wurde?) (Abbildung J5J.) So sehr man auch diese und
ähnliche Kanzeln vom strengstilistischen Standpuncte aus
verwerfen möchte, so wird man doch durch den einheit-
lichen malerischen Wurf, die reizvolle Anmuth der Figuren,
sowie die Virtuosität und goldschmiedartige Feinheit der
Schnitztechnik an dieser Kanzel zum Wohlgefallen verführt.
Aehnliches gilt auch von der nicht minder malerisch
wirksamen Aanzel, welche Theodor Ver Haegen, ein
Wechler wie Jan Bockstuyns, in den Jahren bis f7^6
für die Kirche Notre Dame d'pannswyck in Wechsln aus-
führte und die als pauptgruppe die Vertreibung aus
dem Paradies, als Bekrönung Mariä pimmelfahrt zeigt.
Doch nicht nur in Wechsln, in ganz Belgien kam
diese Richtung auf, wenn auch nicht überall mit derselben
Verve. Tine besondere Gruppe dieser Art bilden die
Kanzeln mit zu beiden Seiten emporstrebenden naturali-
stischen si)a Im bäumen. Dazu gehört diejenige, welche
\7<{2 Jacques Berge oder Berger von Brüssel für die
Prämonstratenser von Ninove herstellte und die jetzt in
St. peter zuLöwen steht, ferner die des p i e r r e Denis
Pluntier von Antwerpen in Notre Dame de la
Thapelle zu Brüssel; endlich jene der Kathedrale von
Cournaf.
Obwohl an der Kanzel in St. peter in Löwen der
naturalistische Aufbau noch völlig herrscht, so inacht sich
an den Figuren doch bereits die Wiederausnahine des
Studiuiiis der Antike bemerklich. Diese tritt noch deut-
licher hervor an den edeln, aber schon fast akademischen
Figuren des Fischfangs Petri an der Kanzel in
S. Andreas zu Antwerpen, welche noch am Ende
des f8. Jahrhunderts Jan Franz van Geel voii
Wechsln und Jan B. pool von Antwerpen ausführten?)
Sie dürfte eine der letzten iiii naturalistischen Stil sein uiid
zeigt nicht mehr jene Feinheit und jenen malerischen
Schwung in der Ausführung der Felsen und Brunnen,
wie die vorgenannten Kanzeln von Wechsln.
Neben dieser rein naturalistischen Richtung erhielt sich
aber während des ganzen f8. Jahrhunderts noch eine
solche, welche sich im Wesentlichen an die architectonisch-
decorative Behandlung des Rubensstiles anlehnte und
nur im Betonen des erzählenden Charakters der Fi-
guren, sowie int Rococostil des Ornaments von jenem
abwich. Werkwürdiger Weise finden sich unter den Ver-
tretern dieser strengeren Richtung zum Theil auch Weister,
welche gleichzeitig dem radicalen Naturalismus huldigten,
so z. B. der schon genannte Theo d or Verhaegen von
Wechsln, der Schüler des )^an Franz Bockstuyns. Die
Kanzel, welche Ersterer in den Jahren {756 bis \7%2 für
die Iohanneskirche in Wechsln ausführte, ist ein
schönes Beispiel jener conservativen Richtung. Dieselbe
zeigt als untere pauptgruppe Christus als guten
pirten malerisch von Lämmern umlagert, während jung
’) Als untere Gruppe sehen wir die Bekehrung des hl. Norbert,
der, in einer Grotte vom Blitze betäubt und vom Pferde gestürzt, die
himmlische Gnade anfleht. Der ganze Aufbau der Aanzel ist als na-
turalistischer Fels behandelt, mit daraus hervorwachsenden Bäumen
und Aräutern. Auch die Aanzelbrüstung erscheint als eine Felsen-
nische, in welcher der Gekreuzigte aufragt, von Maria und Magdalena
umgeben. An einer Stelle des Felsens ragen die Brustbilder des
Aelterupaares hervor, indem Lva nach dem Apfel langt.
2) Ysendyck, Chaises PI. 2.
und Alt andachtsvoll seinen Worten lauschen. Die aus-
gebauchte Kanzelbrüstung ist mit schönen Cckconsolen und
Cartouchen im Rococostil geschmückt; letztere eilthalten
Wedaillons mit den Reliefs der Fides, Spes und die Taufe
Christi. Reizende Engelkinder umschweben die Kanzel,
große Engel tragen den ebenfalls im Rococostil decorirten
Schalldeckel. Besonders schön ist die durchbrochene Brüstung
der Treppe mit Rococoornamentik. Als Abschluß des
;52. Aanzel in der Notre-Dame-Airche zu Brügge.
Schalldeckels bilden freiaufliegende geschweifte Consolen die
Spangen einer Krone, die von enter stammenden
Urne überragt wird.')
Dem Typus dieser Kanzel schließt sich ferner in mehr-
facher pinsicht diejenige an, welche in der großeit Kirche
von Dortrecht in polland steht und laut Anschrift im
^sahre \ 756 nach einem Entwurf von £. van Linden
*) Auch die Aanzel von Lockeren, welche derselbe Aünstler um
; 736 vollendete, soll ähnlich der eben erwähnten aufgebaut und de-
corirt sein.
ähnliche Kanzeln vom strengstilistischen Standpuncte aus
verwerfen möchte, so wird man doch durch den einheit-
lichen malerischen Wurf, die reizvolle Anmuth der Figuren,
sowie die Virtuosität und goldschmiedartige Feinheit der
Schnitztechnik an dieser Kanzel zum Wohlgefallen verführt.
Aehnliches gilt auch von der nicht minder malerisch
wirksamen Aanzel, welche Theodor Ver Haegen, ein
Wechler wie Jan Bockstuyns, in den Jahren bis f7^6
für die Kirche Notre Dame d'pannswyck in Wechsln aus-
führte und die als pauptgruppe die Vertreibung aus
dem Paradies, als Bekrönung Mariä pimmelfahrt zeigt.
Doch nicht nur in Wechsln, in ganz Belgien kam
diese Richtung auf, wenn auch nicht überall mit derselben
Verve. Tine besondere Gruppe dieser Art bilden die
Kanzeln mit zu beiden Seiten emporstrebenden naturali-
stischen si)a Im bäumen. Dazu gehört diejenige, welche
\7<{2 Jacques Berge oder Berger von Brüssel für die
Prämonstratenser von Ninove herstellte und die jetzt in
St. peter zuLöwen steht, ferner die des p i e r r e Denis
Pluntier von Antwerpen in Notre Dame de la
Thapelle zu Brüssel; endlich jene der Kathedrale von
Cournaf.
Obwohl an der Kanzel in St. peter in Löwen der
naturalistische Aufbau noch völlig herrscht, so inacht sich
an den Figuren doch bereits die Wiederausnahine des
Studiuiiis der Antike bemerklich. Diese tritt noch deut-
licher hervor an den edeln, aber schon fast akademischen
Figuren des Fischfangs Petri an der Kanzel in
S. Andreas zu Antwerpen, welche noch am Ende
des f8. Jahrhunderts Jan Franz van Geel voii
Wechsln und Jan B. pool von Antwerpen ausführten?)
Sie dürfte eine der letzten iiii naturalistischen Stil sein uiid
zeigt nicht mehr jene Feinheit und jenen malerischen
Schwung in der Ausführung der Felsen und Brunnen,
wie die vorgenannten Kanzeln von Wechsln.
Neben dieser rein naturalistischen Richtung erhielt sich
aber während des ganzen f8. Jahrhunderts noch eine
solche, welche sich im Wesentlichen an die architectonisch-
decorative Behandlung des Rubensstiles anlehnte und
nur im Betonen des erzählenden Charakters der Fi-
guren, sowie int Rococostil des Ornaments von jenem
abwich. Werkwürdiger Weise finden sich unter den Ver-
tretern dieser strengeren Richtung zum Theil auch Weister,
welche gleichzeitig dem radicalen Naturalismus huldigten,
so z. B. der schon genannte Theo d or Verhaegen von
Wechsln, der Schüler des )^an Franz Bockstuyns. Die
Kanzel, welche Ersterer in den Jahren {756 bis \7%2 für
die Iohanneskirche in Wechsln ausführte, ist ein
schönes Beispiel jener conservativen Richtung. Dieselbe
zeigt als untere pauptgruppe Christus als guten
pirten malerisch von Lämmern umlagert, während jung
’) Als untere Gruppe sehen wir die Bekehrung des hl. Norbert,
der, in einer Grotte vom Blitze betäubt und vom Pferde gestürzt, die
himmlische Gnade anfleht. Der ganze Aufbau der Aanzel ist als na-
turalistischer Fels behandelt, mit daraus hervorwachsenden Bäumen
und Aräutern. Auch die Aanzelbrüstung erscheint als eine Felsen-
nische, in welcher der Gekreuzigte aufragt, von Maria und Magdalena
umgeben. An einer Stelle des Felsens ragen die Brustbilder des
Aelterupaares hervor, indem Lva nach dem Apfel langt.
2) Ysendyck, Chaises PI. 2.
und Alt andachtsvoll seinen Worten lauschen. Die aus-
gebauchte Kanzelbrüstung ist mit schönen Cckconsolen und
Cartouchen im Rococostil geschmückt; letztere eilthalten
Wedaillons mit den Reliefs der Fides, Spes und die Taufe
Christi. Reizende Engelkinder umschweben die Kanzel,
große Engel tragen den ebenfalls im Rococostil decorirten
Schalldeckel. Besonders schön ist die durchbrochene Brüstung
der Treppe mit Rococoornamentik. Als Abschluß des
;52. Aanzel in der Notre-Dame-Airche zu Brügge.
Schalldeckels bilden freiaufliegende geschweifte Consolen die
Spangen einer Krone, die von enter stammenden
Urne überragt wird.')
Dem Typus dieser Kanzel schließt sich ferner in mehr-
facher pinsicht diejenige an, welche in der großeit Kirche
von Dortrecht in polland steht und laut Anschrift im
^sahre \ 756 nach einem Entwurf von £. van Linden
*) Auch die Aanzel von Lockeren, welche derselbe Aünstler um
; 736 vollendete, soll ähnlich der eben erwähnten aufgebaut und de-
corirt sein.