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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 6.1910/​1911

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Heft 3
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Neuerwerbungen der Sammlung Matsvanszky in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.57689#0066

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Seite 50 ••<=•••<=>••<=> Bläffer für Gemäldekunde. ••£=>••<=?••<=> Bd. VI.

bänger als ein Sahr ift es her, dafj in
dielen Blättern von der rafch anwachfenden
Wiener Sammlung Ulatsvanszky die Rede
war. Im zweiten Heft des V. Bandes wurde
der Ankauf einiger Gemälde mitgeteilt,
deren Abbildungen dem Text beigegeben
waren. Ein niederländifches Bi 1 d=
nis blieb unabgebildet, da noch einige Zeit
der ziemlich fchwierigen Benennung ge-
widmet werden feilte und überdies vorüber*
gehend eine Einreihung in einen anderen
Artikel beablichfigf war. Das Bild trägt
nämlich rechts unten den bekannten Stempel
der Galerie Kaunih, deren Beftand*
feile noch immer nicht alle zufammengefun*
den find. Als „wiedergefundenes Bild0 aus
der berühmten alten Sammlung hätte es
behandelt werden feilen. Flun veranlaffen
mich aber die bemerkenswerten weiteren
Ankäufe der Sammlung Ulafsvanszky, das
intereffanf gemalte Bildnis, zugleich mit den
neueren Erwerbungen der genannten Ga-
lerie anzuführen und abzubilden. Eine
fichere Benennung bleibt noch zu finden,
obwohl der niederländifche Urfprung
und die Entffehungszeit um 1550 Zweifel*
los find. Ulan denkt wohl an die Pourbus*
Gruppe, aber auch an die holländifchen
Haler aus der Zeit vor der ffaatlichen
Trennung der nördlichen und tödlichen Pro*
vinzen. Das Bildchen war ehedem etwas
größer und dürfte mehrere Infcfiriften ge-
tragen haben. Von dielen ift gegen rechts
oben unter den Übermalungen des grauen
Hintergrundes noch der Anfang einer Zeit*
angabe, das Ao, (Anno) zum Vorfchein ge-
kommen; leider kein weiteres Schriffzeichen.
(Eichenholz, gegenwärtig H. 0, 43, Br. 0,335.
Erworben K08 im Dorotheum).
Von dem Gemälde der Sofonisba
Anguiffola, das gänzlich verkannt in
der Auktion Bloch, ebenfalls im Dorotheum
feilgeboten und dort für die Sammlung
Illatsvanszky erffanden worden ift, haben
die Blätter fchon im V. Bande eine grofje
Abbildung gebracht. Die Beffimmungen der
Künfflerin und der dargeffellfen Perfön*
lichkeifen ergibt fich aus Vergleichungen
mit den Eigenbildniffen der Sofonisba An*
guiffola und mit den Bildniffen der Jungen
Verwandten der Ulalerin als Hofwendigkeif.

Sofonisba hat fich auf dem Bilde felbff
und einen ihrer kleinen Heften dargeffellt.
Befonderes Gewicht bei der Vergleichung
haben die Bilder in Ilivaagaard, das Selbft*
bildnis der Sofonisba in der Galerie Borg*
hefe zu Rom und das Bild mit den zwei
Kindern, das fich vor einiger Zeit beim
Baumeifter Karl Holzmann in Wien befun*
den hat und in Flizza verfteigert worden
ift. Der gegenwärtige Aufbewahrungsort
diefes Bildes, das durch Vafaris Angabe
befonderes Intereffe erhält, ift mir unbe*
kannf. Auch das Bild in Ilivaagaard (ab*
gebildet im erften Band diefer Bläffer und
als ehemaliger Beftandfeil der Galerie
Borghefe befprochen in der „Beilage0 Heft
VI. und VII. S. 155) ift durch Vafari be-
glaubigt*). Das Eigenbildnis der Sofonisba,
das noch heute der Galerie Borghefe an*
gehört, ift in der Literatur über diele Galerie
und über die genannte IHalerin off be-
fprochen worden.
An die eben befprochenen Werke aus dem
16. Sahrhunderf find noch einige fpäter
entffandene Bilder anzureihen, die aus ver*
fchiedenen Gefichfswinkeln betrachtet, jeden*
falls miffeilenswerf erfcheinen. Von hohem
kunftgefchichtlichen Intereffe ift das Gemälde
von Dendert Bram er, das mit der um
richtigen Benennung G. Flink vor einiger
Zeit im Wiener Kunftverein zur Verffeige*
rung gekommen ift**). Ilun ein Flink ift das
ficher nicht. Ulan mag auf diefe beliebte Be-
nennung geraten fein, da man bei einem Hell*
dunkelbilde aus der Zeit Rembrandts irgend
einen Rembrandfiften nennen wollte, oder
vermeinte, nennen zu tollen. Unten, mitten
auf dem Bilde ffehf eine zwar nicht ganz
neue, aber auch nicht alte Signatur: Rem*
brandf. An Rembrandt ift nicht zu denken.

*) Hiezu neueftens ITl. Krohn „Italienske Bilieder
i Danmark" 1910.
**) Huktionskatalog Fergeux üelevre Hr. 17. Das
Bild mihi in der Höhe 107, in der Breite 0,94.
Eichenholz. Ein durchdringender Sprung ift auf der
Kehrfeite mittels aufgeleimten üeinwandftreifens ge-
deckt. Als Farben feien angemerkt: an FTlariens Rock
ein dunkles Bläulichgrün. Hm Degerkönig Orüngrau,
an dem Knieenden König Orangegelb, am König
links zinoberiges Rot neben dem hellen breiten Her-
melinbefatz. Der Soldat links weift gelbliche und
bräunliche Töne auf; graulicher Harnifch.
 
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