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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 6.1910/​1911

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Heft 6
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Wahrmund, Auguste: Modernes Email
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https://doi.org/10.11588/diglit.57689#0118

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Seife 102 ••<=^••«==>••c==j Bläffer für Gemäldekunde. ••<===>••£==>••£==>

Bd. VI.

mer üblichen polfferigen Hufbuckeln der ein»
zelnen Piaffen aufgeräumt werden, denn
dies würde eine korrekte Verbindung mit
dem flachen, überall gleichmäßig aufliegen*
den Kontur nicht geifaffen und auch ein
ganz unmögliches Relief hervorgebracht ha*
ben. Es mußte alfo der Verfuch gemacht
werden, die einzelnen Stücke ganz flach
herzuffellen, und da (ich in diefem Falle,
wo jedes diefer einzelnen Stücke auch feiner
beabfichfigfen Wirkung enffprechend ganz
verfchieden behandelt werden konnte, die
Schwierigkeiten der Vereinigung der einzel*
nen Prozeduren von felbff auflöffen, fo er*
fchien es nach einigen Bemühungen verhält*
nismäßig leicht, diele kleineren Partien flach
herzuffellen, ja fie direkt flach zu preffen,
fobald fie aus dem Feuer kamen.
Die Haupfurfache, warum jeßf leicht
wurde, was früher kaum zu erreichen war,
liegt eben in dem verfchiedenen Verhalfen
der einzelnen Emailfarben im Feuer; es iff
nicht möglich, eine Piaffe, auf welcher härter*
flüffige und leichtflüffige Emailen vorkom*
men, flach zu preffen, da das eine fchon
weich geworden, wenn das andere noch
ftarr iff, und würde man verhieben, eine
folche Piaffe nach dem Herausziehen aus
dem Feuer, wo fie verfchiedene Bewegungen
angenommen hat, allenfalls mit einer Gips*
platte niederzupreffen, fo würde die weichere
Stelle den Eindruck diefer Gipspiaffe erhalten
und fomif verdorben werden, refpekfive die
harte, die noch nicht auf ihren Schmelzpunkt
gebrachte, dielen Eingriff in ihre Rechte ganz
erbärmlich Übelnehmen und jämmerlich zer*
fpringen. Die einzelnen Stücke jedoch, ob
mit leichtem oder Ichwerer flühigem Email
befragen, können länger oder kürzer, je
nach Bedarf im Feuer befallen und hinter*
her je nach ihrer Eignung zu diefer Pro*
zedur flach gepreßt werden, natürlich muß
auch dies mit der richtigen Vorficht, näm*
lieh gerade im fflomenf des erften Erkal*
tens gefchehen, denn zu früh oder zu fpäf
niedergepreßt, ffellen fich auch hier die ge-
nannten Übelffände ein, die allerdings
dann durch ein rafches, abermaliges Schmel*
zen im Ofen wieder behoben werden kön*
nen. Es iff alfo durch diele Teilung des

Bildes in einzelne Partien möglich gewör*
den, Emaildekorafionen ad Infinitum her*
zuffellen, große wirkfame Wandfüllungen
in einer — und dies muß vor allem be-
tont werden — den Einflüffen des Dichtes
und der Wärme gegenüber ganz unver»
änderlichen Cechnik. Huch Uäffe dürfte im
allgemeinen wenig Ichaden. Ob das Eis
nicht feine zerftörenden Wirkungen ausübt,
iff allerdings noch nicht erprobt worden,
doch iff es ja auch nicht nötig, derartige
Dekorationen für Außenwände zu verwenden.
Weniger leicht als das anfangs fo ge-
fürchtete Glatfpreffen der Platten hat fich die
Schwierigkeit einer günffigen Verbindung der
einzelnen Partien untereinander beheben
lallen. Es wurden da verfchiedene Verfuche
gemacht, fürs erffe der, die Platten an den
ITlefallkontur, welcher in der Art eines
Gitters ausgelchnitten wurde, von rückwärts
anzulöten; es gelang zwar, doch nicht eben
glänzend, denn da durch das Hnlöfen am
Rande einzelne Partien der Emailplaften
ffärker erhißt wurden als die andern, nahmen
fie dies übel und bekamen Riffe, ßalbwegs
günffiger gehaftete fich der Verfuch, an dem
Gitter rückwärts kleine Zapfen anzubringen,
die dann nach den mit kleinen Husfchnitfen
verfehenen Platten zu umgebogen wurden
und diele halten, nur muß hier ungemein
präzife gearbeitet werden, damit Zäpfchen
und flusfehnitte genau aufeinander paffen.
Roch verfchiedene andere Verfuche, deren
Befchreibung hier zu weit führen würde,
wurden angeffellf und ergaben jedenfalls
im Prinzipe die köfung des Problems, be-
deutfame Emaildekorafionen ohne geradezu
mörderifche Schwierigkeiten herzuffellen und
fo die Schönheiten einer Technik, welche
bisher entweder nur für auserlefene Koff*
barkeiten oder Raritäten oder für kleine
üippgegenftände verwendet wurde, auch
für Wanddekorationen in größerem Stile
zu gewinnen.
Die hier befchriebenen Verfuche wurden
von einer meiner Kolleginnen, Frl. Anna
Wagner und mir zum erffenmal in Wien
durchgeführt und wir ließen anfänglich dies
Verfahren patentieren, in erffer Linie, um die
Catfache feftzuftellen, fodann aber auch, um
 
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