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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 1
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Haas, Alfred: Die mittelalterlichen Wehrbauten Pommerns in der heimischen Volkssage, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0022

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16

zu bcrichteu. Uuterhalb der jeht schou stark versallenen Zvuine sollen sich weitläusige
Kellereien, ehemalige Gesängnisse und Burgverließe und zahlreiche unterirdische Gänge
bcsinden, so daß der ganze Boden „holl und boll" ist. Einer der alten Gänge soll unter dem Bett
der Peene weg aus die entgegengesetzte Seite des Flusses geführt haben. An der Ruine
und besonders in den alten Kellersubstruktionen ist es nicht geheuer; es spukt dort, besonders
am Iohannistage. Man hat dort Gespenster in weißen Laken gesehen, aber man hat dort auch
schon öster Geld brennen seherp wie denn in den Kellern und Gängen noch unermeßliche Schätze
verborgen sein sollen. Sie harren schon seit langer, langer Zeit der Hebung, aber es kann noch

lange daucrn, bis
die rechte Zeit ist,
daß sie gehoben
wcrden können,
und bis derrechte
Mannkommtzder
sie heben kann.
Derjenige aber,
dersicheinstdiesen
Schatz zu eigen
machen wird,
wird dadurch so
ungeheuer reich
werden,daßersich
die ganze Stadt
Demmin mit
allenHäusernund
mit allem, was
darin ist, kaufen
kann.

Verhältnis-
mäßig umsang-
reiche Reste ihrer
mittelalterlichen
Stadtbesestigung
hat die Stadt
Gartz an der
Oder, die alte

Abb. lS. Gartz a. O. Das Stettiner Tor.

Erenzseste an der
pommersch-mär-
kischen Grenze,
auszuweisen. Das
größte unter die-
sen Besestigungs-
werken ist das
StettinerTor,das
durch die ruinen-
hafte Beschassen-
heit seines Gie-
bels auffällt (Ab-
bildung Nr. 15).
Durch seine Ge-
schichte bemer-
kenswerter ist ein
Mauerturm der
Stadt, die soge-
nannteBlaueHut
.— nichtderBlaue
Hut, wiegewöhn-
lich angegeben
wird. „Hut" steht
hier in demSinne
von „Hüterin",
denn die Blaue
Hut diente als
Luginsland, um

das Odertal und die ehemalige Oderbrücke bei Gartz zu beobachten. Aus einem quadratischen
Anterbau erhebt sich ein schlanker, aufwärts strebender Zylinder, der in ein Achteck mit acht
Giebeln übergeht und von einem achtcckigen Helm gekrönt wird.

Vor und in diesem Turm hat sich jener kecke Abersall abgespielt, durch den Bartholomäus
Brusehawer im Zahre 1474 die von dem Kurfürsten von Brandenburg besehte Stadt Gartz
den pommerschen Herzögen zurückgewann. Brusehawer hatte an den Hauptmann Werner
von der Schulenburg in Garh Hafer abzuliefern und kam mit acht Wagen in der Frühe des
Morgens vor Garh an, erzwang sich den Zugang zurBrücke, ließ die fünf vorderen Wagen in
die Stadt fahren, den sechsten im Tor und die beiden lehten aus der Brücke halten. Dann
sprangen die unter den Hasersäcken verborgenen Bewafsneten hervor, machten die Torwache
 
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