DOI article:
Osborn, Max: Neue Arbeiten von Oskar Kaufmann
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.7380#0043
Neue Arbeiten von Oskar Kaufmann.
ARCHITEKT OSKAR KAUFMANN BERLIN.
modern empfunden und trug dabei doch auch
Züge der besten altberliner Baukunst, die nach
Messels und Ludwig Hoffmanns Vorgang von
den jüngeren Architekten der Hauptstadt jetzt
so gern benutzt werden, um zwischen der
Straßenerscheinung der Gegenwart und den
noch brauchbaren und entwicklungsfähigen Ele-
menten der geschichtlichen Überlieferung eine
freie Verbindung herzustellen. Das Motiv des
Vorplatzes kehrt dann beim Bremerhavener
Theater wieder, wo es zu einer schmucken
Piazzetta ausgestaltet wurde, die sich dem
benachbarten Marktplatz angliedert. Heiter
und kräftig erhebt sich im Fond dieses feinen
Plätzchens, für dessen Mitte ein Kaiser-Fried-
rich-Brunnen gedacht ist, das pavillonartig aus-
ladende Hauptrisalit des Vestibülbaus, flan-
kiert durch die Treppenhäuser, deren große
Flächen die festliche Munterkeit jenes Mittel-
baugliedes durch den Gegensatz effektvoll stei-
gern. Dahinter liegen der flachgedeckte Zu-
schauerraum und das hohe Bühnenhaus, von
Aus der Bibliothek Dr. Epstein.
einem Giebeldach und einem kleinen Kuppel-
aufsatz gekrönt, der für Entlüftung und Rauch-
abzug sorgt. Sehr hübsch ist die Rückfront mit
den Magazinbauten gestaltet, die an einen
Wasserarm grenzen. Im rechten Winkel an die
Theaterfassade anschließend — ohne Durch-
gang, so daß der Eindruck der Geschlossenheit
aufkommt — wird sich auf der Piazzetta ein
Nebengebäude erheben, das zuerst als Saalbau
gedacht war, dann aber für das neue Museum
der Stadtbestimmt wurde (und dementsprechend
eine andere Gestalt erhielt als auf unserer Ab-
bildung). So entstand ein kleines Forum der
Kunst, wie es wenige deutsche Städte heute
ihr eigen nennen können.
Im Hebbel-Theater hatte Kaufmann zuerst
gezeigt, wie er es versteht, zwischen Außenbau
und Innenausstattung eine Einheit herzustellen,
und mit welchem Geschick er seine architek-
tonischen Ideen vom Stein auf das Holz zu
übertragen weiß. Auch in den Einzelinterieurs,
die er in jüngster Zeit für mehrere Berliner
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ARCHITEKT OSKAR KAUFMANN BERLIN.
modern empfunden und trug dabei doch auch
Züge der besten altberliner Baukunst, die nach
Messels und Ludwig Hoffmanns Vorgang von
den jüngeren Architekten der Hauptstadt jetzt
so gern benutzt werden, um zwischen der
Straßenerscheinung der Gegenwart und den
noch brauchbaren und entwicklungsfähigen Ele-
menten der geschichtlichen Überlieferung eine
freie Verbindung herzustellen. Das Motiv des
Vorplatzes kehrt dann beim Bremerhavener
Theater wieder, wo es zu einer schmucken
Piazzetta ausgestaltet wurde, die sich dem
benachbarten Marktplatz angliedert. Heiter
und kräftig erhebt sich im Fond dieses feinen
Plätzchens, für dessen Mitte ein Kaiser-Fried-
rich-Brunnen gedacht ist, das pavillonartig aus-
ladende Hauptrisalit des Vestibülbaus, flan-
kiert durch die Treppenhäuser, deren große
Flächen die festliche Munterkeit jenes Mittel-
baugliedes durch den Gegensatz effektvoll stei-
gern. Dahinter liegen der flachgedeckte Zu-
schauerraum und das hohe Bühnenhaus, von
Aus der Bibliothek Dr. Epstein.
einem Giebeldach und einem kleinen Kuppel-
aufsatz gekrönt, der für Entlüftung und Rauch-
abzug sorgt. Sehr hübsch ist die Rückfront mit
den Magazinbauten gestaltet, die an einen
Wasserarm grenzen. Im rechten Winkel an die
Theaterfassade anschließend — ohne Durch-
gang, so daß der Eindruck der Geschlossenheit
aufkommt — wird sich auf der Piazzetta ein
Nebengebäude erheben, das zuerst als Saalbau
gedacht war, dann aber für das neue Museum
der Stadtbestimmt wurde (und dementsprechend
eine andere Gestalt erhielt als auf unserer Ab-
bildung). So entstand ein kleines Forum der
Kunst, wie es wenige deutsche Städte heute
ihr eigen nennen können.
Im Hebbel-Theater hatte Kaufmann zuerst
gezeigt, wie er es versteht, zwischen Außenbau
und Innenausstattung eine Einheit herzustellen,
und mit welchem Geschick er seine architek-
tonischen Ideen vom Stein auf das Holz zu
übertragen weiß. Auch in den Einzelinterieurs,
die er in jüngster Zeit für mehrere Berliner
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