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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 7
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Ebhardt, Bodo: Der Schloßbau, 3, Art der Bauaufgabe
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0148

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an, eine Gefahr für den Fortschritt unserer Kunst und der Kunstfertigkeit unserer Hand-
werker (im höchsten Sinne genommen) zu werden.

Das spätbarockeWeinberghäuschen, das idyllisch kleinstädtische Wohnhaus, das sentimentale
Landhaus aus der Zeit der Königin Luise, die liebenswürdigen kleinen Denkmale dieser
selben schwärmerischen Zeit, alle haben sicher ihren künstlerischen Wert, und sür Auf-
gaben, die eben nichts weiter verlangen als einsache Befriedigung bescheidener Lebens-
und Wohnungsansprüche, mögen sie auch als Vorbilder ihren Wert behalten. Die einseitige

ca. l:sooo

Verherrlichung aber, welche die Zeit ihrer Entstehung und die ganzen Werkc dieser Epoche
augenblicklich finden, haben dazu geführt, daß Architekten und kunstgewerbliche Meister, die
ich streng unterscheiden möchte, immer weniger Gelegenheit zum Entwickeln künstlerischer oder
neuer Formen sinden. Wie anders die Zeit der Renaissance oder des Barock, welche Fülle
von Aufgaben, welcher Schwung und welche Schaffenssreude in ihrer Lösung, sehen wir
nur Beispiele wie Blois in Frankreich oder Weikersheim oder Aschasfenburg in Deutschland
oder selbst bescheidenere wie Wilhelmsburg bei Schmolkalden.

Die gegenwärtige Mode hat weiter dazu geführt, daß aus Angst vor dem Mißlingen die
Werke der Bildhauerei und der Malerei so gut wie gar nicht, oder nur in absichtlich ver-
stümmelter oder in roh bäuerlicher Form zum Schmuck der Architektur herangezogen, dah am
liebsten weiße Wünde und kahle Decken und Gewölbe von allem Schmuck freigelassen werden,
daß also Maler und Bildhauer weniger und weniger Gelegenheit haben, sich an monumentalen
Aufgaben hochzubilden.
 
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