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Der Bote vom Neckar: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (2) — 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.42418#0157

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151
Der Note vom Neekar.

35. ----
Tagesneiiigkeiten.
Die preußische Regierung tritt, wie zu erwarten
war, kräftig und entschieden gegen Rom auf. Es ist
rin Kourier abgrgangen, der dem Papst die bestimmte
Erklärung bringt, daß er den Erzbischof von Köln nicht
wieder emsetzrn werd?. Zugleich wird dem preußischen
Gesandten Sunftn der Befehl rrrheilt, die zwei zurück-
gehaltenen Berichte des Kölner Domcapitrls unsrrzüg-
Lich an den Papst abzugeben; ihm selbst wird auf sein
Ansuchen auf 3 Monate zu einer Relle Nach England
Urlaub rrrheilt und der Gelandrschafrssecretär von Buch
soll einstweilen seine Geschäfte besorgen- Dagegen ist in
Rom am Palmsonntage der preußische Regierungsrath
von Brüggemann in voller Uniform zum Fußkusse in der
Girüna zugelassrn worden und empfing aus den Händen
Sr° Heiligkeit das Zeichen drs Friedens, einen Palm-
zweig. Wir hätten gewünscht, Zs wäre ein Zwerg für
Preußen darunter geweftn-
— In den Papieren drs Pfarrers Birtterim in Köln
soll man genau? Auskunft über die weit verzweigte
Kölner Angelegenheit gefunden haben- Der schwarze
Faden soll sich durch ganz Europa, namentlich nach
München, Würzburg, Rom, Paris, Belgien u. s. w.
erstrecken und ein wahres Netz bilden. — In Rsm ist
ein Jesuitenschüler in einer öffentlichen feierlichen Rede
so heftig gegen den König von Preußen und den preus-
sischen Gesandten zu F-ld gezogen, daß der österreichische
Gesandte deshalb Beschwerde fühlte und der Papst sich
genöthigtsah, dem JZsmtrngeneral einen wohlgemeinten
Verweis zu ertheilen. Es ging aber nicht durch.
— Für den hohen Adel in England ist bereits durch
den Oberhofmarschaü die Klkiderordnung festgesetzt, die
Lei der Krönung der-Köm'gm genau beobachtet werden
soll. Falsches Gold, falsche Perlen und überhaupt Fal-
sches wird auf den Mänteln nicht geduldet.
— Man bemerkt, daß der letzte Charfteitag in der
Hofkirche zu Wim feierlicher begangen wurde, als seit
60 Jahren. Der Kalskr und die Kaiserin nebst dem Erz-
herzoge warfen sich bei Ler Moration des Kreuzes Christi
auf die Erde nieder und vrrtichmen das ganze Cere-
moniel so, wie es einst UAttr der Kaiserin Maria The-
resia vollzogen wurde. Der ganze Hof folgte dem Bei,
spiele. — Auch in München wurde der Charfteitag sehr
feierlich in den schwär; verhängten Kirchen begangen.
— Es heißt, der Kaiser von Rußland habe so viel
mit den empörten Tscherkessk» zu thun, daß er wohl
erst im Herbst nach Deutschland kommen werde. Die

-- 1838.
Tsckerkessen sollen einen vollständiges Sieg über die
Russen erfochten haben.
— Drr kranke Sohn des Sultans befindet sich besser,
seitdem eine Nonne die Krankenpflege übernommen hat.
Sie sorgt und betet Tag und Nacht für das Leben deS
künftigen Beschützers der mohame»anischen Religion und
drr Sultan hat die katholischen Priester veranlaßt, für
die Erhaltung seines Sohnes Messen zu lesen.
Aus der Brieftasche.
Der Onkel aus Amerika.
(Fortsetzung)
Es war nicht ein wahres Wort an Allem, was er
sagte, denn drr Onkel Johann war rin ziemlich schlech-
tes Subjekt, über dessen Abreise sein Schwager und
sogar seine eigene Schwester recht froh waren. Allein
vordrerem Fremden, der wahrscheinlich ein Freund seines
Oheims war, glaubte der Maler doch die Umstände
etwas anders darstellen zu müssen.
„Das ist doch sonderbar," sagte drr Fremde, „ich
glaubte, ihr Oheim wäre bei seiner Abreise mit seinem
Schwager etwas überworfen gewesen."
Die Wahrheit war eigentlich, daß der Schwager ihn
zur Thüre hinaus grwsrfen hatt-e, allein der Frrmde
schien um diesen Umstand nichts zu wissen, und wir kön-
nen auch nicht sagen, ob Hugo davon unterrichtet war.
„Möglich ist es," versetzte Hugo, „daß irgend eine
Erkaltung zwischen ihnen statt gefunden hat, wie das
so häufig, sogar in Familien, die sonst sehr einig unter
sich leben, geschieht; aber ich weiß, daß sie sehr beun-
ruhigt über die Abwesenheit meines theuern OheimS
waren, und so oft der W nd etwas stark wehrte und man
einen Sturm auf dem Meere fürchtete, sprach man: Wenn
nur Johann kein Unglück widerfährt."
„Ach! mein Hrrr, warum kann Ihr Onkel Ihre
Worte doch nicht vernehmen, wie glückiich würde er sich
fühlen , wenn er srführe, daß er die Liebe seiner Familie
noch nicht verloren hat; ich bin sein ältester Freund und
kann Ihnen für sein Herz bürgen."
Bisher hatte der Maler den Fremden, da die Vor-
hänge an seinem Bette halb zugezogen waren, «och nicht
ganz genau betrachten können, daher er beim Eintreten
desselben nur soviel unterscheiden konnte, daß es eine
hagere lange Figur war; indessen begann er doch jetzt
sich immer mehr zu überzeugen, daß derselbe sehr dürf-
tig gekleidet war.
,, Ei nun!" dachte er bei sich selbst, „das wird wohl
 
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