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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 1
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Haas, Alfred: Die mittelalterlichen Wehrbauten Pommerns in der heimischen Volkssage, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0021

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15

Zum Schluß weudeu sich die Belgarder Frauen an ihren
ruhinlos zurückkehrenden Bürgermeister Carstcn von Wopersnow
nüt der Frage, wo er ihre Männer gelassen habe; daraus ant-
wortet Carsten:

Se sind erschlagen up der Langschen Heyden!

Ick wet Au (Euch) nicht einen betern Rat,

Den (als): wol de (wer etwa) heft einen dergliken Knechte,
Dat se incn ein nheme to echte!

Trotzdem diese Worte zweifellos bezeugen, daß die Bel-
garder in der Schlacht unterlagen, so schrieben sie sich in späterer
Zeit doch — ebenso wie die Schivelbeiner — den Sieg zrp und
das im Tor eingemauerte Eisen gaben sie als eine in der Schlacht
erbeutete Kriegstrophäe aus: es sollte der riesige Steigbügel
sein, welchen der aus einem Ochsen reitende Bürgermeister
von Schivelbein in der Schlacht benutzt habe, welchen er aber
den siegreichen Belgardern überlassen mußte. Nudolf Virchow
— 1821 in Schivelbein geboren — berichtet: Als ich im Aahre
1844 in Belgard war, hatte eine Schar von Schwalben das
große Siegeszeichen so dicht mit ihren Nestern überzogen, daß keine Spur von dem Steigbügel
mehr zu sehen war (Balt. Stud. XIII, 2, S. 17). Aetzt ist das Eisen wieder frei sichtbar, aber
es gehört einige Phantasie dazu, um in ihm einen Steigbügel zu erkennen; ebenso gut kann
das Eisen auch zum Besestigen einer Klappe oder eines Torflügels gedient haben.

Die Stadt Demmin besaß im Mittelalter acht Tore, von denen zurzeit nur noch eins,
das Kuhtor (plattdcutsch: dat Kauhdur) erhalten ist
(Abbildung Nr. 13). Vor ungefähr hundert Iahren
erhielt es infolge derAnwesenheit der Königin Luise
den Namen „Luisentor"; doch ist daneben der ältere
Nainc im Volksinunde erhalten geblicben.

Außer diesen acht Toren hatte die alte Stadt-
mauer, vernmtlich an der Süd- oder Südwestseite,
noch eine Ossnung oder Pforte oder vielleicht nur
ein Verblendung, die das Blinde Tor hieß. Darüber
berichtet eine vor dein Fahre 1840 aufgezeichnete
Sage. Das „Haus Demmin" — eine mittelalterliche
Burg im Süden der Stadt — und die Stadt
Deinmin hattcn früher nur einen Herrn und warcn
durch eincn unterirdischen Gang miteinander ver-
bundcn, dessen Cingang zur Stadt in der Gegend
des Blinden Tores lag. Der unterirdische Gang
war so geräumig, daß inau mit Kutsche undPferden
darin hat fahren können. Hernachmals ist dcr Gang
verfallen, und dann hat inan auch die Burg zu dcm
nahe gelegenen Gute „Vorwerk" geschlagen.

Von der alten Burgruine „Haus Demmin"
weiß die Sage noch mancherlei andere Geschichten Abb. 14. Asedom. Das Anklamer Tor (Feldseite).
 
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