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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 3
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Gropius, Richard: Weilburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0061

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sogenannten „Viehhof" eintreten, der im Westen von dem mit der Reitbahn verbundenen
„Cabinetsbau", im Norden vom „Marstall" und iin Osten vom „Prinzessinnenbau"
eingerahmt ist, während man nach Süden gewandt über schuppenartigen Gewölben zur
Linken die Nordfront des eigentlichen Schlosses, in der Mitte dcn mit Büumen bepflanzten
Schloßplatz und zur Rechten das ehemalige „Regierungsgebäude" vor sich hat, das
jetzt ebenso wie das neben ihm stehende „Archiv" an die städtische Landwirtschaftsschule ver-
nrietet ist. Nach dem Besuch dcs Viehhofs, der übrigens heute nur als Tenuisplatz benutzt
wird, steigt man am besten die Stufen zum Schloßplatz hinauf und wendet sich dann, den
alten Schloßbrunnen zur Rechten lassend, dem Schloßportal zu, neben dem noch heute
Gewehrstützen an die ehemalige „Schloßwache" erinnern. Aber niemand verwehrt dem Fremden
den Eintritt in den höchst malerischen Schloßhof der rings von Gebäuden umgeben ist,
die weit mehr als 300
Zimmer enthalten. Von
diesen wird ein Teil noch
bcwohnt, und von den nicht
bewohnten sind viele in be-
wohnbarem Zustande er-
halten und mit Möbcln und
Bildcrn ausgestattct, so datz
es sich wohl verlohnt, von
der gern gewährten Erlaub-
nis ciner Besichtigung Ge-
brauch zu machen.

Der älteste Teil des
Schlosses liegt dem Be-
schauer beim Eintritt in den
Schloßhof grade gegenüber.

Ob sich in ihm noch Spu-
ren des alten Mauerwerks
aus der Zeit Konrads I.

finden, ist zweifelhaft, aber nicht unmöglich; viel körmen es sreilich nicht sein. Denn iin ganzen
geht die Erbauung dieses nach dcr Lahn zu gelegenen Schlohteiles mit dem „Rittersaal" und
dem anstoßenden arkadengeschmückten Nordslügel frühestens auf den Grafen Zohann zurück, der
von 1355—71 regierte. Vieles davon muß noch später erbaut sein; auch sindet sich an dem
angebauten Glockenturm die Zahreszahl 1548; das wäre etwa die Zeit, in der Graf Philipp III.
einen Umbau des alten Schlosses vornahm und dabei einen neuen Flügel ansetzte, dem seiu
Sohn Albrecht im Zahre 1572 den letzten Teil des sogenannten „alten" Schlosses folgen lieh.
Aünger als diese Bauten sind die Anlagen des Schloßgartens, in den man nach der
Besichtigung des Schloßinnern herauszutreten pflegt. Dabei erblickt man zucrst grade vor
sich die Kirche, deren Turm man schon von der Bahnhosstrahe gesehen hatte. Sie ist 1711
vollendet und steht durch die sogenannte „halbrunde Galerie" mit dem Schlosse in Ver-
bindung; unter dem Altar ist die Familiengrust des Nassau-Luxemburgischen Fürstenhauses
eingebaut. Der zugehörige Turm ist älter und von der Kirche abgesondert; dagegen befindet
sich diese mit dem städtischen Rathause unter demselben Dache. Das Znnere der Kirche ist
sehenswert. Wer aber nicht viel Zeit hat, tut gut, sich gleich halblinks zu wenden, um das
Denkmal in Augenschein zu nehmcn, das sich vor der halbrunden Galerie erhebt. Es stcllt

Abb. 44. Schlotz Weilberg. Grundritz.

<Aus: Luthmer, Bau- und Kunstdenlmäler des Lahngeluets.I
 
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