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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 7
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Petri, Adolf: Die Ausstattungen zweier badischer Schlösser im Mittelalter
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0162

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Dre Ausstattungen zweier
badischer Schlösser im Mittelalter.

Von Adolf Petri, Mannheim.

as Äußere einer Schloßanlage kennen zu lernen ist für den Burgensreund
wichtig, ebenso lehrreich mag es für ihn auch sein, einen Einblick in das
Innere des Schlosses zu tun. Wenn wir den Leser heute in zwei Schlösser
aus dem Mittelalter führen, mn ihm zu zeigen, wie entweder der Schlotz-
herr oder sein Vogt wohnte, so wird uns dies inöglich aus Grund zweier
Inventarverzeichnisse, die, durch pslichtgetrcue Verwalter jener Burgen ausgesetzt, heute zu dem
wertvollsten Material gehören, das wir auf dem Gebiete der Burgenkunde haben. Das eine
Schlotz heitzt Hornberg , das andere H ö h i n g e n. Ienes liegt im badischen Schwarz-
wald, dieses am Kaiserstuhl in Baden. Von beiden sind nur noch spärliche Reste vorhanden.
Die Freiherren von Hornberg hatten eigentlich zwei Schlösser, von denen jedoch nur das eine,
das hintere, vom Herrn bewohnt war; das vordere war sür den Obervogt eingeräumt. Von
der Einrichtung dieses vorderen Schlosses also liegt uns über den Hausrat ein Verzeichnis vor,
das etwa in der Zeit von tb20 bis tb2Z ausgestellt worden sein mag. Danach besanden sich
in der oberen Stubenkammer ein gefirnister aus dem Iahre 1618 stammender schlietzbarer
Kasten, der so grotz war, daß er zur einen Hälste in die Kammer über der Hofstube hineinragte,
zur anderen Hälste in die Mägdekammer. In diesem Kasten, der gewissermatzen das Archiv
bildete, lagen in 18 Schubladen verteilt allerhand „sürstliche Beuelcher und schriftliche Slmpts-
geschäsften", auch besanden sich darin wichtige Urkunden, Kopien der Forstbeschrcibung, Muster-
register und „Inventaria des Vichs inn Ampt Hornberg" und andere kostbare Schriststückc.
In einem Stüblein oder Gewölb über dem Tore waren zusammengetragen und verwahrt
worden: „Ein großer Kessel von 20 Psund, der ins Waschhaus gehörte; ein anderer von 10 Psund
sür das Badstüblc. Einc Wasserspritze aus Messing, die 1616 bis 1617 gekauft worden war,
lag in Gesellschaft anderer derartiger Spritzen, die aber „vorne zue zerbrochen". Ein altes
Schießgewehr, ein „Mußqueten" lag in dem Polterraum zwischen els ledernen Feuercimern.
Ferner lag da eine eiserne Platte, „dorusf manErtzproben reibt"; ein kleines kupfernes „Ofen-
hävelin", das erst im Kinderstüblein stand und jetzt in der „Psisterey". Daß das Gewölbe über
dem Tore eine rechte Polterkammer gewesen sein muß, geht daraus hervor, datz darinnen
auch ein Tischahnesuß lag. Ein „Lienenschranken" muß ihr allerdings zu besonderer Zierde
gereicht haben. Vor der Amtsstube stand ein großer K'leiderkasten, der sich „nit sondern läßt";
in der Hofstube über der Wohnstube ein Behälter mit einem vergitterten Kästlein, eine alte,
runde Tafel samt zweier runder Tischplatten. Außerdem finden wir da verschiedene Tische und
Stühle, einen Linnenschrank, ein Kästchen mit zwöls Schubladen und eine Bettlade mit einem
Himmel in der Kinderstube. In der Schreibstube hielt sich kein überslüssiges Mobiliar auf:
ein kleiner Tisch genügtc. In der Küche standen zwei alte schlechte (schlichte, d. h. einfache)
Kästen, darunter ein eingemauerter; ein Anrichttisch war da, von zwei Hasenschasten war ein
Schast angenagelt. „Eine lange Psannenrahm ist nichts wert." Von erstaunlicher Einsachheit
zeugt das Inncre der folgenden Zimmer. In der Frauenzimmerstube: ein viereckiger Tisch;
im Reiterhaus das gleiche; in der Apotheke: dasselbe; in der Pfisterei: ein Kasten mit Mehl,
ein grotzer Backtrog und eine „Würckh Bankh". Im großen Saal präsentierte sich ein Kamin.
Dah die Herzöge von Württemberg in diesen primitiv ausgestatteten Räumen nicht wohnten,
ist sehr begreislich. Der Vogt und seine Bediensteten mußten damit sürlieb nehmen.
 
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