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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 2
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Gleich, John: Indische Wehrbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0039

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Z1

Cine Festnng, um welche noch in neuerer Zeit gekämpst worden und die heute für die
Engländer von Wert ist, ist Delhi. Abbildung 29 (nach einer Zeichnung von nnr) zeigt das
Lahoretor im Fort von Delhi. Den Bau des Forts sowie des heutigen Delhi begann 1638 n. Ch.
der Großmogul Shah Aahan, von welchem viele prächtige Bauten herrühren. Sein Sohn,
der oben schon genannte Aurangzeb, vollendete das Werk; das Lahoretor ist zur Zeit seiner
Herrschast errichtet. Delhi ist ost von Feinden angegrifsen und erobert worden. Vor dieser
Neugründung ist es ungefähr siebenmal aufgebaut und zerstört wordcn. Auch nach Aurangzebs
Tode wurde es wiederholt heimgesucht. So 1739 durch Nadir Shah von Persien. Eine
kleine Besatzung, die er nach Einnahme in der Stadt gelassen hatte, war von der Bevölkerung
aufgerieben worden. Tags daraus rückte der Shah wieder ein, ließ Feuer anlegen und die
Einwohner von Son-
nenausgangbis I2Uhr
schlachten.DerMogul-
kaiser Muhamed Shah
trat für das Volk bei
Nadir Shah ein. Die-
ser antwortete: „Der
Kaiservon Andien soll
niemals vergeblich
bitten." Er gebot nun
demGemetzelEinhalt,
führte abereincriesige
Beute hinweg, die auf
3O bis 70 Millionen
Sterling geschätzt ist,
auch den berühmten
Diamanten Koh-i-
Nur, welchen zuvor
Aurangzeb demKönig
von Golkonda abge-
nommen hatte, und
der heute zum eng-

lischen Kronschatz gehört. Am Sepoysausstand 1837 spielte Delhi die wichtigste Rolle. Die
Aufständischen hatten sich des Platzes bemächtigt; lange tobten hier die Entscheidungskämpse,
bis schließlich die Cngländer mit großer Tapferkeit und schweren Verlusten die Stadt erstürmten.
Das Fort, dessen imponierende Mauern aus rotem Sandstein, einem vorzüglichen Bau-
material, welches sich fast so sein wie Marmor bearbeiten läßt, gebaut sind, Hat2wundervolle,
einander sehr ähnliche Tore, das abgebildcte Lahoretor und das Delhitor. Diese hochragenden
Torbauten sind ebenso schön in der ganzen Anordnung wie bei näherer Betrachtung in der
ornamentalen Behandlung. Das zweite, innere, mit den Kuppeltürmchen gekrönte Tor, bietet
mit seinem reichen Ornamentzierat auch von innen aus dem Fort bctrachtet, einen hohen künst-
lerischenGenuß. Mögeesniedahinkommen, daßKanonendieseDcnkmälerderBaukunstzerstören.

Abbildung 30 führt uns in das Land dcr stolzen Rasputen, der schönsten, edelsten Rasse
unter Andiens Völkcrn. In diescm Landesteil gibt es noch einige ziemlich unabhängige
Staaten, welche eigenes Militär, eigenes Geld habcn und nur im Vasallcnverhältnis zu Eng-
land stehen; unter ihnen den zu Anfang der christlichen Zeitrechnung begründeten Staat

Abb. ZO. Stadttor in Udaipur. <Nach einem Slgemälde.)
 
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