ant-
werpen zeigt noch Beschlägwerk an den ksermenfüßen, während der
Fries und die Lartouche schon ächtesten Rubensstil an sich tragen.
(Uebergangsbildung.)
;27. tfauptxortal der
Börse zu Lille, erbaut von
Destroe (;ss;).
mit Vorliebe schon Jacques Francquart in seinem oben
erwähnten »Livre des portes« an, und ähnliche finden
sich sehr häufig in Belgien.') Statt der Oberlichter
kommen häufig auch aediculaartige Aufsätze zwischen
einem durchbrochenen Giebel vor. Die Giebel sind meist *)
*) Scfyoy, Mem. couronnes. Vol XXXIX p. 249.