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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 28.1911

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Muschner, Georg: Fritz von Uhde
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https://doi.org/10.11588/diglit.7380#0032

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Fritz von Uhde f

diesem Problem gerungen hat, zeigt sein Ge-
ständnis: „Vielleicht, wenn man noch tiefer
hineingegangen wäre ins Lichtproblem, daß man
die Figur doch hätte entbehren können ..."
Über die Franzosen und Jungdeutschen meinte
der Meister: „Jetzt müht man sich ja wohl
von der entgegengesetzten Seite her, das Pro-
blem zu lösen, nicht vom Dunklen, sondern
vom Hellen her. Aber es erscheint mir wie das
Resultat aus der Verzweiflung, daß man nicht
weiter kommt als Velasquez und Manet. Diese
Bilder in weiß haben nichts mit Licht zu tun.
Während Velasquez aus der Tiefe ein kolos-
sales Licht holte und Räume schuf, durchleuch-
tet, wie wir es nicht mehr können."

Der Künstler schloß sein Glaubensbekennt-
nis: „Der aber, den ich am meisten verehre,
ist Rembrandt. Rubens, Velasquez haben sicher
viel besser gemalt als Rembrandt. Aber dieser
war doch der größte aller Maler, weil er der
menschlich mächtigste war. Seine Auffassung
der Dinge war fabelhaft und ganz von innen
heraus, kraft seiner Liebe für alles. Er hatte
etwas, das über die Malerei hinausging, reinste
Genialität. Er war vielleicht der einzige, der
Christus malen konnte." Wir haben einen
Großen verloren, der auch Christus zu malen
vermochte und auf der gleichen Linie stand wie
Rembrandt, kraft seiner Liebe zum Licht, die

den Maler und Menschen Uhde beseelte.--

— Fritz von Uhde war der Sohn eines Kreis-
direktors in Sachsen, der später als Verwal-
tungsbeamter Chef des protestantischen Lan-
deskonsistoriums war. Er besuchte in Zwickau
und Dresden das Gymnasium und ging auf den
Rat des alten Wilhelm von Kaulbach und des
Schnorr von Karolsfeld auf die Akademie in
Dresden, um Maler zu werden. Bei dem da-
maligen Akademiebetrieb kam er aber nicht
vorwärts und wurde 1866 Soldat. Er malte
jedoch auch als Offizier, selbst im Lager vor
Paris während des Krieges 70'71. Später stand
er bei den Ulanen in Rochlitz, als Brigade-
adjutant in Leipzig und als Oberleutnant in
Borna. 1877 ging er von neuem als Anfänger
in der Kunst, obzwar er vorher in Leipzig schon
ausgestellt hatte, nach München, wo er bei
Piloty, Dietz und Lindenschmidt vergeblich zu
lernen versuchte. Endlich geriet er (1879) zu
Munkacsy in Paris, der sein eigentlicher Lehrer
ward. 1880/81 fing er in München an, bewuß-
ter Maler zu sein und 1882 lernte er in Holland
von der Natur, womit seine, für die damalige
Zeit „zu hellen" Bilder einsetzten. Uhde hat
auch Kriegsbilder, Landschaften u. a. gemalt.
In letzter Zeit malte er mit Vorliebe sonnige
Gartenbilder, auf denen seine Töchter immer
wiederkehrten. —

GEORG MUSCHNER—MÜNCHEN.

PROFESSOR R[CHARD HOELSCHER - DARMSTADT. GEMÄLDE: »WINTERTAG«

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