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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 28.1911

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Johann Vierthaler - München
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Dreger, Moriz: Von den Richtungen der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7380#0444

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yohann Vierthaler—München.

stalten sind wie Gruppen eines Reigens — so sehr scheint
mir das Gefühl der Bewegung in allen den gleichen Rhythmus
zu haben. — Ähnliches scheint mir von den Plaketten zu
gelten. Hier geht aber — für meinen Geschmack — Stilisie-
rung und Archaisierung zu weit. Wir müßten gerade in der
Plakette davon loskommen, ebenso von gewissen üblichen
Motiven, Satyrn, Putten u. dergl., die freilich stets gute Schul-
beispiele bleiben. Der Blick der Künstler, besonders der
jungen Generation, muß auch hierin auf die Gestalten unserer
Zeit gelenkt werden. Bei der liebenswürdigen Begabung und
überlegenen Auffassungskunst Johann Vierthalers ist auch auf
modernem Gebiet Gutes von ihm zu erwarten. — m.

johann
vierthaler-
münchen.

klein-
bronze:
»mädchen«

joh. vierthaler. kleinbronze: »manade mit bock«

VON DEN RICHTUNGEN DER KUNST.

Es gibt in der Kunst immer Richtungen, die
größere Strenge, Maßhalten, Berechnen
und Erwägungen des Verstandes begünstigen,
und andere, die mehr einen Rausch der Emp-
findung und des Sinnenlebens, losgelöst von
allen nüchternen Erwägungen, erstreben. Je
nach der Zeit und dem Individuum wird die
eine oder die andere Richtung die Ober-
hand haben. Aber es werden immer nur Mo-
mente oder vereinzelte Individuen sein, wo
beide Richtungen einen gerade fortlaufenden
Mittelweg ergeben; gewöhnlich wird die eine
oder die andere Seite stärkere Anziehungs-
kraft ausüben und die Mehrheit zu sich hin-
ziehen. — Einseitigkeiten muß man begehen,
um zu wissen, daß es Einseitigkeiten waren.
Und wir sind stets voll Sehnsucht nach einer
Sache; kaum haben wir sie aber erreicht, so
sehen wir, daß sie uns doch nicht allein glück-
lich zu machen vermag. moriz dreger.

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