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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 5
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Haas, Alfred: Die mittelalterlichen Wehrbauten Pommerns in der heimischen Volkssage, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0119

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pslichtung, ihn in Kriegszeiten zu bewachen. Die mittelalterlichen Wehrbauten Stargards
sind in trefslicher Weise beschrieben von Rich. Brendel in zwei Abhandlungen „Unsere
Mauerthürme" und „Die Stargarder Mauerkriege", die im Zahre 1891 und 1895 in Star-
garder Zeitungen erschienen sind.

Von den mittelalterlichen Besestigungen der Stadt S t e t t i n ist nichts weiter erhalten
als ein Turmstumpf des ehemaligen Frauentores und ein Stück des alten Stadtwalles im
heutigen Schloßgarten — ein geringes Überbleibsel von der einstigen Herrlichkeit.

Stettin besaß im Mittelalter vier Landtore; von denen lag das Frauen- rlnd Mühlentor

an der Nordseite, das
Heilgeisttor an der
Südostecke und das
Passauer Tor an der
Südwestecke der Stadt.
An der Ostseite, d. i.
an der Oder entlang,
hatte die Stadt sieben
Tore, die sogenannten
Wasserpsorten, von
welchen je eine aus die
Langebrücke und auf
die Baumbrücke zrl
sührten. An der West-
seite, d. i. zwischen dem
Passauer- undMühlen-
tor, gab es 14 Mauer-
türine bzw.Wiekhäuser.

Das Frauentor lag
amnördlichenAusgang
der Frauenstraße und
bestand aus einem vier-
eckigen Amrenturm und
zwei runden Außen-
türmen; die Verbin-
dung dazwischen wurde
durch seste Mauern

Abb. 8ö. Pyritz. Mauerturm.

hergestellt, unter wel-
chen der Stadtgraben
hindurchfloß. An die-
ses Tor knüpst eine
Sage an, die uns in
die älteste Geschichte
der Stadt versetzt.

ünter den von Bi-
schos Otto von Bam-
berg im Iahre 1124
bekehrten Stettinern
besand sich einer mit
Namen Witsak oder
Wirtschach. Der hatte
aus dem Meere viel
geraubt und war von
den Dänen gesangen
genommen und mit
schweren Ketten"' be-
lastet in einen Turm
geworsen worden.
Durch ein Wunder
rettete er sich aus dcm
Gefängnis, sand am
Strande ein Schiss
und entkam auf diesem
über die Ostsee bis in

seine Heimat. Aus Dankbarkeit über seine Errettung und zur Erinnerung an das mit ihm ge^-
schehene Wunder hängte er den rettenden Kahn aus dem Fraucntore in Stettin auf. (Bart-
hold II, S. 96. Temme Nr. 24.)

Das Passauer oder Passowsche Tor lag am oberen Ende des Rosengartens, etwa an der
Stelle, wo sich der Eingang zu der heutigen Passauer Straße besindet. Das Tor bestand
aus drei Türinen, einem kleinen Außenturm und zwei viereckig angelegten Annentürmen
mit Lreppengiebeln; die beiden Annentürme lagen in der Linie des doppelten Stadtgrabens,
waren durch eine zinnengekrönte doppelte Mauer miteinander verbunden und bildeten eine
sehr starke Torburg, die an dein exponierten Punkte der Stadtbesestigung wohl notwendig ge-
wesen sein mag (Abbildung Nr. 87). Wie dieses Tor zu seinein Namen gekommen ist, darüber
berichtet Paul Friedeborn in seinen Stettinischen Geschichten I, S. 66 s., wie solgt: Gegen
 
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